Donnerstag, 14. Juni 2012

Mission Impossible? - Über die Motivation von Mitarbeitern


Wie viele Mitarbeiter gehen morgens hochmotiviert zur Arbeit? Gehören Sie dazu? Gehen Sie jeden Morgen motiviert durch die Tür Ihres Unternehmens und freuen sich darauf, das zu tun, was an Ihrem Arbeitsplatz auf Sie wartet? Motivation ist ein Thema, das immer wieder auf den Tischen der Personalabteilungen, Vorgesetzten und Mitarbeiter landet, denn oftmals fehlt es an Motivation. Ist die Mission, durchweg für zufriedene und motivierte Mitarbeiter zu sorgen, gar ein Hirngespinst? Ist es eine unmögliche Mission?

Was ist denn Motivation überhaupt? Laut Wikipedia bezeichnet Motivation „das auf emotionaler und neuronaler Aktivität (Aktivierung) beruhende Streben des Menschen nach Zielen oder wünschenswerten Zielobjekten. Motivation steigert die Handlungsbereitschaft und ist somit eine „Triebkraft“ für Verhalten.“ Aha. Soweit die offizielle Definition.

Da könnte man ja meinen, das in einem Unternehmen nur genug Anreize geschafft werden müssten, um die Motivation der Mitarbeiter und damit die Leistungsbereitschaft hoch zu halten. Nur funktioniert das irgendwie nicht so ganz. Wie sonst ließe es sich erklären, dass Unternehmen, die ihren Mitarbeitern ausgezeichnete Sozialpakete inklusive großartiger Gehälter anbieten, nur bedingt dauerhaft motivierte Mitarbeiter haben?

Es könnte an dem hierarchischen Denken unserer modernen Gesellschaft liegen. Daran, dass die Menschen nach Zielen oder Dingen streben, die der Norm unserer Gesellschaft entsprechen: Geld, Anerkennung, Macht, Prestige (mein Haus, mein Auto, meine Jacht).

In Unternehmen geht Motivation sehr oft einher mit Manipulation. Sie kennen das Bild vom Hasen, dem die Karotte an einer Angelschnur vor die Nase gehalten wird, damit er rennt. Doch er sieht die Karotte nur, ohne sie tatsächlich zu erreichen. Wäre keine Karotte sichtbar, würde er nicht rennen. In Unternehmen ist es nicht anders. Die vielen „Goodies“, die Annehmlichkeiten, die Mitarbeiter erhalten, sind nichts anderes als eine Manipulation, damit die Mitarbeiter überhaupt den Job machen. Angefangen beim Gehalt, über großzügige Fortbildungsmaßnahmen, Firmenwägen, Kinderbetreuung, bis hin zu gesponsorten Abteilungs- oder Firmenausflügen während der Arbeitszeit. Der Vielfalt der Motivationsfaktoren sind keine Grenzen gesetzt.

Diese Goodies werden oftmals schon als selbstverständlich von den Mitarbeitern angesehen, ja sie gehören regelrecht zur „Verhandlungsmasse“, bevor der Mitarbeiter sich überhaupt für ein Unternehmen entscheidet. Die spannende Frage lautet daher also: Wie viele Mitarbeiter würden dem Job, den sie heute machen, auch morgen noch nachgehen, wenn diese Motivationsfaktoren wegfielen? Wer würde tatsächlich seinen Job weiter ausführen, wenn er nur noch die Hälfte des Gehaltes bekäme und die Urlaubstage auf 10 schrumpfen würden? Autsch…diese Frage tut weh, denn plötzlich wird offensichtlich, dass noch eine andere Komponente ins Spiel kommt.

Dauerhafte Motivation kann nicht allein durch externe, in Aussicht gestellte Faktoren hervorgelockt werden. Oder wieso, denken Sie, sind zahlreiche wohlhabende und anerkannte Menschen, die scheinbar alles erreicht haben, trotzdem depressiv, unglücklich oder gelangweilt?

Wie die offizielle Definition sagt, ist Motivation das Streben des Menschen nach Zielen oder wünschenswerten Zielobjekten. Hierbei gibt es jedoch einen großen Unterschied, ob es Ego-gesteuerte Ziele sind, oder solche die von Herzen kommen. Ego-gesteuerte Ziele führen nur temporär zur Motivation. Das Ego meint, etwas erreichen oder besitzen zu „müssen“. Sie haben vielleicht schon Menschen sagen hören  „Wenn ich das erst erreicht habe, dann bin ich zufrieden und glücklich“ oder „Wenn ich die Position habe, dann habe ich mein Ziel erreicht“. Doch diese Ego-gesteuerte Motivation verhält sich genauso, wie das emotional getriebene Shopping-Syndrom. Kennen Sie das? Sie hatten einen stressigen Tag, oder sind nicht so gut drauf und versuchen sich zu aufzuheitern oder abzulenken, indem Sie sich sagen „ich gönne mir etwas“. Daraufhin gehen Sie shoppen, kaufen eine Hose, Bluse, Handy, oder sonst etwas, von dem Ihr Ego meint, dass es schön wäre zu haben. In dem Moment, wo Sie es kaufen, freuen Sie sich. Ihre Laune ist kurzfristig oben. Alles ist gut. Doch kaum sind sie zuhause, wird das Objekt der Begierde zur Gewohnheit. Sie haben es ja. Die Motivation sinkt wieder.

Anders ist es bei Zielen, die aus einer tiefer liegenden Quelle gespeist werden. Nicht von dem Verstand, nicht von dem Ego, nicht von dem Gedanken „Schneller, weiter, höher, noch mehr“. Die Quelle dieser Ziele heißt „Inspiration“. Da wo Inspiration ist, passiert Motivation von alleine. Da rennt der Hase von selbst, ohne dass er eine Möhre vor der Nase baumeln hat. Motivation steigert die Handlungsbereitschaft? Bei Inspiration handeln Sie einfach, da muss nichts gesteigert werden, weil Sie für etwas brennen. Wenn Sie inspiriert sind, haben Sie Ideen, sind im Fluss und haben eine Grundfreude an dem, was Sie tun, selbst wenn es zwischendrin einmal eine Aufgabe zu erledigen gibt, die nicht so spannend ist.

Doch Inspiration ist in der Arbeitswelt leider nicht Standard. Die meisten arbeiten heute für ein Unternehmen, weil sie sich der Illusion von Sicherheit hingeben. Für ein „gutes“, stabiles Unternehmen zu arbeiten, das am Markt etabliert ist und auch noch zahlreiche soziale Annehmlichkeiten bietet, wird als sicher eingestuft. Der Mitarbeiter fühlt sich sicher, weil er jeden Monat sein Gehalt bekommt und ihm ja scheinbar nichts passieren kann, solange er einen einigermaßen guten Job macht. Doch genau das ist die Krux. Die Motivation, für das Unternehmen zu arbeiten, basiert in dem Fall auf einer Illusion, auf dem Schein der Sicherheit. Darauf, dass „man einen sicheren Job hat“. Nur ehrlich, was ist heutzutage schon sicher? Schauen Sie sich große, scheinbar stabile Konzerne an, die plötzlich ganze Standorte schließen. Es gibt keine Sicherheit. Die einzige Sicherheit, die es im Leben gibt, ist, dass wir alle irgendwann einmal sterben. That’s it. Das ist die einzige Sicherheit, die wir haben. Doch das Streben nach Sicherheit – und damit sind wir wieder beim Streben – ist interessanterweise der Motivator Nummer eins. Die Mitarbeiter wollen es gut, bequem und sicher haben im Leben. Deswegen sind auch Change Management Prozesse immer so nerven-aufreibend, denn – Oh Schreck – plötzlich gerät die vermeintliche Sicherheit ins Wanken.

Hinter dem Streben nach Sicherheit steckt schlicht und ergreifend Angst. Angst ums nackte Überleben. Die Annehmlichkeiten, die in Unternehmen als Motivationsfaktoren angeboten werden, spielen also maßgeblich mit dem Faktor „Sicherheit“ bzw. nutzen die unbewusste Angst der Mitarbeiter, um sie zu manipulieren.

Wie wäre es, wenn ein anderes Spiel gespielt würde? Wenn es nur noch inspirierte Mitarbeiter gäbe, die freiwillig für ein Unternehmen arbeiten und nicht weil am Ende des Monats ein schickes Gehalt rauspurzelt oder sie in der Hierarchie weiterkommen? Wie schafft es ein Unternehmen, die Inspiration seiner Mitarbeiter zu wecken bzw. zu fördern?

Inspiration kommt von „lat. inspiratio = Beseelung, Einhauchen von „spiritus“ = Leben, Seele, Geist“ (Definition Wikipedia). Ein inspirierter Mitarbeiter ist also eine Person, der Leben eingehaucht wird oder – in unternehmens-deutsch gesprochen - die von der Unternehmensvision begeistert bzw. beseelt ist, diese mitträgt und lebendig bei der Sache ist. Gefährliche Frage: Wie viele Leute, insbesondere in großen Konzernen, fristen ein tristes Dasein, machen einen „9 to 5 job“ und schlafen vor sich hin?

Was ist die Vision Ihres Unternehmens? Kennen Sie diese überhaupt? Ist die Vision für alle Mitarbeiter klar? Oftmals ist eine Vision dem Top Management klar, wird jedoch nicht unbedingt klar und verständlich an die Mitarbeiter kommuniziert. Wenn die Mitarbeiter nicht im Boot sind, nicht wissen, was ihr Beitrag zur Erreichung der Vision ist, oder die Vision gar komplett ablehnen, tut sich das Unternehmen langfristig keinen Gefallen.

Neulich fragte mich ein Geschäftsführer folgendes: „Wir wollen die Management-Strategie in unserer kleinen Firma ändern. Es gibt einen Mitarbeiter, der bisher nicht dafür zu haben ist. Wie kann ich den motivieren, die neue Strategie mitzutragen, anstatt das Vorhaben zu bremsen?“ Veränderung bedeutet zunächst einmal Ungewissheit. Die Mitarbeiter werden aus dem bisher Bekannten rausgerissen und haben unbewusst Angst. Da Angst in unserer Gesellschaft wiederum als ein Gefühl angesehen wird, das es zu vermeiden gilt (anstatt sie einfach kreativ zu nutzen), ist es fast natürlich, dass Mitarbeiter auf Veränderungs-maßnahmen zunächst mit Abwehr reagieren. Die gängige Meinung ist, dass es Angst zu vermeiden gilt, weil sie blockiert, man als Angsthase bloßgestellt wird, als unglaubwürdig und feige gilt und sie schlichtweg negativ ist. Das ist das, was uns beigebracht wird.

Tatsächlich ist Angst jedoch eine neutrale Kraft und Energie, die uns professionell dient (wie übrigens die anderen Gefühle Wut, Freude und Traurigkeit auch. Mehr dazu siehe Artikel „BUSINESS SPECIAL: Change Management - Der Lava-Effekt: über verbrannte Erde und
Motivationsstarre“
). Mit der Angst können wir in unbekanntes Gebiet gehen, kreativ und innovativ sein und Pläne machen. Genau das macht jemand, der inspiriert ist. Jemand der inspiriert und damit motiviert ist, lebt sein Potenzial, bringt seine Talente zum Einsatz ist kreativ und bereit über seine Grenzen hinaus zu gehen.

Die Frage wäre in dem konkreten Fall also im ersten Schritt, was inspiriert den Mitarbeiter grundsätzlich für die Firma zu arbeiten? Und im zweiten Schritt wäre die Frage, welches Potenzial und welches besondere Talent des Mitarbeiters würden durch die neue Management-Strategie zum Tragen kommen? Sobald er klar erkennen kann, dass sein Talent gefragt ist und vor allem auch offenkundig WERTGESCHÄTZT wird, ist er inspiriert die Veränderung auch mitzutragen.

Oftmals ist genau das die Schwierigkeit bei Change Management Prozessen. Die Mitarbeiter haben kein klares Bild, wo sie bei der Veränderung bleiben, was das für ihr Potenzial und ihre Talente bedeutet. In welcher Firma wird da schon ausdrücklich Wert drauf gelegt? Meist wird eine neue Zielrichtung vom Top-Management vorgegeben und durchgezogen. Alle anderen haben hinterher zu kommen. Doch es gilt, die Mitarbeiter ins Boot zu holen und nicht mehr nur Zahlen und Profite im Visir zu haben. Die Mitarbeiter sind das Kapital einer Firma, ihre Inspiration ist der Garant für Erfolg. Und die kann nur auflodern, wo es eine Unternehmens-Vision gibt, für die es sich zu arbeiten und zu leben lohnt und die ermöglicht, dass die individuellen Talente zum Einsatz kommen.

Die Wertschätzung der individuellen Talente ist unabdingbar um die Inspiration von Mitarbeitern zu fördern. Und ich spreche hier von aufrichtiger Wertschätzung und nicht von Manipulation. Manipulation wäre so etwas wie „Müller, das haben sie aber toll gemacht. Wir sollten uns über eine Gehaltserhöhung unterhalten.“ Damit sind Sie wieder bei den „externen“ Motivationsfaktoren, der Karotte und dem Hasen. Es geht auch nicht darum, zu sagen „Sie haben aber eine schicke Krawatte“ oder „Die neue Frisur steht Ihnen gut.“ Aufrichtige Wertschätzung bedeutet, die Talente und damit Seins-Eigenschaften eines Mitarbeiters wertzuschätzen. Wenn Sie Seins-Eigenschaften wertschätzen, dann sagen Sie wie jemand IST, z. B. „Sie sind ein Mensch mit sehr viel Feingefühl. Ich schätze es, wie Sie die Kollegen in kritischen Situationen einfangen.“

Aufrichtige Wertschätzung ist selten geworden in unserer Gesellschaft und vor allem in  Unternehmen. Kürzlich erst sagte mir ein Top-Manager, er könne Wertschätzung gar nicht richtig annehmen, er könne das kaum aushalten und würde das immer schnell abtun. Ja, wir sind es nicht mehr gewohnt, dass wir als Person, als Mensch in unserem Sein wertgeschätzt werden. Doch in dem Moment, in dem Sie jemanden in seinem Sein wertschätzen, geben Sie ihm zu verstehen, dass Sie ihn sehen. Und als Mensch mit Potenzial und Talent wirklich gesehen zu werden, inspiriert (übrigens sowohl den Geber als auch den Empfänger).

Ob ein Mitarbeiter inspiriert ist von einem Projekt, oder generell von seiner Arbeit, können Sie übrigens an den Augen erkennen. Wenn jemand wirklich inspiriert ist, dann brennt er förmlich für etwas und diese Flamme, diesen Funken sehen Sie in den Augen. Es wäre also spannend morgen einmal mit dem „Blick für die Flamme“ in die Firma zu gehen. Oder fragen Sie gelegentlich in der Kaffee-Küche ihre Mitarbeiter und Kollegen einmal „Wofür brennen Sie? Was inspiriert Sie?“ Die Menschen lieben es in der Regel über das zu sprechen, wofür Sie brennen, doch welche Firma interessiert das heutzutage? Läuten Sie eine neue Ära ein. Holen Sie die Mitarbeiter und Kollegen ab und ermöglichen Sie, dass der „Spiritus“ damit in Ihrem Unternehmen durch die Büros und Gänge fliegt.
                                                                          (Autorin: Nicola Nagel)


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