Donnerstag, 13. September 2012

Management-Strategie: Die Befreiung der Arbeit



Kürzlich führte ich ein sehr bereicherndes Gespräch mit einem HR Direktor eines großen Konzerns. Während dieses Gespräches war schnell klar, dass die aktuelle Strategie, eine immer höhere Wertschöpfung zu erreichen, auf Dauer ein selbstmörderisches Paradigma ist. Selbstmörderisch sowohl für die Mitarbeiter, als auch das Unternehmen als Ganzes. Eigentlich muss komplett ein Wandel weg vom Wertschöpfungsdenken hin zum Wertschätzungsdenken stattfinden. Doch wie soll es möglich sein, aus der Wertschöpfungs-Mühle herauszukommen, die seit der industriellen Revolution unser Denken bestimmt?

Zum einen kann so eine grundlegende Änderung sicher nicht von heute auf morgen erfolgen. Etablierte Unternehmen, die seit Jahren erfolgreich sind und eine an Wertschöpfung und Gewinnen gemessene Strategie fahren, verhalten sich wie ein riesiger Dampfer auf hoher See. Wenn Sie solch einen Dampfer ein rechtwinkliges Manöver fahren lassen wollen, dann fährt er aufgrund seiner Masse zunächst einmal weiter geradeaus, bis er schließlich langsamer wird und der neu eingegebene Kurs greift.

Zum anderen steht eines ganz sicher fest: die Unternehmensstrategie grundlegend zu ändern, erfordert sehr viel Mut. Eine Neuausrichtung würde bedeuten, den gängigen Gesetzen des Wettbewerbs nicht mehr zu folgen, sondern neue Unternehmenswerte zu etablieren. Ist so etwas überhaupt möglich? Ja, so etwas ist möglich. Die Firma Semco aus Brasilien macht es vor. Im Folgenden möchte ich gerne einen interessanten Artikel mit Ihnen teilen, der über die Firma Semco erschienen ist.

Die Befreiung der Arbeit: Das 7-Tage- Wochenende
Weltweit starren Manager fassungslos auf die Firma Semco: Was dort passiert, widerspricht allem, an was sie glauben. Die 3000 Mitarbeiter wählen ihre Vorgesetzten, bestimmen ihre eigenen Arbeitszeiten und Gehälter. Es gibt keine Geschäftspläne, keine Personalabteilung, fast keine Hierarchie. Alle Gewinne werden per Abstimmung aufgeteilt, die Gehälter und sämtliche Geschäftsbücher sind für alle einsehbar, die Emails dafür strikt privat und wie viel Geld die Mitarbeiter für Geschäftsreisen oder ihre Computer ausgeben, ist ihnen selbst überlassen.
Respekt als Erfolgsrezept
Was für heutige Personalchefs klingen mag, wie ein anarchischer Alptraum, ist in Wirklichkeit eine Erfolgsgeschichte. Seit das Unternehmen von Inhaber Ricardo Semler umgestellt wurde, stiegen die Gewinne von 35 Millionen auf 220 Millionen Dollar. Und nicht nur die Zahlen geben Semler recht, sondern vor allem die Mitarbeiter: Die Fluktuationsrate bei Semco liegt unter einem Prozent. Das Rezept ist einfach: Behandele deine Mitarbeiter wie Erwachsene, dann verhalten sie sich auch so. Je mehr Freiheiten du ihnen gibst, desto produktiver, zufriedener und innovativer werden sie. Ein Unternehmen besteht aus erwachsenen gleichberechtigten Menschen, nicht aus Arbeitskräften. Jeder hat das Recht, sich frei zu entfalten und eine gesunde Balance zwischen Beruf und Privatleben zu finden. Entgegen allem, was man aktuell zu glauben scheint, machen Druck und Stress Menschen nicht produktiv, sondern ganz einfach nur kaputt. Und dabei verliert das Unternehmen letztlich genauso wie der Mensch. Es geht Semler um ein neues Verständnis von Arbeit: Eine Firma ist ein Gemeinschaftsprojekt, im besten Fall eine geteilte Leidenschaft. Die Gesellschaft hat uns das allerdings anders beigebracht, wir sollen uns als Steinmetze, Maler und Hilfsarbeiter sehen, nicht als Kathedralen-Schöpfer. Bei Semco sind die Mitarbeiter essenzieller Teil eines Ganzen, sie sind Mit-Schöpfer, nicht bloß ein Rädchen im System. Sie haben Ideen, sie verstehen
ihre Arbeit, sie wissen, was sie wert ist.
Vertrauen statt Kontrolle
Aber unsere Personalchefs glauben noch immer, dass man Angestellte kontrollieren muss, über Stechuhren, feste Arbeitszeiten, Produktivitäts-Reports und Email-Spionage. Semco hat das alles aufgegeben und die Kontrolle durch Vertrauen ersetzt – und mal im Ernst: Wer will eigentlich mit Leuten zusammenarbeiten, denen man nicht trauen kann? Für Semler ist der Kontrollwahn der meisten Unternehmen einfach nur noch verrückt. Seine Mitarbeiter erziehen ihre Kinder und wählen Gouverneure, es sind erwachsene Menschen, die selbst am besten wissen, was sie möchten und brauchen. “Es ist völlig verrückt, diese Idee, dass die Menschen immer noch so fixiert darauf sind, wie etwas gemacht wird. Bei uns sagt keiner: ‘Du bist fünf Minuten zu spät’ oder ‘warum geht dieser Fabrikarbeiter schon wieder aufs Klo?’ [...] Wenn Du dich bei Semco im Büro umsiehst, sind da immer jede Menge leere Plätze. Die Frage ist: Wo sind diese Leute? Ich hab nicht die leiseste Idee und es interessiert mich auch nicht. Es interessiert mich in dem Sinne nicht, dass ich nicht sicherstellen möchte, dass meine Mitarbeiter zur Arbeit kommen und der Firma eine bestimmte Anzahl Stunden pro Tag geben. Wer braucht eine bestimmte Anzahl Stunden pro Tag? Wir brauchen Leute, die ein bestimmtes Ergebnis abliefern. Mit vier Stunden, acht Stunden oder zwölf Stunden im Büro – sonntags kommen und Montags zu Hause bleiben. Es ist irrelevant für mich”, erklärt Semler seltsam einleuchtend.
Keine Hierachie, dafür Teams
Semco ist etwas, dass es laut dem Menschenbild heutiger Manager eigentlich gar nicht geben dürfte. Und wenn doch, dann dürfte es nicht funktionieren. Tut es aber. Drei Fragen hört Semler immer wieder: Macht ihr das wirklich so? Funktioniert es ganz im Ernst? Und: Was jetzt? Die ersten zwei sind einfach zu beantworten: “Wir machen das jetzt seit 25 Jahren, so ziemlicher jeder, den es wirklich interessiert, ist hergekommen, um zu sehen, ob es wahr ist. Und unsere Zahlen sind über jeden Zweifel erhaben”, sagt Semler selbstbewusst.    Für ihn war das Aufbrechen der Unternehmensstruktur von Anfang an keine Traumtänzerei, sondern vielmehr die einzig mögliche Antwort auf unsere unmenschliche Arbeitswelt. Er hat es auf die harte Tour gelernt, wachte selbst erst auf, als er kollabierte und mit Komplett-Burnout in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Das war der Punkt, an dem er beschloss, seine geistige und körperliche Gesundheit nie mehr dem Job unterzuordnen – und das auch von seinen Angestellten nicht zu verlangen. Dass der Wahnsinn ein Ende haben muss. “Wenn man es sich genauer ansieht, muss man feststellen, dass das traditionelle System nicht funktioniert. Und das ist der Anreiz, sich nach etwas anderem umzusehen” – so einfach sieht Semler das. Doch es fehlt vielen Unternehmern noch immer schwer, die Kontrolle loszulassen. Denn heutige Firmen sind nicht aufgebaut wie Orte des Schöpfens, sondern wie das Militär: mit einer hierarchischen Machtstruktur, mit Befehlsgebern und -empfängern. Semco hingegen ist in konzentrischen und durchlässigen Kreisen aufgebaut, es gibt keine Arbeitstitel, keine festen Büros. Niemand muss zur Arbeit kommen, ob von zu Hause, aus dem Dschungel oder einem Cafe an der Strandpromenade gearbeitet wird, ist den einzelnen Mitarbeitern und Teams selbst überlassen. Diese Teams sind das Herzstück von Semco. Die Menschen arbeiten in Gruppen, die jeweils ein Produkt oder ein Zwischenprodukt selbstständig fertigstellen. Wie sie das machen, in welcher Zeit und mit welchem Geld, das ist ihre Sache. Wer zwischendurch schlafen will, geht einfach in den Firmengarten und legt sich für ein paar Stunden in die Hängematte – wer müde ist, macht ja eh nur Fehler.
Die Firma ohne Personalabteilung
Semco hat 3000 Mitarbeiter, aber keine Personalabteilung, da steht dem traditionellen Unternehmer der Angstschweiß auf der Stirn. Wer stellt diese Leute ein? Wer überprüft die Leistung? Das machen die Angestellten alles selbst. Stellt ein Team fest, dass eine neue Person gebraucht wird, schreibt sie im Intranet der Firma ein entsprechendes Meeting aus. Das ist natürlich freiwillig: Alle können kommen, keiner muss. “Wir wollen nicht, dass irgendwer in etwas verwickelt wird, was ihn nicht interessiert, deshalb sind alle Meetings freiwillig. Das heißt die Meetings werden bekanntgegeben und wer interessiert ist, kann und wird vorbeikommen und soll in dem Moment den Raum wieder verlassen, wenn es anfängt, ihn zu langweilen”, erklärt Semler die Meeting-Philosophie. Leute, die mitten in einem Meeting gehen, weil es sie langweilt – das würde so manchen Vorgesetzten in den Wahnsinn treiben. Aber bei Semco sollen eben nur die Menschen eine Entscheidung treffen und tragen, die es unmittelbar angeht und interessiert. Auf so einem Meeting könnte zum Beispiel beschlossen werden, dass neuer Mitarbeiter gebraucht wird und was er oder sie können muss. Dann wird gemeinschaftlich eine Annonce geschrieben, und sobald die Bewerbungen kommen, werden sie im Team aufgeteilt: Jeder, der möchte, nimmt einfach ein paar mit nach Hause und bringt die interessantesten dann wieder mit. Statt Vorstellungsgesprächen gibt es ein Gruppengespräch mit allen Kandidaten gleichzeitig – auch hier darf kommen, wer will. Die einzigen Mitarbeiter, die regelmäßig formal bewertet werden, sind jene in Entscheidungs-Positionen – und zwar von allen anderen. Sollte einer dieser Manager wiederholt schlechte Bewertungen kriegen, geht er für gewöhnlich von selbst.
Gruppenzwang
Tatsächlich regeln die Teams fast alles unter sich. Macht jemand keinen guten Job, so wird das im Team diskutiert, oder ein Meeting einberufen. Wer sich ein hohes Gehalt zuteilt, erhöht damit auch die Erwartungen des Teams und den Leistungsdruck. Aber auch die Mitarbeiter haben mittlerweile ein anderes Verhältnis zur Arbeit: Wenn jemand einen Haufen Geld verdient, die ganze Woche eigentlich nur Golf spielt, aber trotzdem einen guten Job macht und seine Aufgaben erledigt – wen kümmert’s dann? Was zählt, ist das Ergebnis. Eine Studie von CNN hat festgestellt, dass die Mitarbeiter bei Semco eine sehr viel gesündere Balance zwischen Privatleben und Beruf haben, sich mehr Zeit für Beziehungen, Kinder und Hobbys nehmen, aber gleichzeitig auch ungewöhnlich hohen Einsatz und bemerkenswerte Leistungen im Beruf zeigen. Nicht trotz, sondern wegen der Freiheiten. Für Semler ist das wenig verwunderlich: Menschen müssen sich entfalten können, um ihr Potenzial optimal einzubringen.
Und es funktioniert
Semler ist sich sicher: Sein Konzept funktioniert überall. Er selbst hat es in Fabriken ebenso eingesetzt, wie in IT-Büros. Tatsächlich ist es eigentlich andersherum – es funktioniert überhaupt nur so. Unsere derzeitige Arbeitswelt mit ihren Burn-Out-Syndromen, mit Mobbing, Stress, Magengeschwüren und Depressionen funktioniert nämlich eben nicht, sie ist fortgesetzter Wahnsinn. Es wird Zeit, dass wir eine Gesellschaft erschaffen, in der Beruf wieder mit Berufung und Leidenschaft assoziiert wird, nicht mit Sklaverei und Ausbeutung. In der Menschen wieder freie Entscheidungen treffen können und mit Respekt behandelt werden. In der Privatleben und Arbeit gleichwertig sind – auch für die Vorgesetzten. Es wird Zeit für das 7-Tage-Wochenende!

Von Ricardo Semmler sind mehrere Bücher erschienen darunter: “The Seven-Day Weekend: A Better Way to Work in the 21st Century” und “Das Semco System: Management ohne Manager”.                                                                              Autor: David Rotter


Es ist also möglich, eine  Firma unter neuen Prämissen zu führen. Jetzt werden einige Leser berechtigterweise sagen  „Ja das ist Wunschdenken. So einfach ist das nicht, wenn eine Firma seit Jahrzehnten etabliert ist und feste Strukturen hat.“ Wohl wahr. Dafür braucht es massives Umdenken bei allen Beteiligten und die Bereitschaft absolute Verantwortung für sich und seinen Job zu übernehmen. Eine Veränderung dieser Größenordnung auch nur ansatzweise in einem bestehenden Konzern zu etablieren verlangt ein neues Bewusstsein. Ein Bewusstsein in jedem einzelnen Mitarbeiter, welches Spiel bisher gespielt wurde und welche neuen Möglichkeiten es gibt. Es geht darum zu erkennen, welche zwischenmenschlichen und manipulativen Dynamiken am Werk sind und diese durch neue, nachhaltige Soft Skills zu ersetzen, die einen hohen Grad an Klarheit und Verantwortung erzeugen und herkömmliche Verhaltensweisen verbessern und erweitern. Wie Einstein bereits sagte, ein Problem kann nicht auf der gleichen Bewusstseinsebene gelöst werden, auf der es entstanden ist. Es ist also entscheidend, die Mitarbeiter ins Boot zu holen und ihnen zu ermöglichen, eine neue Bewusstseinsebene durch Klarheit, Unterscheidungen und neue Fertigkeiten zu erreichen. 

Die Krankheitsraten in den Unternehmen - insbesondere die rapide ansteigende Zahl von Burnout Fällen - zeigen deutlich, dass eine Veränderung unabdingbar ist. Und dafür braucht es Vorstände, Manager und Mitarbeiter, die den Mut haben, voranzugehen. Das heißt keineswegs, dass nun jede Firma dem Beispiel Semco stehenden Fußes folgen soll. Wie bereits erwähnt, ein Ozeandampfer hat ein Momentum. Doch jede Richtungsänderung beginnt mit dem ersten Schritt.    
                                                                             

(Autorin: Nicola Nagel)


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Auf der Suche nach dem Sinn... - Piratisieren Sie Ihr Leben!



In letzter Zeit begegne ich zahlreichen Menschen, die sich alle mit den gleichen Fragen beschäftigen: Warum bin ich eigentlich hier? Was ist der Sinn? Ist das, was ich bisher gemacht habe, alles? Was ist meine Aufgabe?

Haben Sie sich diese Fragen auch schon einmal gestellt? Etwas liegt in der Luft. Immer mehr Menschen wachen auf, sehnen sich nach Erfüllung im Leben, suchen nach ihrem wahren Potenzial und stellen das, was sie bisher gemacht haben, in Frage. Ein Wind von Veränderung und Piratentum liegt in der Luft. Und mit Piratentum meine ich keine politische Orientierung. Ich spreche von den ursprünglichen, den wahren Piraten.

Kennen Sie Captain Jack Sparrow aus dem Film „Fluch der Karibik“? Das meine ich mit Pirat. Ein Pirat kennt weder Grenzen noch Regeln und kreiert aus den gegenwärtigen Umständen völlig neue Möglichkeiten, die eine Sekunde vorher noch nicht sichtbar waren. Harbigarrr! – wie es in Piratensprache so schön heißt. Doch wie stellt man das an? Wie kommen Sie dahin? Wie kreieren Sie für sich Möglichkeiten, die Sie erfüllen und für Sie Sinn machen?

Es gibt drei verschiedene Zyklen in diesem Prozess.

1. Zyklus: Der graue Fisch in der Masse
In dieser Phase sind Sie da, wo Sie sind. Ein Teil der Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die darauf trainiert ist, dass es um Sicherheit im Leben geht. Sicherheit in Form von Geld, Versicherungen, Besitztümern. „Haste was, dann biste was“ ist das Motto. Es ist ein permanenter Konkurrenzkampf um noch mehr Profit, Anerkennung, Macht und Wohlstand. Um in dieser Gesellschaft überleben zu können, hat jeder von uns eine perfekt antrainierte Maske aufgesetzt. Eine Maske, hinter der unser wahres Sein nicht erkannt wird. Eine Maske, die unsere Verletzlichkeit verbirgt und unsere Authentizität verschleiert. Das ist nicht gut und nicht schlecht. Es ist einfach wie es ist. Und: es produziert bestimmte Ergebnisse. Diese Ergebnisse werden zunehmend offensichtlich z. B. in Form einer rapide ansteigenden Anzahl von Menschen mit Burnout Syndrom (die offizielle Ziffer liegt bei knapp10 Millionen) oder anderen psychosomatischen Krankheiten. Der physische Körper und/oder die Psyche fangen an zu rebellieren.

Jeder Mensch hat seine persönliche Überlebensstrategie, die sich über die Jahre aus Erziehung, Meinungen, Glaubenssätzen, Geschichten, gesellschaftlichen Regeln, Kultur, Religion und weiteren Prägungen geformt hat. Dabei gibt es verschiedene Überlebensstrategien. Jeder lebt in seiner eigenen Welt oder Box. Sie können sich Ihre persönliche Überlebensstrategie wirklich als eine große Box vorstellen, wo es in der Mitte schön sicher und kuschelig warm ist. Je näher Sie an den Rand kommen, desto gefährlicher wird es, desto mehr springt Ihre Überlebensstrategie an, um sie vor dem zu schützen, was außerhalb Ihrer Box liegt. Haben Sie es schon einmal erlebt, dass Sie eine Meinung hatten, z. B. dass die Tomaten grundsätzlich in Scheiben geschnitten werden für den Salat und dann kommt jemand daher, kocht mit Ihnen und schneidet die Tomaten in Würfel? Juhuuu, da springt doch gleich die Box an und Sie hörten sich womöglich sagen „Nicht so, die Tomaten müssen in Scheiben geschnitten werden“. Oder denken Sie nur an das klassische Beispiel mit der Zahnpastatube oder dem Toilettendeckel. Jeder Mensch lebt in seinen eigenen Ideologien und Glaubenssätzen, eben in seiner Box und Dinge, die unserem sicheren Box-Empfinden nicht entsprechen, bekämpfen wir oder blenden wir ganz aus.

Grob gesagt gibt es 18 Standard Boxen, also 18 Überlebensstrategien, die immer wieder auftauchen. Zum Beispiel kann es sein, dass es Ihre Strategie ist, immer ein netter Junge oder ein nettes Mädchen zu sein und es allen anderen Recht zu machen. Vielleicht ist Ihre Strategie auch, der Fußabtreter für andere zu sein. Oder Sie spielen gerne den Clown (eine detaillierte Beschreibung der 18 Standard Boxen finden Sie in dem Buch „Wahre Liebe im Alltag“ von Clinton Callahan). Welche Strategie es auch sein mag, sie gilt allein dem Überleben. Kennen Sie den Film „Surrogates – Mein zweites Ich“ mit Bruce Willis? Schauen Sie sich diesen Film an. Er spiegelt brillant wieder, was in unserer modernen Gesellschaft los ist. Wir versuchen uns anzupassen, nicht aus dem Rahmen zu fallen, die Erwartungen anderer zu erfüllen und verstecken oder vergessen gar uns selbst und unser wahres Sein. Wir schwimmen sozusagen als grauer Fisch in der Masse mit.

Experiment:
Ich möchte Sie an dieser Stelle einladen, einmal Ihre Überlebensstrategie, Ihre Box zu beleuchten. Dies ist ein gefährliches Experiment. Gefährlich im Sinne von „unbequem für Ihre Box“. Gleichzeitig ist es ein wertvoller Schritt, wenn Sie Ihr Potenzial finden wollen. Das Experiment besteht darin, dass Sie zwei bis drei Personen auswählen, denen Sie vertrauen. Das kann eine Freundin, Ihr Partner, der Chef oder Arbeitskollege sein. Nehmen Sie jemanden, der Sie schon eine Weile kennt. Setzen Sie sich gemeinsam gegenüber hin (ohne Tisch in der Mitte) und bitten Sie Ihr Gegenüber nun um Unterstützung. Sagen Sie ihm, dass Sie ein Experiment in Bewusstheit machen und bitten Sie ihn, auf die folgende Frage aufrichtig zu antworten. Nun fragen Sie ihn (oder sie): „Was, würdest Du sagen, ist meine Verteidigungsstrategie, um mich nicht authentisch zu zeigen und um meine Weltanschauung zu verteidigen? Wie würdest Du meine Überlebensstrategie beschreiben?“ Sitzen Sie in einer offenen Körperhaltung da (Füße auf dem Boden, Hände auf den Oberschenkeln) und lassen Sie sich von dem Feedback treffen. Sie hören nur zu. Keine Diskussion. Machen Sie sich Notizen, vor allem von den Anmerkungen, die Sie wirklich ätzend finden. Sie könnten Ihr Gegenüber auch fragen „Was tue ich, um authentischen Kontakt zu vermeiden?“

Lernen Sie Ihre Überlebensstrategie kennen. Sie können auch für sich einige aufschreiben Ich bin sicher, dass Ihnen bereits mindestens 5 Punkte eingefallen sind; und der Verstand ist sooo clever, diese gleich im Nirwana verschwinden zu lassen. Sie merken also, die Überlebensstrategie funktioniert perfekt. Beobachten Sie sich selbst.

Wenn unsere unbewusste Überlebensstrategie unser Leben beherrscht, dann leben wir unser Potenzial nicht. Dann leben wir ein Leben, das für unsere Box bequem und sicher, aber alles andere als erfüllend ist.

2. Zyklus: Der Pirat wird sichtbar
Der 2. Zyklus beginnt, wenn etwas in Ihnen anfängt zu rebellieren, wenn der Teil, der Sie wirklich ausmacht, zum Leben erweckt werden will. Doch genau an diesem Punkt wird es bereits spannend.
Kürzlich traf ich auf einer Bergwanderung einen Mann, dessen Potenzial nur darauf wartet, sich auszudehnen und in die Welt hinein zu explodieren. Ich sah diese unglaubliche Kraft, die in ihm wohnt, die Begeisterung neue Wege zu gehen, den Wunsch sich auf seine Berufung zurückzubesinnen. Und dann sagte er etwas, das viele Menschen zweifeln läßt, genau das zu tun. Lassen Sie es mich lapidar in dem Satz zusammenfassen „Ich weis nicht wie und was sollen denn die anderen in meinem Umfeld denken, vor allem die Familie.“
Ja, was werden die wohl denken?

Lassen Sie mich eine Gegenfrage stellen: Wessen Leben leben Sie? Ihres oder das der anderen, Ihrer Eltern, Ihres Partners, Ihres Chefs, der Gesellschaft?

In Stufe 2 ist es notwendig, dass Sie wieder lernen auf ihre eigene innere Stimme und Ihr inneres Navigationssystem zu hören. Wenn Sie mit dem Auto den Weg suchen, schalten Sie das Navi an. Wenn Sie den Sinn und Ihre Berufung im Leben finden wollen, warum machen Sie dann nicht das gleiche mit ihrem inneren Navigationssystem? Um dieses voll zu aktivieren, ist es entscheidend, dass Sie Ihre Gefühle wieder in Besitz nehmen – Wut, Freude, Traurigkeit und Angst. Diese 4 entscheidenden Gefühls-Territorien ermöglichen Ihnen Zugang zu den archetypischen, d. h. ursprünglichen Kräften des Kriegers (Wut), des Königs (Freude), des Liebenden oder Kommunikators (Traurigkeit) und des Magiers (Angst). Im zweiten Zyklus nehmen Sie diese Kräfte wieder voll in Besitz und aktivieren damit Ihren inneren Lebens-Wegweiser, der Sie zielsicher zu Ihrer Berufung führt, wo Ihr Potenzial voll zum Einsatz kommt (Buch-Tipp: „Die Kraft des bewussten Fühlens“ von Clinton Callahan). Sie entfachen wieder das Feuer in sich und passen Ihr inneres Nervensystem darauf an, wozu es entworfen ist: 100% Maximum aller Gefühle erleben und navigieren zu können, um Ihrer Berufung nachzugehen und auf Ihre persönliche Art und Weise einen Beitrag in dieser Welt zu leisten. Der Pirat in Ihnen erwacht. Harbigarrr!

Die Sache ist die: Wenn Sie diesen zweiten Schritt durchlaufen, wechseln Sie Ihr Dasein von einem grauen Fisch zu einem  prächtigen Löwen. Das bedeutet, Sie werden sichtbar. Als grauer Fisch sind Sie mit der Masse geschwommen. Als prächtiger Löwe mit der vollen Kraft ihrer Gefühle leuchten Sie plötzlich. Sie haben auf einmal ungeheure Klarheit und ziehen Ihr Piraten-Klarheitsschwert, um anderen Menschen Grenzen zu setzen, Unterscheidungen zu geben, oder neue Dinge auszuprobieren. Das kann dazu führen, dass einige Menschen um Sie herum irritiert sind. Sie passen plötzlich nicht mehr in das gewohnte Bild der anderen. Es kann sogar sein, dass sich Menschen von Ihnen abwenden, denn plötzlich sind Sie gefährlich. Gefährlich für das Weltbild und die Box der Menschen um Sie herum, denn die anderen werden durch Sie plötzlich an ihr eigenes Potenzial erinnert, das in ihnen schlummert und sie all die Jahre so erfolgreich verdrängt haben. Die anderen haben in dem Moment einfach nur Angst haben, denn Sie rütteln plötzliche an deren Überlebensstrategie. Ups!

Wenn Sie auf diese Art und Weise sichtbar werden, werden Sie für andere eventuell sogar zum Feind, weil Sie plötzlich versuchen, Dinge zu ändern. Allein durch Ihre Präsenz verändern Sie den Raum, in den Sie eintreten. Doch wollen Sie, dass Sie mit allen gut Freund sind und die anderen kein Problem mit Ihnen haben, oder wollen Sie ein erfülltes Leben? Und – ich kann es nicht oft genug sagen  - wenn die anderen ein Problem haben, lassen Sie sie ihr Problem haben. Diese Menschen haben hart dafür gearbeitet, dieses Problem zu haben und es ist allein deren Verantwortung, was sie mit dem Problem machen. Also machen Sie deren Problem nicht zu Ihrem eigenen.

Die gute Nachricht ist: Wenn Sie sich verändern, passt sich Ihr Umfeld automatisch wieder an. Sie müssen ihm einfach nur etwas Zeit geben. Da unsere Gesellschaft so auf Sicherheit und Überleben gepolt ist, sind größere Veränderungen oftmals eine Herausforderung für die Menschen.

Doch Sie können Pirat sein. Harbigarrr! Sie können sich dafür entscheiden, Spaß an Veränderung zu haben, sich der ständigen Weiterentwicklung auszusetzen und fortlaufend neue Möglichkeiten in Ihrem Leben zu kreieren. Als Pirat können Sie sich entscheiden, aus dem Alltagstrott einer Gesellschaft auszubrechen, in der Profit wichtiger ist, als der Mensch und die bewusst verhindert, dass Menschen ihr wahres Potenzial leben. Denn stellen Sie sich vor, was passiert, wenn plötzlich jeder in seine Kraft kommt, selbstbewusst seine eigene Autorität ist und ein erfülltes Leben jenseits des Profitstrebens lebt…

Am Ende des Lebens geht es nicht darum, wie viel Geld Sie auf dem Konto haben, wie viele Autos in Ihrer Garage stehen, ob Sie ein schickes Haus haben, oder Sie jahrelang einen tollen Management-Posten inne hatten, der Ihnen zwar Geld und Macht eingebracht hat, Sie jedoch leider nicht erfüllt hat. Am Ende des Lebens geht es nur um eins: Haben Sie gelebt und haben Sie geliebt. Alles andere können Sie nicht mitnehmen. Wer will am Ende sagen „Hätte ich mal etwas anderes gemacht.  Hätte ich mal…“?

Also, beginnen Sie Ihr Leben zu piratisieren. Werden Sie wagemutig. Wenn Sie von einer Idee oder einem Vorhaben begeistert sind, dann verpflichten Sie sich dem. Hören Sie eine Stimme, die Ihnen einflüstert „Ich kann das nicht, das ist nicht sicher genug“ oder „Uuuh, dann verdiene ich aber nicht mehr so viel Geld, wenn ich das mache, was mir wirklich Freude bereitet.“? Jajaja, diese ängstlichen, sicherheits-erinnernden Stimmen. Ist es nicht unglaublich, wie sehr wir manipuliert sind und dieses Denken tief in uns verankert ist? Das tolle ist, dass Sie als Pirat Risiken eingehen und alle 3 Sekunden eine neue Entscheidung treffen können. Wieso 3 Sekunden? Nun eine Sekunde für die Entscheidung und 2 Sekunden, bis Sie in Ihrem Verstand und Körper gelandet ist.

Wenn Sie also eine Entscheidung in eine Richtung gefällt haben und Sie merken, da kommen Sie nicht weiter, dann können Sie sofort eine neue Entscheidung fällen. Umgehen Sie auch hier das moderne, uns eingetrichterte Sicherheitsdenken, das da sagt „Wenn Du erst einmal eine Entscheidung getroffen hast, dann gilt diese mindestens für die nächsten 2 bis 10 Jahre.“ Was für ein Quatsch! Piratisieren Sie Ihre Entscheidungsfindung.

Experiment:
Hier ein Vorschlag, wie Sie die Piraten-Entscheidungsfindung üben können. Gehen Sie in ein Café. Wenn die Bedienung kommt, bestellen Sie bewusst z. B. einen Espresso. Dann warten Sie 2 Sekunden. Fällen Sie dann im nächsten Moment bewusst eine neue Entscheidung, indem Sie z. B. zu der Bedienung sagen „Warten Sie, ich habe es mir anders überlegt. Ich hätte gerne einen Cappuccino.“ Das heißt nicht, dass Sie das 10 mal hintereinander machen sollen und die Bedienung damit in den Wahnsinn treiben. Es geht darum, dass  Sie beginnen ein Gefühl zu bekommen, dass Sie in jedem Moment eine neue Entscheidung treffen können. JETZT…und… JETZT…und…JETZT…

Wichtig ist, dass Sie in Bewegung kommen, sich dafür entscheiden, anzufangen, anstatt darauf zu warten, dass Sie ein perfektes Konzept für den nächsten Schritt haben und alles sicher ist. Darauf warten Sie vielleicht Ihr Leben lang. Sicherheit ist eine auf unbewusster Angst basierende Illusion. Fangen Sie einfach an, sich zu bewegen. Ja, Sie werden Angst spüren und das tolle ist, wenn Sie Ihre Gefühle wieder in Besitz genommen haben, wissen Sie, dass Angst nur Angst ist und Sie auch noch größer sind als die Angst. Angst ist die wertvolle Kraft des Magiers, eine kreative Kraft, die Ihnen u. a. hilft, in unbekannte Gebiete vorzudringen (und Ihr Potenzial ist vielleicht unbekanntes Gebiet für Sie). Angst ist weder negativ, noch gefährlich noch sonst etwas. Angst ist einfach nur Angst, ein Teil Ihres inneren Navigationssystems.

In diesem zweiten Zyklus geht es also darum, Ihr Leben zu piratisieren. Sie nehmen Ihr Leben wieder in Besitz, anstatt dass Ihre Box mit der perfekt ausgeklügelten Überlebens-strategie Ihr Leben bestimmt. Sie werden lebendig.

3. Zyklus: Vom sichtbaren zum unsichtbaren Piraten
Nachdem Sie im zweiten Zyklus vom grauen Fisch zum strahlenden, kraftvollen Löwen gewechselt und als Pirat sichtbar geworden sind, geht es im dritten Schritt nun darum, wieder unsichtbar zu werden. Unsichtbar nicht im Sinne von Rückschritt zum grauen Fisch. Es geht vielmehr darum, dass Sie als wahrer Pirat ein unsichtbarer Katalysator für Veränderung in Ihrem Umfeld werden, ohne dass die Leute wissen, wie genau die Veränderung passiert.

Wie werden Sie als Pirat wieder unsichtbar und agieren weiterhin auf magische Weise? Nun, Sie geben sich dem Universum hin. Sie geben sich dem hin, was ist. Sie hören auf, einen Plan oder ein Konzept zu haben, wie eine Veränderung von statten gehen muss. In dieser Phase ist es notwendig, mit allen 4 Gefühlen in Verbindung zu sein, um neue Dinge zu kreieren. In dieser Phase stellen Sie sich in den Dienst Ihrer sogenannten Hellen Prinzipien. Jeder Mensch verkörpert bestimmte Prinzipien, die durch ihn wirken. Helle Prinzipien sind z. B. Klarheit, Möglichkeit, Lebensfreude, Begeisterung, Transformation, Liebe, Weisheit, Schönheit, Eleganz, Integrität, Disziplin, etc. Sie werden sozusagen zum Kanal der Hellen Prinzipien, die durch Sie hindurch wirken. Es geht nicht mehr darum, ich-bezogene Ego-Anerkennung für das zu bekommen, was Sie mit Ihrem entfalteten Potenzial bewirken. Sie erhalten keine Ego-Anerkennung für die magischen Resultate, die Sie mit Ihrer Berufung erzielen. Sie stellen sich in den Dienst, verharren nicht lange in einer bequemen Box-Position, sondern bleiben in Bewegung. Wenn Sie in Bewegung bleiben, können sich die Hellen Prinzipien seitlich einklinken und das Universum kann endlich Jobs auf Ihren Tisch schmeißen, die Ihrer Bestimmung entsprechen und Sie erfüllen.

Piratisieren Sie Ihr Leben. Sie können sich JETZT dafür entscheiden.

Harbigarrr,
Ihre Nicola Nagel


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