Montag, 15. Mai 2017

Wessen Leben lebst Du?



Hast Du Dich einmal bewusst gefragt, wessen Leben Du eigentlich lebst? Viele antworten auf diese Frage meist sehr schnell mit „Na, ich“. Trotzdem lohnt es sich genau diese Antwort einmal zu hinterfragen. Wir meinen oftmals, dass wir selbst unser Leben führen, doch warum sind viele Menschen dann trotzdem nur bedingt glücklich?

Es könnte daran liegen, dass sie unbewusste Konditionierungen in sich tragen, die sie daran hindern, ihr eigenes Leben zu leben. Stattdessen leben sie in Teilaspekten (z. B. in ihrem Job, ihrer Beziehung, oder in kleinen Alltagssituationen) möglicherweise das Leben der Eltern, anderer Autoritätspersonen (wie z. B. Lehrern oder Idolen), der Medien, oder der Gesellschaft im Allgemeinen.

Kürzlich erhielt ich nach einem Training eine berührende E-Mail von einem Mann, der sich genau diese Frage in Bezug auf seinen Job gestellt hat. Er hatte bisher gedacht, dass er sein Leben nach seinen Vorstellungen lebte und vor allem die Gestaltung seines Berufes auf eigenen Entscheidungen basierte. Nach dem Training wurde ihm plötzlich klar, dass die Ausgestaltung seiner beruflichen Tätigkeit jedoch tatsächlich darauf basierte, dass er es seinem Vater recht machen und dessen Ansprüchen genügen wollte. Basierend auf dieser Erkenntnis entschied er sich, diesem Weg langfristig nicht weiter zu folgen, sondern ab sofort die Dinge so zu gestalten, wie er sie im Herzen spürte.

Wessen Leben lebst Du?  Hier einige Beispiele, die Dir helfen können, diese Frage zu ergründen:

  • Machst Du Dinge, um Bestätigung von anderen zu bekommen?
  • Möchtest Du Deiner Mutter oder Deinem Vater gefallen?
  • Tust Du Dinge, weil andere es von Dir erwarten bzw. um andere nicht zu enttäuschen?
  • Tust Du etwas, um Dich gegenüber anderen zu beweisen?
  • Oder vielleicht, weil Dir jemand gesagt hat, es sei „gut“ für Dich?
  • Oder tust Du Dinge vielleicht sogar, um Dir selbst etwas zu beweisen?
  • Welche Alltagspraktiken hast Du ungefragt von Deinen Eltern übernommen?
  • Ziehst Du Kleidung im Job an, die Dir eigentlich gar nicht entspricht, nur um dazu zu gehören und von anderen als kompetent angesehen zu werden?
  • Hältst Du an Gewohnheiten fest, die Du aus der Gesellschaft einfach übernommen hast, getreu dem Motto „Das macht man halt so!“? (Um beispielsweise „ein guter Bürger“ zu sein, fällst Du im Idealfall nicht auf, passt Dich an, wirst nicht laut, hältst Ordnung, heiratest kirchlich – als Frau bitte in Weiß, und gehst einer geregelten Arbeit nach).
  • Glaubst Du den Medien, die Dir weismachen, dass Du nur erfolgreich bist, wenn Du ein schickes Auto und ein dickes Gehalt hast oder nur attraktiv bist, wenn Du schlank und jung aussiehst?

Unbewusste Konditionierungen führen dazu, dass viele Menschen einen sehr linearen Lebensplan haben. Ein linearer Lebensplan bedeutet, dass alles nacheinander geschieht und zwar so, wie es allgemein üblich ist: Du wirst geboren, Du wächst auf, Du gehst in den Kindergarten, gehst jahrelang in die Schule (wo Du genormt wirst), machst eine Ausbildung oder ein Studium, steigst dann ins Berufsleben ein, heiratest standesamtlich + kirchlich, gründest eine Familie, wirst älter während Du versuchst mit Deinem Job zu überleben oder im Idealfall viel Geld zu machen, gehst in Rente und stirbst irgendwann. Soweit der gängige Plan.

Ein linearer Lebensplan ist getaktet und vorhersagbar. Er lässt nicht viel Abweichung zu, denn sobald Du davon abweichst, könnte es passieren, dass andere Menschen Dich fragend anschauen. In einem linearen Lebensplan werden den verschiedenen Lebensbereichen zudem konkrete Eigenschaften zugeschrieben. So kannst Du z. B. nur in der Schule oder auf Seminaren etwas lernen, musst mit Deinem Job Geld verdienen und Spaß gibt es nur in der Freizeit. In einem linearen Lebensplan ist meist nur defensives lernen möglich, d. h. Wissen baut logisch aufeinander auf. Kommen unvorhergesehene Impulse auf Dich zu, die den linearen Lebensplan in Frage stellen, so landen diese Impulse im Mülleimer des Vergessens. So ist es möglich die Illusion von Sicherheit, Struktur und „Alles im Griff haben“ aufrecht zu erhalten. Ein linearer Lebensplan ist genormt, gewöhnlich, allgemein gültig und vermeintlich sicher. Entscheidungen haben in einem linearen Lebensplan meist langfristige Auswirkungen, d. h. sie werden für 5 bis 10 Jahre oder länger getroffen. Das ist nicht gut und nicht schlecht. Für manche Menschen ist es höchst zufriedenstellend, einen linearen Lebensplan zu haben. Die Frage ist: „Was willst DU in Deinem Leben wirklich und wo gibt es Bereiche, in denen Du nicht Deinen Vorstellungen entsprechend lebst?“

Im Gegensatz zu einem linearen Lebensplan, gibt es auch nichtlineare Möglichkeiten. Ganz anders als in einem linearen Lebensplan kannst Du bei einem nichtlinearen Lebensplan in jedem Moment eine neue Entscheidung treffen, da Du nur präsent im Jetzt lebst. In jedem Moment, d. h. alle 3 Sekunden – eine Sekunde für die Entscheidung und 2 Sekunden damit die Entscheidung in Deinem Körper landen kann. Jetzt… und jetzt…und jetzt…und jetzt…

Bei einem nichtlinearen Lebensplan hast Du zudem die Freiheit, bekannte Wege jederzeit zu verlassen, Spaß beim Lernen zu haben, Geld in der Freizeit zu verdienen, überhaupt nicht in Rente zu gehen, weil Deine Berufung Dir so viel Spaß macht und Dich erfüllt, etc. Ein wesentlicher Aspekt, der einen linearen von einem nichtlinearen Lebensplan unterscheidet, besteht darin, dass Du im übertragenen Sinne versuchst, so oft wie möglich zu sterben und alte Konditionierungen und Glaubenssätze zu transformieren. Wie Werner Erhardt schon einen seiner aufgeregten Schüler, der einen Vortrag halten musste, fragte: „Ist heute ein guter Tag, um zu sterben?“

Bei einem nichtlinearen Lebensplan bist Du präsent im JETZT, im Fluss, vertraust Deinen Impulsen und machst immer nur den nächsten Schritt. Schließlich kannst Du nicht wissen, wie die Dinge in 5 oder 10 Jahren sein werden. Du hinterfragst. Das bedeutet nicht, dass Du nicht mehr zuverlässig bist und die Entscheidungen nach gut Dünken und Deiner Tageslaune über den Haufen wirfst. Vielmehr stellst Du Dir die Frage, ob Dich das, was Du tust, wirklich erfüllt und Dir entspricht und Du die Dinge eben nicht tust, weil Du oder andere sie ungeprüft schon immer so getan haben.

 


Bei einem nichtlinearen Lebensplan ist alles möglich. Auch sogenanntes expansives Lernen. Bei einem nichtlinearen Lebensplan bist Du nicht daran gebunden, erst in der Schule, dann während der Ausbildung und möglicherweise noch im Job zu lernen. Dein ganzes Leben bedeutet Lernen und Weiterentwicklung. Während bei einem linearen Lebensplan eher Dein Verstand und Deine Glaubenssätze (Deine Box) die Kontrolle über Dein Leben haben, kann bei einem nichtlinearen Lebensplan Dein Sein erstrahlen. Das Sein liebt es, zu spielen, kreativ zu sein, inspiriert zu sein und im Jetzt zu leben.

Als Filmtipp schau Dir einmal den Film „Das Leben des Walter Mitty“ an. Dieser Film ist ein schönes Beispiel dafür, was es bedeutet, aus einem linearen Lebensplan auszubrechen. Niemand hat gesagt, dass es leicht ist, gewohnte Pfade zu verlassen, wenn Du schon lange darauf wanderst. Es geht auch nicht darum, Dein ganzes Leben über Bord zu werfen. Es lohnt sich jedoch, einmal mutig die Frage zu stellen, was Du im Deinem Leben wirklich willst und was möglicherweise alte Konditionierungen sind, die Du ungeprüft von anderen übernommen hast.

Im Folgenden findest Du noch einmal eine kurze Übersicht mit den wesentlichen Unterschieden eines linearen und nichtlinearen Lebensplans. 


Linearer Lebensplan
Nichtlinearer Lebensplan
Getaktet, genormt, vorhersagbar
Individuell
Das Leben passiert in strukturierten Abschnitten
Alles ist jederzeit möglich: lernen, spielen, Geld verdienen, Spaß haben…
Angepasst an gesellschaftliche Normen
Welche Normen?
Du wirst geboren und stirbst zum Schluss
Du versuchst, so oft es geht zu sterben und wieder geboren zu werden, um Dich aus alten Konditionierungen herauszuschälen

Vermeintlich sicher
Fließend, flexibel, beweglich
Leben und Denken in großen Zeitspannen
Leben und Denken im Jetzt
Getroffene Entscheidungen sind langfristig (5 – 30 Jahre) und werden zwischendrin nicht hinterfragt
Du kannst alle 3 Sekunden eine neue Entscheidung treffen
Defensives Lernen
Expansives Lernen
Dein Verstand und Deine Glaubenssätze beherrschen Dein Leben
Dein Sein kann erblühen
Du achtest möglicherweise darauf, was andere von Dir denken und was Dein Status ist
Wenn andere ein Problem mit Deinem nichtlinearen Lebensplan haben, lässt Du das Problem bei ihnen.


Wenn du wirklich glücklich sein wolltest, wer könnte Dich daran hindern?

Herzliche Grüße,
Nicola Nagel


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