Freitag, 13. Januar 2012

Gute Vorsätze, adé! - Über die Kraft, die Ihr Leben manipuliert.

Den Jahreswechsel nehmen viele Menschen zum Anlass, Altes loszulassen, Lastern definitiv nicht mehr nachzugehen und Dinge, die sie immer schon einmal tun wollten, endlich anzugehen. Die Vorsätze können dabei ganz unterschiedlicher Natur sein. Da gibt es die Klassiker, wie z. B. weniger essen (vor allem Süßigkeiten), mehr Sport, oder aufhören zu rauchen. Es gibt aber auch Vorsätze wie der Umzug in eine neue Wohnung, die Suche nach einem neuen Job, freundlicher zu den Nachbarn und den Kollegen zu sein und mehr Toleranz gegenüber dem Partner zu zeigen. Kennen Sie Menschen mit guten Vorsätzen für das neue Jahr?

Hand aufs Herz: Haben Sie selbst schon einmal einen guten Vorsatz gefasst und sind später kläglich gescheitert, obwohl Sie ihn doch wirklich umsetzen wollten? Wieso passiert das? Wieso sind wir in einem Moment (sozusagen am 31.12. vor Mitternacht) felsenfest von unserem Vorsatz überzeugt, schaffen es dann aber doch nicht, ihn konsequent umzusetzen. Wieso verfallen einige Menschen immer wieder in konsequente Inkonsequenz? Wieso bleiben gesteckte Ziele immer wieder unerreicht?

Lassen Sie uns das einmal gemeinsam beleuchten. Nehmen wir einmal an, Sie haben sich vorgenommen, toleranter gegenüber Ihrem Partner zu sein und dadurch mehr Harmonie in die Partnerschaft zu bringen. Sie haben also - übertrieben gesagt - die Vorstellung einer Partnerschaft voller Harmonie. Das ist ja an sich ein nobler Vorsatz.

Ein solch nobler Vorsatz gehört in der Regel der sogenannten „Oberwelt“ an, d. h. er entstammt der Vorstellung einer „heilen Welt“ voller Glück, Frieden und Harmonie. Diese Vorstellung kommt daher, dass wir bereits Momente erlebt haben, die in diese Kategorie fallen. Die meisten von Ihnen können auf Erfahrungen in der Oberwelt zurückgreifen, Momente reinen Glücks: Sie haben vielleicht einen schönen Sonnenuntergang gesehen, haben friedlich mit Ihrem Partner auf einem Berggipfel gesessen, oder haben sich zu Weihnachten von den leuchtenden Augen Ihrer Kinder berühren lassen. Vielleicht haben Sie auch Zeit in wundervoller Natur verbracht oder sich der Musik hingegeben. Viele haben solch einen Moment z. B. auch bei ihrer eigenen Hochzeit oder der Geburt ihres Kindes erlebt. Die meisten Menschen können Momente dieser Art aufzählen, in denen Sie einfach „glücklich“ waren.

Nun ist das mit dem Glück so eine Sache. Wenn Sie Ihr Glück davon abhängig machen, ob alles schön harmonisch und friedlich ist und vor allem davon, dass Sie Ihre Vorsätze umsetzen, dann ist die Enttäuschung und Frustration vorprogrammiert. Lassen Sie uns das anhand des Beispiels von mehr Toleranz in der Partnerschaft einmal weiterspinnen.

Wie lange gelingt es Ihnen, wirklich zu 100% freundlich und tolerant gegenüber Ihrem Partner zu sein? Na? Kommen Sie, seien Sie ehrlich…Richtig, Sie halten es keinen Tag durch. Spätestens, wenn der Partner wieder die Zahnpastatube falsch ausdrückt, die leere Toilettenrolle vergisst aufzufüllen, die Tomaten für das Essen in Stücke statt in Scheiben schneidet, seine Socken schon wieder auf dem Boden liegen lässt oder die Worte seiner SMS zu knapp ausfallen, ist es schon vorbei mit der Harmonie. Dann meldet sich plötzlich eine andere Stimme, die ein ganz kleines bisschen Groll hegt. Ihr Gremlin wacht auf.

Der Gremlin ist der König Ihrer eigenen Unterwelt. Ihr kleines Monster. Ihr innerer Schweinehund. Jeder Mensch hat solch einen Gremlin. Jeder Mensch hat neben hellen Eigenschaften auch sogenannte Schatteneigenschaften. Ihr Partner, Ihr Nachbar, Ihr Kollege, ich und ja, glauben Sie mir, auch Sie haben einen Gremlin (wenn sich jetzt eine Stimme meldet, die versucht, genau das zu leugenen, so ist das Ihr Gremlin).

Um es auf den Punkt zu bringen: Gute Vorsätze scheitern, weil Ihr Gremlin Sie unbewusst und sehr geschickt davon abhält, sie umzusetzen. Und dabei hat er auch noch einen Heidenspaß.

Was passiert genau? Wir leben in der sogenannten „Mittelwelt“, in der wir einem Job nachgehen, Geld verdienen, essen, in Urlaub fahren, Sport treiben und die ganzen Dinge tun, die wir eben den lieben langen Tag so tun.

Dann gibt es da diese Vorstellung von der Oberwelt, von schönen, sinnlichen, berauschenden, vertrauten oder berührenden Momenten, von Liebe, Harmonie, Freude und Glück. Überlegen Sie einmal, wie viele Menschen nach Glück streben und es im Außen suchen. Sie versuchen, Momente der Oberwelt, die sie schon einmal erlebt haben, wieder zu erreichen und am besten dauerhaft festzuhalten (Haben Sie schon einmal etwas gekauft, um sich glücklicher zu fühlen?) Wie schön wäre es, wenn das Leben nur aus „Oberwelt“-Momenten bestünde. Viele New Age Bücher und Seminare versuchen uns genau das vorzugaukeln. Im New Age gibt es keine Schattenseiten. Doch - entschuldigen Sie bitte die flegelhafte Ausdrucksweise - das ist absoluter Bullshit.

Sobald Sie versuchen, von der Mittelwelt direkt in die Oberwelt zu kommen, werden Sie stehenden Fußes mit Ihrer eigenen Unterwelt konfrontiert. Solange Sie Ihre Unterwelt nicht anerkennen, in Besitz nehmen und damit Bewusstheit über Ihren Gremlin erlangen, wird er gnadenlos Ihr Leben unbewusst steuern und Momente der Oberwelt versuchen zu zerstören. Das ist sozusagen seine Spezialität: das Zerstören von Harmonie, Liebe, Vertrautheit, guten Vorsätzen, Kooperation, Teamwork, etc. Schauen Sie sich z. B. in Unternehmen und der Politik um. Das sind alles reine Gremlin-Macht-Spiele, die dort ablaufen. Der Gremlin liebt es, sich in Dramen zu suhlen, Klatsch und Tratsch auszutauschen, andere zu manipulieren oder zu streiten. Auch Süßigkeiten, Alkohl (ja, auch das kleine Gläschen Wein am Abend), Fernsehen und Computerspiele gehören dazu, um nur einige Lieblingsspeisen zu nennen.(*)

Doch verstehen Sie das bitte nicht falsch. Der Gremlin ist nicht gut und nicht schlecht. Wenn er am Steuer Ihres Lebens sitzt, produziert das einfach nur ganz bestimmte Ergebnisse. Es geht nicht darum, ihn loszuwerden. Im Gegenteil, Sie brauchen ihn. Es geht darum, dass Sie sich bewusst werden, was Ihr Gremlin gerne für Spielchen spielt, um Ihnen den Kopf zu vernebeln, damit Sie dann doch den Partner anraunzen, doch wieder zur Schokolade oder Zigarette greifen, oder den Sonntag doch lieber auf der Couch verbringen anstatt beim Sport.

Sind Sie bereit für ein Experiment? Ich verspreche Ihnen, Ihr Gremlin wird es hassen und sich vielleicht jetzt schon bemerkbar machen, indem er in Ihnen ein Gefühl des Widerstandes auslöst. Wenn Ihr Gremlin Sie den Artikel bis hierher hat lesen lassen und Ihnen jetzt erzählt, dass es völlig ausreichend ist, das folgende Experiment nur schnell durchzulesen, anstatt es tatsächlich zu machen, dann hat er gewonnen. Dann hat er die Macht über Sie und nicht umgekehrt. Ich lade Sie daher ein, sich 10 Minuten Zeit zu nehmen und das folgende Experiment tatsächlich einmal schriftlich durchzuführen, auch wenn sich Ihr Gremlin windet wie ein Aal.


EXPERIMENT:
Bevor Sie weiterlesen, organisieren Sie sich bitte ein Blatt Papier und einen Stift und legen beides vor sich hin. Schreiben Sie die Antworten auf alle folgenden Fragen auf. Gehen Sie immer erst dann zum nächsten Schritt, wenn Sie eine Frage komplett beantwortet haben. Wenn Sie sich darauf einlassen, könnte dieses Experiment Ihr Leben verändern und Ihnen sehr viel neue Klarheit bringen.

Schritt 1: Wen mögen Sie nicht?
Denken Sie zunächst einmal an 5 Personen, die Sie definitiv nicht mögen. Es können Personen sein, die Sie persönlich kennen (Ihr Nachbar, Kollege oder der Besserwisser aus Ihrem Sportverein), oder auch Leute, die Sie nicht persönlich kennen, wie z. B. Filmstars, Politiker etc. Es kann sich auch um Personen aus der Geschichte handeln, die Dinge gesagt oder getan haben, die Sie absolut verachten. Es ist nicht entscheidend, ob die Personen noch leben oder nicht. Schreiben Sie die Namen der 5 Personen jetzt auf Ihr Blatt Papier untereinander und lassen Sie dazwischen jeweils einige Zeilen Platz. Wenn sie den vollständigen Namen einer Person nicht kennen, ist das nicht weiter tragisch. Schreiben Sie den Teil auf, den Sie kennen (das kann auch „Postbote“ oder „Mann von der Würstchenbude“ sein).

Schritt 2: Definieren Sie die Charaktereigenschaften
Schreiben Sie nun hinter den jeweiligen Namen die Charaktereigenschaften dieser Person. Seien Sie so spezifisch wie möglich und schreiben Sie ganze Sätze. Schreiben Sie die Eigenschaften auf, die Sie an der jeweiligen Person wirklich hassen und verachten. Nehmen Sie sich Zeit. Erlauben Sie Ihrem Gremlin nicht, husch-di-busch nur schnell 2Wörtchen hinzukritzeln, die Sie womöglich später gar nicht mehr entziffern können. Ihr Gremlin ist sehr clever, wenn er Sie dazu überreden kann.

Schritt 3: Finden Sie das Muster
Gehen Sie nun die Liste vor sich durch und schreiben Sie in einem neuen Absatz die Eigenschaften auf, die sich wiederholen und die Sie absolut hassen und respektlos finden.

Schritt 4: Frage 1
Beantworten Sie folgende Frage:
Warum denken Sie, drücken diese Personen so leicht Ihre roten Knöpfe?

Schritt 5: Frage 2
Schauen Sie sich die Liste aus Schritt 3 nun noch einmal in Ruhe an. Lesen Sie jede Eigenschaft noch einmal bewusst durch. Ich möchte Ihnen nun eine Frage stellen, die Ihr Gremlin auf‘s Äußerste hassen wird. Er wird vielleicht versuchen vom Stuhl aufzuspringen und das Papier zu zerreißen. Geben Sie dem nicht nach. Lassen Sie die folgende Frage einfach kurz sacken.

Was, wenn die Eigenschaften, die Sie soeben herausgefiltert haben, der direkte Weg in Ihre eigene Unterwelt ist?

Was, wenn dies genau die Eigenschaften Ihrer eigenen Unterwelt sind, Ihres eigenen Gremlins?

In der Unterwelt ist die Bewusstheit völlig ausgeschalten. Was, wenn diese Qualitäten, die Sie aufgeschrieben haben, eine ziemlich klare Beschreibung Ihrer verleugneten Schatten-Eigenschaften sind, die Ihr Leben untergraben?

Einige Leser mögen jetzt denken „Ohje, das wäre echt schlecht“. Doch selbst die Einteilung in gut und schlecht ist Teil der Unterwelt. Deswegen gibt es eine Unterwelt. In Ihrer Unterwelt bestimmt Ihr Gremlin, wer gut ist und wer schlecht ist. Und wenn jemand schlecht ist, oder etwas nicht richtig macht, hat der Gremlin die Lizenz anzugreifen. So einfach ist das Spiel.

Eine andere Möglichkeit ist, Ihre Schattenseite wertzuschätzen. Sie haben jetzt womöglich zum ersten Mal eine genauere Beschreibung Ihrer Unterwelt in der Hand. Mit der neuen Bewusstheit über Ihre Schattenseite, haben Sie endlich einen Ansatzpunkt, Ihren Gremlin an die Leine zu nehmen und ihn nicht mehr unbewusst Ihr Leben manipulieren zu lassen.

Schritt 6: Betrachten Sie Ihr Leben
Schauen Sie sich die Schatten-Eigenschaften noch einmal genau an. Blicken Sie nun auf Ihr Leben zurück und schreiben Sie einige Beispiele von Situationen mit anderen Menschen auf, in denen Ihr Gremlin diese Eigenschaften ausgespielt hat. Wie war es zu Weihnachten mit der Familie? Wir war es heute im Büro mit dem Kollegen? Wann und wie hat Ihr Gremlin Ihre Vorhaben und Vorsätze manipuliert? Wenn Sie sich dabei traurig oder wütend fühlen, ist das absolut angemessen. Es ist schmerzhaft zu erkennen, wie der Gremlin das eigene Leben unbewusst manipuliert hat. Erkennen Sie ihn. Entlarven Sie ihn.

Schritt 7: Nehmen Sie Ihren Gremlin an die Leine
Um Ihren Gremlin an die Leine zu nehmen, braucht es ein bißchen Übung. Es ist hilfreich, dass Sie sich die Liste mit Ihren Schatteneigenschaften an einen Ort hängen, wo Sie sie jeden Tag sehen und mindestens einmal durchlesen können (z. B. gleich morgens am Badezimmerspiegel). Sie werden erstaunt sein, wie clever der Gremlin ist und versuchen wird, Ihnen das auszureden bzw. Sie vergessen machen will, dass Sie eine Schattenseite haben. Machen Sie sich diese Eigenschaften immer wieder bewusst.

Wenn Ihr Gremlin dann das nächste Mal einen Streit oder eine Diskussion mit dem Partner anzetteln will, sagen Sie zu ihm einfach „SITZ!“ wie zu einem Hund. Das mag sich lustig anhören, wirkt aber garantiert. Geben Sie ihm stattdessen interessantere Aufgaben (*). Benutzen Sie ihn, um endlich einmal die Garage auszumisten, im Internet etwas ausfindig zu machen, oder den Vorstandsvorsitzenden Ihrer Firma anzusprechen, mit dem Sie gerade im Fahrstuhl stehen, um ihm endlich einmal von Ihrer großartigen Idee zu erzählen. Wenn Sie meinen, etwas nicht zu können, Ihr Gremlin kann es garantiert, denn der kennt keine Grenzen. Geben Sie ihm bewusst sinnvolle Aufgaben und rationieren Sie vor allem seine physische Kost. Ihr Gremlin ißt gerne viel Schokolade? Okay, dann bekommt er die, aber immer nur am Samstag. SIE geben den Fütterungsplan vor, nicht er.

Falls es mit dem Vorsatz für dieses Jahr im ersten Versuch nicht geklappt hat, dann lade ich Sie ein, es jetzt noch einmal zu probieren und Ihrem Gremlin zu sagen „SITZ!“. Oder wie wäre es, wenn Sie ihm die sinnvolle Aufgabe geben herauszufinden, wie Sie Ihren Vorsatz noch effektiver umsetzen können? Ihm wird garantiert etwas einfallen. Sollte er übrigens versuchen Sie zu überreden, mit dem Vorsatz wieder bis zum 1.1. nächsten Jahres zu warten, hat er Sie in der Hand und manipuliert sie weiterhin.

Zum Abschluss noch eine Herzensangelegenheit:
Deklarieren Sie Ihr Zuhause und Ihre Partnerschaft zur Gremlin-freien Zone. Führen Sie Ihren Gremlin woanders Gassi und lassen Sie ihn nicht die Liebe, Vertrautheit und Intimität mit Ihrem Partner zerstören.

Herzliche Grüße,
Ihre Nicola Nagel



(*) Wenn Sie mehr über den Gremlin erfahren möchten, empfehle ich Ihnen das Buch: „Die Kraft des bewussten Fühlens“ von Clinton Callahan.


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