Ein entscheidender
Aspekt, welche Art von Leben Du kreierst hängt davon ab, ob Du Klarheit und
Bewusstheit über Deine sogenannten hellen Prinzipien und vor allem auch Deine
Schattenprinzipien hast. Wenn Deine Absichten noch so nobel sind und Du ein
erfülltes Leben leben möchtest, so könnte dies herausfordernd werden, wenn
Deine unbewusste Schattenseite – Dein innerer Schweinehund - Dein Leben
weiterhin untergräbt, indem er z. B. unbewusst gegen andere Menschen und
Situationen ankämpft, bewertet, sogenanntes niederes Drama mit Streits,
Rechtfertigungen, Jammern und Beschuldigungen anzettelt, manipuliert, arrogant
ist, Dich selbst klein macht, in Konkurrenz geht oder sich rächen will.
Jack Kornfield und
Joseph Goldstein sprechen in ihrem Buch Einsicht
durch Meditation – Die Achtsamkeit des Herzens statt von Schattenprinzipien von sogenannten Nah-Feinden, d. h.
Kräften, die den noblen Qualitäten wie Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und
Gleichmut und damit einem verantwortlichen Leben entgegenstehen. In ihrem Buch
haben sie diese 4 hellen Prinzipien, die entscheidend für ein nährendes Leben
und Miteinander sind, näher betrachtet:
Nah-Feinde
sind Zustände, die jenen Qualitäten sehr nahe kommen und deshalb leicht mit
ihnen zu verwechseln sind, obwohl sie den Originalen ihrem Wesen nach eher
entgegengesetzt sind.
Der
Nah-Feind der Liebe
Der
Nah-Feind der Liebe ist das Anhaften. Anhaften tarnt sich als Liebe. Ich sage:
„Ich werde dich lieben, wenn du mich auch liebst.“ Das ist eine Art
Händler-Liebe. Dabei denken wir im Grunde: „Ich werde diesen Menschen lieben,
solange er sich nicht verändert. Ich werde dieses Ding lieben, wenn es so ist,
wie ich es haben möchte.“ Doch das ist nicht Liebe sondern Anhaften. Es besteht
ein großer Unterschied zwischen Liebe, die zulässt, respektiert und
wertschätzt, und Anhaften, das festhält, fordert und in Besitz zu nehmen
versucht. Wenn wir Anhaften mit Liebe verwechseln, so trennt uns das in
Wahrheit von unserem Gegenüber. Wir haben das Gefühl, wir bräuchten diesen
anderen Menschen, um glücklich sein zu können. Anhaften ist auch der Grund,
weshalb wir unsere Liebe nur bestimmten Menschen anbieten und andere davon
ausschließen.
Wahre Liebe ist ein universelles, nicht unterscheidendes Gefühl (Anmerkung für mehr Klarheit: es ist ein helles Prinzip) der Fürsorge und Verbundenheit. Wir können sogar Menschen in diese Liebe einbeziehen, die wir überhaupt nicht mögen oder von denen wir keine gute Meinung haben. (…)
Wahre Liebe ist ein universelles, nicht unterscheidendes Gefühl (Anmerkung für mehr Klarheit: es ist ein helles Prinzip) der Fürsorge und Verbundenheit. Wir können sogar Menschen in diese Liebe einbeziehen, die wir überhaupt nicht mögen oder von denen wir keine gute Meinung haben. (…)
Der
Nah-Feind des Mitgefühls
Der
Nah-Feind des Mitgefühls ist das Mitleid. Statt die Offenheit des Mitgefühls zu
empfinden, sagt das Mitleid: „Oh, wie dieser arme Kerl dort leidet!“ Mitleid
schafft eine Spaltung zwischen uns selbst und den anderen; es ist mit einem
Gefühl der Distanz und des Abstands von Leiden der anderen verbunden, als ginge
es uns selbst anders als ihnen. Mitgefühl hingegen erfährt das Leiden der
anderen als Spiegelung des eigenen Schmerzes … Mitgefühl ist die sanfte
Bereitschaft des Herzens, auf die eigenen Leiden oder auf die anderer zu
antworten, ohne Groll oder Aversion.
Der
Nah-Feind der Mitfreude
Mitfreude
ist die Fähigkeit, sich über das Glück anderer zu freuen. Der Nah-Feind dieser
Eigenschaft ist das sich-messende Vergleichen – das Gefühl, dass unsere
Erfahrung uns einem anderen überlegen beziehungsweise unterlegen macht oder uns
ihm gleichstellt. Diese Kraft treibt uns dazu, uns im Vergleich mit jemand
anderem zu beurteilen. Wir spalten uns und messen, bewerten und bestätigen uns
in Bezug auf das Leben eines anderen Menschen. Schon das Vergleichen selbst
ist, ganz abgesehen von den Schlüssen, die wir daraus ziehen, eine Quelle des
Schmerzes und der Selbsttäuschung. … Mitfreude schließt alle ein, die Glück
genießen und bringt uns in Kontakt mit ihnen. Ihr Wohlergehen ist unser
eigenes.
Der
Nah-Feind des Gleichmuts
Der
Nah-Feind des Gleichmuts ist Gleichgültigkeit oder Gefühllosigkeit. Diese
Eigenschaft kann sich auf uns selbst, auf unsere Familie, unsere Arbeit oder
auf die Probleme der Welt beziehen. Die Stimme der Gleichgültigkeit sagt: „Wen
kümmert’s? … Was macht es denn schon aus? Es ist doch ohnehin alles
vergänglich!“ Dies ist die Stimme der Furcht vor der Verpflichtung, der es
schwerfällt, eine spirituelle Praxis oder eine Beziehung aufrechtzuerhalten
oder kontinuierlich einer Arbeit nachzugehen… Gleichgültigkeit kann uns
zeitweilig zu einem trügerischen Gefühl des Friedens verhelfen. Dies ist jedoch
eine nicht-fürsorgliche Einstellung und ein Rückzug von der Erfahrung; sie
schneidet uns von der Lebensenergie ab. Wahrer Gleichmut ist kein Rückzug,
sondern eine ausgewogene Öffnung für alle Aspekte des Lebens, ein Engagement
für die Ganzheit des Lebens, das mit Fassung und geistiger Ausgeglichenheit
einhergeht, ein weises Anerkennen der Natur aller Dinge.
Die
Nah-Feinde sind Methoden, mittels derer wir uns aus Furcht vom Leben abtrennen.
(Quelle: Jack Kornfield und Joseph
Goldstein, Einsicht durch Meditation –
Die Achtsamkeit des Herzen, Arbor Verlag)
Anders gesagt: Nah-Feinde – also
Schattenprinzipien – führen zu Resultaten, die einem erfüllten,
verantwortlichen Leben entgegenstehen. Doch wir lernen nichts über die
sogenannten Schattenprinzipien, obwohl wir ständig davon umgeben sind und die
meisten von uns spätestens in der Schule mit dem Schattenprinzip der Konkurrenz
und des Bewertens aufgewachsen sind. Da insbesondere diese beiden
Schattenprinzipien allgegenwärtig sind, meinen wir, es sei normal zu bewerten,
zu kämpfen und zu konkurrieren. Beispielsweise basiert die ganze Wirtschaft,
das gesamte Finanzsystem auf dem Schattenprinzip der Konkurrenz, des sich
Messens, des Bewertens.
Experiment:
Den Nah-Feinden auf die Schliche kommen
Um den Nah-Feinden auf die Schliche zu
kommen, ist es hilfreich, dass Du Dir einmal ganz authentisch eingestehst, wo
diese in Deinem Leben wirken. Nimm Dir einfach einmal ein weißes Blatt Papier
und schreibe jeweils folgende 4 Fragen mit etwas Abstand auf:
- Wo, bei wem und in welchen Situationen verhältst Du Dich angepasst und anhaftend?
- Wo wendest Du Dich von anderen ab oder sperrst die Ohren zu, weil es ihnen schlecht geht?
- Wann und in Bezug auf wen bist Du neidisch?
- Gegenüber welchen Situationen und Menschen bist Du gleichgültig? Wo hast Du eine Egal-Haltung eingenommen?
Dann schreibe unter jeder Frage
aufrichtig Deine Antwort bzw. liste die verschieden Punkte auf. Allein diese
Fragen zu beantworten wird Dir einen Schlüssel geben, warum möglicherweise die
Dinge in Deinem Leben noch nicht so laufen, wie Du sie Dir wünschst, obwohl Du
vordergründig noble Absichten hast.
Wenn Du diese Übung machst, geht es
auch nicht darum, Dich selbst dafür zu geißeln, dass diese Schattenprinzipien
bzw. Nah-Feine möglicherweise in Deinem Leben aktiv sind. Wenn Du Dich in
Selbstgeißelung wiederfindest, zieh in Betracht, dass auch das ein
Schattenprinzip ist. So wie Du die Schattenprinzipien mit anderen Menschen
anwendest, kannst Du sie genauso auch in Bezug auf Dich selbst anwenden. Es
geht bei Dieser Übung vielmehr darum, Deine Bewusstheit zu schärfen. Je mehr
Bewusstheit Du über wirkende Schattenprinzipien und die schmerzhaften
Konsequenzen in Deinem Leben bekommst desto mehr wird es Dir gelingen, einen
anderen Weg einzuschlagen und sogenannte helle Prinzipien in Deinem Leben
wirken zu lassen. Wir leben in einer Dualität, d. h. wir tragen beide Seiten in
uns, eine helle Seite und eine dunkle Seite. Die Frage ist, welche Seite die
Oberhand hat. Es ist dabei nicht mit einer einmaligen Entscheidung getan.
Vielmehr ist es eine Moment zu Moment Entscheidung für den Rest Deines Lebens.
Vielleicht hast Du schon einmal die
Geschichte von dem alten Cherokee Indianer und seinem Enkel gehört.
Ein alter Cherokee Indianer lehrt
seinen Enkel über das Leben:
“Ein Kampf findet in mir statt,” sagte
er zu dem Jungen. “Es ist ein schrecklicher Kampf zwischen zwei Wölfen.“
“Einer ist böse – er is Ärger, Neid,
Sorge, Bedauern, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Schuld, Groll,
Minderwertigkeit, Lügen, falscher Stolz, Überlegenheit, Selbstzweifel und Ego.“
Der andere ist gut – er ist Freude, Frieden,
Liebe, Hoffnung, Gelassenheit, Demut, Freundlichkeit, Güte, Empathie,
Großzügigkeit, Wahrheit, Mitgefühl und Vertrauen.“
“Dieser gleiche Kampf findet auch in
Dir statt – und in jeder anderen Person auch.”
Der Enkelsohn dachte darüber eine
Minute nach und fragte seinen Großvater: „Welcher Wolf wird gewinnen?“
Der
alte Cherokee Indianer antwortete: „Der, den Du fütterst.“
Es ist also notwendig, dem inneren
Schweinehund auf die Schliche zu kommen. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.
Das ist ein universelles Gesetz. Welchen Wolf fütterst Du?
Beste Grüße,
Nicola Nagel
GIB DEINEM LEBEN EINE NEUE RICHTUNG!
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