Kürzlich
saß ich in einem Wartezimmer und musste – wie der Name des Zimmers schon sagt -
auf meinen vereinbarten Termin warten. Mit mir saß eine weitere Frau in dem
Bereich. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich persönlich hasse
Wartezimmer. Es sind meist tote Räume, in denen keiner sich traut, den anderen
anzuschauen oder gar anzusprechen. Stattdessen starrt jeder an die Wand, auf
den Boden oder in eine Zeitschrift. Da mir meine Zeit zum Rumstarren und
Klatsch-Kolumnen-Lesen zu schade ist, saß ich also dort im Wartezimmer und fragte
mich, was mich in diesem Moment unter den gegebenen Rahmenbedingungen wirklich
inspirieren würde.
Ich
überlegte kurz und kam als erstes auf eher lineare Antworten: 1) Ich könnte das
spannende Buch aus meiner Tasche ziehen, das ich für den „Notfall“ dabei hatte.
Keine schlechte Idee, doch es wäre nur marginal anders als sich eine Zeitung
vorzunehmen. 2) Ich könnte mir Gedanken über den nächsten Artikel machen (den
Sie gerade lesen) und Ideen sammeln. Auch keine üble Idee, doch so richtig
inspiriert fühlte ich mich noch nicht. Schließlich schaute ich die Dame an und
ein kleines Kribbeln kombiniert mit einem inneren Lächeln machte sich in mir
breit. Kennen Sie dieses Kribbeln, das wie eine Mischung aus Freude und ein
bißchen Angst ist? Freude, weil sie merken, dass Sie kurz davor sind, etwas zu
tun, was Ihnen wirklich Spaß macht. Angst, weil Sie einfach aufgeregt sind,
dass Sie gleich etwas Tolles, Neues oder Unbekanntes machen werden. Das was
mich inspirierte war, mit dieser Frau einfach in Kontakt zu gehen.
Dieser
Inspiration folgend fragte ich sie: „Darf ich Ihnen eine unkonventionelle Frage
stellen?“ Die Frau guckte mich kurz überrascht an und bejahte dann. Ich fragte
sie, zu welchem Thema sie gerne einmal einen Artikel lesen oder einen Vortrag
hören würde, sprich was genau sie inspirieren würde. Sie stutzte erst und nach
anfänglichem Zögern erzählte Sie dann, welche Themen ihr einfielen. Es war zunehmend
Kreativität und Freude im Raum spürbar. In genau diesem Moment betrat eine
weitere Frau den Raum. Sie stutzte neugierig, da es ungewöhnlich war, dass in
einem Warteraum gesprochen wurde. Doch sie nahm die Freude und Kreativität im
Raum sofort auf und setzte sich mit einem Lächeln und wachen Augen auf einen
Platz neben der ersten Frau. Von der Atmosphäre inspiriert fragte ich sie
sofort: „Wir haben hier gerade eine kreative Unterhaltung, haben Sie Lust
mitzumachen?“ Sie bejahte und klinkte sich unmittelbar ein. Es war spürbar, wie
die Energie im Raum weiter anstieg und vibrierte. Da war Leben im Raum, Freude,
Inspiration, Kreativität. Wir waren alle wach, präsent und es entstand mit
einem Mal eine fast schon freundschaftliche Verbindung zwischen uns Frauen. Das
ganze dauerte kaum länger als 10 Minuten und löste sich schließlich ganz auf,
als ich zu meinem Termin ging. Es war auch nicht entscheidend, wie lange es
dauerte. Entscheidend war, dass durch die ursprüngliche Inspiration Verbindung und
Lebendigkeit entstanden war und wir alle Spaß gehabt hatten.
Was
inspiriert Sie in diesem Moment? Was inspiriert Sie generell im Leben?
Interessanterweise nannten die beiden Damen im Wartezimmer unabhängig voneinander
„Zumba“ als inspirierend. Kennen Sie Zumba? Ich kannte es bis gestern nicht. Zumba
ist ein Tanz-Fitness-Programm, das von lateinamerikanischen Tänzen inspiriert
ist und bei dem Jung und Alt, Anfänger und Fortgeschrittene gemeinsam tanzen.
Wie eine der Frauen sagte, sei es für sie so inspirierend, weil sie dabei
einfach Spaß hätte und gleichzeitig auch Fehler machen dürfe. Es sei egal, ob
sie mal einen falschen Schritt mache. In der Tanzgruppe würde jeder von jedem
lernen und jeder dürfe so sein und tanzen, wie er kann und mag. Vor allem aber würde
Sie es aus vollem Herzen machen und könne vom Alltag und dem Job richtig
abschalten und sie selbst sein. Es würde Sie inspirieren, weil sie es nicht TUN
MÜSSE, wie so viele andere Dinge im Leben.
AHA!
Da kommen wir der Sache schon näher. Inspiration hat etwas damit zu tun, dass
wir Freude empfinden, wenn wir etwas mit Leidenschaft (aus dem Herzen) und
Begeisterung freiwillig machen und dabei wir selbst sein können. Inspiration
ist also etwas, dass aus unserem tiefsten SEIN kommt, aus einer Quelle, zu der
der Verstand keinen Zugang hat. Inspiration ist nicht erklärbar. Wenn Sie
jemanden fragen, warum er von einer Sache oder Person inspiriert ist, wird er
versuchen Gründe zu finden, doch Sie werden mindestens einmal zwischendrin
hören „Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Es inspiriert mich einfach“. Das SEIN
braucht keine Gründe. Es IST einfach. Inspiration ist zudem sehr individuell.
Was den einen inspiriert, graust den anderen vielleicht. Inspiration ist auch
etwas anderes als „Vorlieben“ oder „Etwas-Gerne-Mögen“. Inspiration hat eine
andere Komponente, die ich gerne „das innere Feuer“ nenne. Wenn Sie inspiriert
sind, dann haben Sie dieses innere Feuer. Sie brennen für etwas. Meist können
Sie dann diesen Funken in den Augen einer Person sehen, dieses Leuchten, wenn
die Person von ihrer Inspiration erzählt.
In
unserer Gesellschaft ist es jedoch leider so, dass Inspiration oftmals kein
Platz eingeräumt wird bzw. wenn, dann meist nur in der Freizeit. Wir sind so
darauf trainiert, in einer Gesellschaft zu funktionieren, in der ein linearer
Lebensplan als das einzig gültige Modell zählt. Wir werden geboren, gehen zur
Schule, zum Studium, heiraten, gründen eine Familie und sterben irgendwann. Wie
viele wachen jedoch morgens mit dem inneren Feuer der Inspiration auf, springen
aus dem Bett und freuen sich, dass ein neuer Tag anfängt, an dem Sie wieder dem
nachgehen können, was sie tatsächlich inspiriert?
Sir
Kenneth Robinson, ein britischer Autor und bekannter Redner berichtete während
einem seiner Vorträge von einer Langzeitstudie. In dieser Studie wurde die
Kreativität und Inspiration von Kindern gemessen. Es stellte sich heraus, dass
Kleinkinder ein enormes Potenzial an Kreativität und Inspiration haben. Das
wird offensichtlich, wenn Sie sich einfach einmal spielende Kinder anschauen.
Die Kreativität sinkt jedoch rapide von 100% auf ca. 50%, sobald die Kinder die
ersten 4 Schuljahre absolviert haben. Bis zum Teenager-Alter sinkt dieses
Potenzial auf ca. 20%. Das ist erschreckend. Wir leben in einem
Gesellschaftssystem, in dem Inspiration und Kreativität eher gekillt als
gefördert werden. Das ergibt durchaus Sinn, denn wer zu viel Inspiration und
Kreativität an den Tag legt, entzieht sich der genormten Masse und ist damit
aus Sicht der Machthaber nicht mehr kontrollierbar. Zeit für einen
Paradigmen-Wechsel!
Experiment 1: Entdecken
Sie wieder Ihre Inspiration
Sie
können Ihre Inspiration wieder entdecken. Die Inspiration gehört zu uns, wie die
Schuppen zum Fisch (oder so ähnlich). Sie ist sozusagen ein Teil unseres
Lebensplanes. Das Feuer, das uns unsere Lebensaufgabe erfüllen lässt.
Inspiration kann nicht verloren gehen. Sie ist immer in uns. Die Frage ist nur,
ob wir an sie andocken, sie entzünden und nutzen, oder ob wir weiterhin
zulassen, dass sie unter einem riesigen Berg von Normen, Regeln, Umständen und
Gründen begraben bleibt.
Um
wieder an die Inspiration anzudocken, lade ich Sie ein, einen Zettel und einen
Stift zu nehmen und einmal aufzuschreiben, wofür Sie brennen. Versuchen Sie
nicht, zu viel darüber nachzudenken. Schreiben Sie es einfach auf. Es müssen
auch keine großen Dinge sein, denn auch ein spannendes Buch mit einem Cappuccino
kann inspirierend sein.
Nehmen
Sie sich 10 Minuten Zeit und schreiben Sie einmal alles auf, was Ihnen
einfällt. Vielleicht inspiriert es Sie, in den Bergen zu wandern, Schach zu
spielen, auf dem Marktplatz ein Eis zu essen, Gefühlsarbeit zu machen, ein
neues Produkt-Layout für Ihre Firma zu entwickeln, mit Ihren Kollegen im Team
zu arbeiten, zu Bügeln, zu malen oder Zumba zu tanzen. Was es auch immer sein
mag, es muss nicht logisch sein. Nehmen Sie sich einfach einmal die Zeit und
lassen Sie Ihr Herz, Ihr SEIN sprechen und nicht ihren Verstand.
Das
was Sie inspiriert ist auch zeitlich nicht gebunden. So können Sie kleine Dinge
finden (wie das Essen in der Sonne), die Sie in diesem Moment inspirieren oder
auch größere Dinge, Personen, Projekte, die Sie zu jeder Tages- und Nachtzeit
inspirieren. Schreiben Sie auf, was kommt und gehen Sie immer tiefer. Drehen
Sie einige Inspirations-Runden, damit Sie wieder voll und ganz an die Quelle
andocken können. Stellen Sie sich immer wieder die Frage „Was inspiriert mich?“
Vielleicht sagt Ihr Verstand am Anfang „Puh, keine Ahnung, was mich inspiriert.“
Dann schreiben Sie einfach „nichts“ auf und gehen weiter zum nächst tieferen
Punkt. „Was inspiriert mich noch…?“ Machen Sie solange weiter, bis Sie
mindestens 10 Punkte auf Ihrer Liste haben.
Zum
Beispiel war ich heute Vormittag nicht sonderlich inspiriert, ich steckte in
Gedanken fest. Irgendwann habe ich mich gefragt, was mich in dem Moment am
meisten erfüllen und mir Freude machen würde. Als Impuls kam sofort:
Mittagessen auf dem Balkon in der Sonne. Gesagt getan. Der Verstand sagte im
ersten Moment „Na toll, das ist ja jetzt nicht sonderlich produktiv.“ Das
Entscheidende ist jedoch, dass ich der Inspiration und der Freude gefolgt bin. Mein
Körper fühlte sich lebendig, als die März-Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht
tanzten. Kaum hatte ich 15 Minuten in der Sonne gesessen, kam die nächste
Inspiration, diesen Artikel anzugehen. Einfach so, ohne dass ich etwas hätte
dazu tun müssen. Ich hatte einfach richtig Lust darauf, meine Finger wollten
nichts als auf der Tastatur rumzuklimpern, ohne dass mein Verstand vorher
gewusst hätte, was ich schreiben würde. Jetzt kennen Sie das Geheimnis, wie
meine Artikel entstehen. Aus dem Nichts. Durch eine unerklärliche Inspiration
entfacht.
Und
jetzt? Was machen Sie jetzt damit? In besagtem Wartezimmer stellte ich
schließlich die Frage, wie es wäre, die Inspiration des Zumba Tanzens nicht nur
in der Freizeit zu spüren, sondern grundsätzlich im Leben, also vor allem auch
im Job. Darauf antwortete die eine Frau „Naja, das wäre schon toll!“
Das
wäre schon toll…Nun die Quizfrage: Wie inspiriert sind Sie, wenn es um Ihren
Job geht? Wie
sehr inspiriert Sie Ihr Job, den Sie tagein tagaus verrichten? Hand aufs Herz!
Wenn
Sie mit Inspiration und Freude etwas tun, das Sie erfüllt, folgen Sie Ihrem
Lebensplan und das bringt Ihnen letztendlich genug Geld zum Leben. Wenn Sie
hingegen meinen, Sie müssten einen Job machen, um Geld zu verdienen, dann
stecken Sie in der Mittelmäßigkeit fest, ohne Inspiration und wirkliche
Erfüllung. Was ist attraktiver?
Experiment 3: Weiten Sie Ihre
Inspiration aus
Ich
lade Sie nun zu einem wilden Experiment ein. Es besteht darin, dass Sie das
Feuer in sich noch größer werden lassen. Im ersten und zweiten Experiment haben
Sie bereits den Zugang zu Ihrem Inspirationsfeuer wiedergefunden. Lassen Sie es jetzt einmal größer werden,
indem Sie die Augen schließen und sich vorstellen, wie Ihr Leben aussehen
würde, wenn Sie ausschließlich Ihrer Inspiration folgen würden. Lassen Sie das
Ganze zu einer Vision werden. Vielleicht kombinieren Sie sogar verschiedene
Dinge, die Sie inspirieren, zu einer neuen Tätigkeit. Baden Sie in dieser
Vision. Werden Sie zu der inspirierenden Lebensvision und fühlen Sie die Freude
dabei. So fühlt sich Lebendigkeit an. „Spinnen“ Sie einmal rum, wie eine
Tätigkeit aussehen würde, die Sie absolut inspiriert und erfüllt. Lassen Sie
Ihrer Kreativität und Inspiration freien Lauf.
Ehrlich,
das Leben ist zu kurz, um Ihre Zeit in einem Job zu verbringen, der Ihnen Energie
entzieht und Sie eher dahin vegetieren lässt, anstatt Sie lebendig sein zu
lassen. Da mögen jetzt einige vielleicht sagen „Ja, ja, ja, die hat gut reden.
Das ist alles gar nicht so einfach, denn irgendwo muss das Geld herkommen und
wenn ich da nur in der Sonne sitze und das mache, was mir Freude macht, kann
ich davon noch nicht meine Miete bezahlen und die Familie versorgen.“ Nun, so
dachte ich auch schon mal. An dieser Stelle möchte ich Ihnen jedoch gerne eine
Geschichte von Frederick Dodson (*) nicht vorenthalten, der mit einem Coaching
Klienten eines Tages bei Sonnenschein auf einer Parkbank saß. Vielleicht haben
Sie die Geschichte schon einmal gehört oder gelesen. Er fragte den Klienten
nach der Coaching Sitzung, was er jetzt als nächstes tun wolle. Der Klient, der
selbständiger Unternehmer war, antwortete: „Nun, ich sollte jetzt unbedingt nach
Hause gehen und mich dringend wieder um die Kundenakquise kümmern.“ Dodson
fragte: „Okay, welche Möglichkeit hättest Du noch?“ Der Klient antwortete:
„Nun, ich könnte auch hier weiter in der Sonne auf der Parkbank sitzen, aber
ich sollte mich wirklich besser um meine Kunden kümmern.“ Dodson fragte: „Okay,
aber was inspiriert dich in diesem Moment wirklich und würde Dich mit Freude
erfüllen?“ Der Klient antwortete: „Nun ja, das hört sich jetzt vielleicht blöd
an, aber am meisten hätte ich jetzt Lust, die Eichhörnchen zu füttern.“ Dodson
sagte: „Prima, mach das!“ Darauf der Klient: „Ja, aber das ist ja nicht
wirklich produktiv.“ Worauf Dodson nur sagte: „Erklär das mal den
Eichhörnchen.“ Also ließ sich der Klient darauf ein und fütterte die
Eichhörnchen. Eine Frau kam des Weges und sprach ihn genau darauf an. Sie kamen
ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie Geschäftsführerin eines
größeren Konzerns war. Und so kam es, dass nicht nur sie sondern auch noch ihre
gesamte Firma mit 10.000 Mitarbeitern die neuen Kunden des Klienten wurden.
Stellen
Sie sich einmal vor, jeder Mensch würde seiner Inspiration folgen und nicht aus
Angst heraus einen Job machen, der ihn oder sie nicht erfüllt. Wir produktiv
und kreativ wären dann die Unternehmen? Was wäre dann in unserer Gesellschaft
möglich? Welch unglaublich kreatives Potenzial würde dann entfaltet und würde
neue, bahnbrechende und tragfähige Ideen entstehen lassen?
Der
Inspiration und Freude zu folgen ist vielleicht nicht immer der logischste Weg,
aber er führt Sie ganz sicher zu einem erfüllten Leben. Wenn Sie Ihrer
Inspiration folgen, befinden Sie sich auf Ihrem eigentlichen Lebensweg, auf dem
Weg, der Ihrer Bestimmung entspricht und Ihr SEIN blühen lässt. Und dann wird
das Universum ganz automatisch dafür sorgen, dass Sie versorgt sind. Ich lade
Sie ein, Ihrer Inspiration und Ihrem Sein wieder mehr Raum zu geben und das zu
leben, wofür sie hergekommen sind. Haben Sie den Mut die Quelle der Inspiration
wieder anzuzapfen und das Feuer in Ihnen brennen zu lassen. Es ist Ihr Leben.
JETZT!
Herzlich
lodernde Grüße,
Ihre
Nicola Nagel
(*) Frederick E. Dodson, Buch „Reality Creation
Coaching“
POTENZIALE LEBEN!
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