Montag, 15. Juli 2013

Lieben Sie schon, oder kämpfen Sie noch? - Wahre Liebe wurzelt im widerstandslosen Sein.



„Lieben Sie schon oder kämpfen Sie noch?“ Die Frage ist durchaus ernst gemeint. Einige von Ihnen werden vielleicht antworten „Ich liebe natürlich. Ich bin seit x Jahren mit meinem Partner zusammen und die Beziehung funktioniert.“ Lassen Sie mich daher die Frage noch etwas anders formulieren:“Erleben Sie den Segen einer blühenden Beziehung oder basiert Ihre Beziehung auf der gegenseitigen Befriedigung von Abhängigkeiten und Ego-Bedürfnissen?“ Autsch, da wird es schon brenzling, oder?

Wenn Sie sich einmal umschauen - sei es in Ihrem Bekanntenkreis, in Ihrer eigenen Beziehung, in der Gesellschaft, ja selbst, wenn Sie die Zeitung aufschlagen oder den Fernseher anmachen - sobald es um das Thema Beziehung geht, ist sehr schnell die Verbindung zwischen Liebe und Schmerz da. Das eine scheint es ohne das andere nicht zu geben. Es wird diskutiert, gestritten, gerechtfertigt und manipuliert und es werden gerne – bewusst oder unbewusst - Grollpunkte gegen den Partner gesammelt. Selbst 90% der Lieder über Liebe oder Beziehung besingen den Schmerz. Das Paradoxe daran ist, dass sich die meisten Menschen nichts sehnlicher wünschen, als eine glückliche und intakte Beziehung ohne Kummer, Unzufriedenheit und Querelen. Woran hängt es also?

Mit Leid und Schmerz ist nicht nur physische Gewalt oder lauter Streit gemeint. Schmerz kann gleichermaßen in einer Beziehung auftreten, wenn Sie z. B. an Ihrem Partner herumnörgeln – sei es ausgesprochen oder gedanklich – oder auch einfach nur genervt von ihm sind, auf gut Deutsch: wenn Sie im Widerstand sind!

Wir lernen in unserer Gesellschaft nicht wirklich etwas über Beziehung und wahre Liebe. Stattdessen wird uns mehr und mehr ein Konzept vorgegaukelt, wie eine Beziehung auszusehen hat. Und dieses Konzept enthält eben auch Schmerz. Doch wie wäre es für Sie, wenn das eine völlige Illusion ist? Wie wäre es für Sie, wenn keine intime Beziehung tatsächlich die Ursache für Kummer und Schmerz ist? Wie wäre es für Sie, eine Möglichkeit zu haben, wahre Liebe zu leben anstatt mit kleinen und großen Unstimmigkeiten in der Beziehung zu kämpfen?

Wenn wir geboren werden tragen wir in unserem Seins-Kern eine Referenz in Bezug auf archetypische, d. h. ursprüngliche männliche und weibliche Strukturen. Wenn wir dann älter werden, suchen wir nach diesen Strukturen, wir suchen nach Rollenmodellen, die für das archetypisch Männliche und Weibliche stehen. Unsere Gesellschaft ist jedoch mittlerweile so manipuliert, dass dieses Rollenmodelle kaum zu finden sind. Stattdessen geben die Medien vor, wie eine Beziehung zu sein hat: Das perfekte Heim, eine perfekte harmonische Ehe, 2 Kinder, Sie kennen das Bild (Schauen Sie sich bei Gelegenheit den Film „Pleasant Ville“ an, der diese Bild grandios darstellt).  Wir wachsen also mit einem Konzept auf, das weit von den ursprünglichen Strukturen entfernt ist. Da wir im Außen keinen Referenzpunkt für das Archetypisch Männliche und Weibliche finden, versuchen wir stattdessen unseren inneren Referenzpunkt zu verändern. Wir vergewaltigen uns unbewusst selbst, damit unser Seins-Kern sich den äußeren Vorgaben anpasst und wir der Norm entsprechen, dem gesellschaftlichen Bild. Das führt dazu, dass wir beginnen nach dem idealen Partner und der idealen Beziehung zu suchen.

Wir eignen uns also ein mentales Konzept an, von dem unser Ego meint, es verfolgen zu müssen. Das Ego – auch „Box“ genannt – ist nichts anderes als unsere Weltsicht, unsere Identität, unsere Komfortzone. Es ist ein sich ständig wiederholdender Mechanismus, der uns vorgibt, wie die Dinge in unserem Leben zu sein haben, damit wir uns sicher fühlen.

Und - Sie ahnen es schon - dieser Schuss kann nur nach hinten losgehen.  Die eingangs gestellte Frage „Erleben Sie den Segen einer blühenden Beziehung oder basiert Ihre Beziehung auf der gegenseitigen Befriedigung von Abhängigkeiten und Ego-Bedürfnissen“ ist also in unserer Gesellschaft gar nicht so abwegig. Was bedeutet das konkret?

Experiment 1: Rückblick auf Ihre Beziehung
Nehmen Sie sich einmal 2 bis 3 Minuten Zeit und blicken auf Ihre aktuelle Beziehung mit Ihrem Partner. Wenn Sie keine intime Beziehung mit einem Partner haben, können Sie auch eine Beziehung mit einem Freund oder einer Arbeitskollegin nehmen.

Gehen Sie nun gedanklich die letzten Tage einmal durch und schauen Sie, welche der folgenden Punkte zutreffen:
  • Wir haben gestritten und argumentiert
  • Wir haben über etwas diskutiert und ich hatte letztendlich Recht.
  • Es geht mir oft darum, Recht zu haben.
  • Gedanklich hätte ich meinen Partner ein paar Mal verfluchen können.
  • Sie/Er hat mich genervt (Seien Sie ehrlich! Auch wenn es ein noch so kleines Genervt-Sein war!).
  • Manchmal halte ich einfach meinen Mund, wenn er/sie etwas sagt und denke mir meinen Teil.
  • Ich habe gedanklich ab und zu an meinem Partner rumgemäkelt, z. B. weil er schon wieder vergessen hatte, den Müll rauszutragen oder zu spät zum Essen kam.
  • Gelegentlich rolle ich die Augen, wenn er/sie es nicht so macht, wie ich es möchte.

Seien Sie schonungslos ehrlich: Haben Sie sich in dem ein oder anderen Punkt wiedergefunden? Die oben genannten Punkte sind nur einige Beispiele, die in Beziehungen häufig auftreten. Fakt ist jedoch, dass Sie in dem Moment im Widerstand sind und Ihre Beziehung auf der Erfüllung von Ego-Bedürfnissen basiert. Ihr Ego will, dass etwas anders ist. Autsch, das sitzt, oder? Wenn Sie wirklich schonungslos ehrlich sind, wird schnell klar, dass die meisten Beziehungen nicht im Sein wurzeln, sondern im Verstand, im Ego. Das ist nicht gut und nicht schlecht. Es produziert einfach nur bestimmte Ergebnisse.  

Und genau da sitzt der Schmerz. Schmerz, Kummer und Unzufriedenheit in Beziehung entsteht, wenn Sie unbewusst im Widerstand sind und Ihr Ego versucht, die Beziehung nach seinen Vorstellungen zu führen. Nicht selten manipulieren wir unseren Partner subtil und unbewusst, damit er unseren Vorstellungen entspricht. Eine sehr spannende Frage in diesem Zusammenhang ist: Warum führen Sie eine Beziehung?

Ein weiterer Teil des gesellschaftlichen Beziehungskonzeptes ist, dass ein Partner dazu da ist, um uns glücklich zu machen. Eine erfüllende, glückliche Partnerschaft ist doch schließlich das Ziel, oder nicht? Warum sonst enden alle Filme an dem Punkt, wo sich die beiden Liebenden endlich finden und vereint sind?

Wenn Sie jedoch Ihr Glück von einer Partnerschaft oder gar ihrem Partner abhängig machen – also von einem äußeren Faktor - dann geht auch dieser Schuss sehr schnell nach hinten los. Sehr offensichtlich wird es nach der ersten Verliebtheitsphase, wenn die rosarote Blase plötzlich platzt und Sie auf dem Boden der Realität aufschlagen, weil sich Ihr Partner als doch nicht so perfekt herausstellt. Zum anderen passiert diese Partner-Glück-Abhängigkeit jedoch auch in langfristigen Beziehungen. Wenn wir unser Glück von einer anderen Person abhängig machen, vermeiden wir in dem Moment, uns mit dem eigenen Schmerz, der eigenen, inneren Unzufriedenheit auseinander zu setzten und projizieren diese auf unseren Partner. Wir sind sozusagen süchtig nach dem Partner als Glücks-Garant. Die Illusion vom  idealen Partner oder einer idealen Beziehung fördert zwangsläufig Kummer und Schmerz zutage, da bei jeder Sucht, die Wirkung der Droge irgendwann nachlässt (*). Sie wissen, wie es dann weitergeht. Unzufriedenheit und Kummer treten zu Tage z. B. in Form von kleinen Streitigkeiten, Liebesentzug, Diskussion, oder was auch immer. Mit dem Kummer entspinnt sich sehr schnell eine Drama Spirale und das klassische Täter-Retter-Opfer Spiel geht los, denn bitteschön, schließlich ist es doch so, dass Ihr Partner etwas gesagt hat und Sie sich jetzt schlecht fühlen. Schließlich ist er doch im Unrecht und Sie haben Recht. Schließlich hätte er doch seine Socken wegräumen können, dann wären Sie auch nicht genervt.

Um diesem Schmerz oder der Unzufriedenheit zu entgehen, flüchten sich viele Menschen in die Zukunft, getreu dem Motto: „Ja, er/sie wird sich schon ändern“ oder „Wenn es nur so-und-so wäre, dann wäre es perfekt.“ Oder „Im Urlaub renkt sich das bestimmt wieder ein.“ Wir flüchten also in dem Moment des Schmerzes in die Zukunft, um den Schmerz nicht fühlen zu müssen. Das gleiche funktioniert auch mit der Vergangenheit, indem wir uns z. B. in einen Moment flüchten, wo alles „rosig und harmonisch“ war.

Auf die Gefahr hin, dass Sie jetzt gleich empört oder wütend aufschreien, möchte ich Ihnen folgende Frage stellen: Wie wäre es für Sie, wenn Ihr Partner niemals die Ursache für Kummer und Schmerz ist, den Sie in Ihrer intimen Beziehung erleben? Beziehungen fördern lediglich den Schmerz zutage, der bereits in Ihnen ist. Es ist ein Trugschluss zu glauben, dass Beziehungen dazu da sind, Sie glücklich zu machen. Wenn Sie Heil und Glück in einer Beziehung suchen, werden Sie immer wieder enttäuscht werden und kleinen oder großen Schmerz und Unzufriedenheit erfahren.

Beziehungen sind vielmehr dazu da, Sie auf die nächste Bewusstseinsebene zu bringen, indem Sie sich dem Schmerz stellen und ihn auflösen. Ihr Partner tut ihnen sozusagen einen Gefallen, indem er Ihr Spiegel ist. Er ist Ihr Katalysator für Wachstum und Bewusstheit. Warum akzeptieren und arbeiten wir also nicht mit dem Schmerz, anstatt zu fliehen, Beziehungen zu meiden oder weiterhin dem Phantom des idealen Partners, dem Prinzen auf dem weißen Schimmel, der leidenschaftlichen Göttin mit der Superfigur hinterherzujagen, der/die die Lösung all unserer Probleme ist.

Es ist tatsächlich ein Irrsinn, dass viele Menschen glauben, dass mit einem anderen Partner alles besser wäre. Solange Sie Ihre eigenen Muster nicht angeschaut und transformiert haben, wird sich der nächste Prinz oder die Göttin genauso schnell in einen Idioten oder eine blöde Kuh verwandeln, wie das vorherige Exemplar. Es könnte sich also lohnen, Ihre Widerstände in Ihrer aktuellen Beziehung anzuschauen und Sie als großartige Möglichkeit zu sehen, als Chance, tatsächlich wahre Liebe zu leben.  Lassen Sie uns im nächsten Schritt damit arbeiten.

Experiment 2: Finden Sie Ihre Widerstände in Ihrer Beziehung
Nehmen Sie sich ein Blatt Papier und Stift und schreiben Sie einmal auf, wo Sie gegenüber Ihrem Partner oder der Beziehung generell Widerstände haben, egal wie groß oder klein diese sind. Bei welchem Gedanken oder in welcher Situation spüren Sie eine Art von Negativität in sich? Was nervt Sie? Vielleicht hört Ihr Partner manchmal zu laut Musik oder er diskutiert gerne rum, vielleicht kann er sich ewig nicht entscheiden (z. B. wenn es um Wochenend-Aktivitäten geht) oder eine seiner/ihrer Gesten nervt Sie. Schreiben Sie es einfach auf.

Haben Sie Ihre Liste? Schauen Sie sich nun die Punkte noch einmal in Ruhe an. Lassen Sie sich von dem Schmerz und dem Schock treffen. Wenn Sie absolut ehrlich zu sich selbst waren, könnte es sein, dass Sie eine ganze Reihe von Punkten haben, wo Sie im Widerstand mit Ihrem Partner oder der Beziehung sind (auch wenn Sie vielleicht grundsätzlich zufrieden und glücklich sind). Diesen Schmerz jetzt bewusst zu spüren ist der erste Schritt zur Veränderung.

Wie bereits erwähnt ist das Ego sehr clever, alte Strukturen und Muster beizubehalten. Durch Negativität und das Finden von Beweisen meint Ihr Ego, die Wirklichkeit manipulieren zu können und einen unerwünschten Zustand aufheben zu können oder einen erwünschten Zustand herbeiführen zu können (*).  Ihr Ego will Recht haben. Doch an Ihrer Beziehung und Ihrem Partner wird sich nichts ändern. Das einzige, was sich ändert ist, dass Sie weitere Grollpunkte gegenüber Ihrem Partner sammeln, Ihr Ego gestärkt wird und Ihr unbewusstes inneres Monster (auch „Gremlin“ genannt) einen Heidenspaß hat, Nähe und Vertrautheit zu zerstören. Beobachten Sie einmal, wie oft Sie im Widerstand sind.

Die Sache ist die: Wenn Sie im Widerstand sind, dann wehren Sie sich auf einer tiefen unbewussten Ebene gegen eine Veränderung zum Positiven. Das Ego bezieht seine Identität aus dem Widerstand. Den Widerstand, den kleinen und großen Kummer und Schmerz in Beziehung, das ist das, was Ihr Verstand, Ihr Ego bisher kennt. Das ist Ihre Identität. Diese Widerstände aufzugeben ist für das Ego bedrohlich, denn es bedeutet für Ihr Ego zu sterben. Wenn Sie nicht mehr ständig Recht haben in der Diskussion mit Ihrem Partner, wenn Sie nicht mehr subtil oder offensichtlich manipulieren und kämpfen müssen, sondern sich vom Schmerz transformieren lassen, wer sind Sie dann? Wer sind Sie, wenn Ihre Identität als mehr oder weniger jammernder, deprimierter, leidender, genervter, den Partner korrigierender Mensch wegfällt? Wer sind Sie ohne Unzufriedenheit? Wer sind Sie dann?

Das Ego oder die Box meint, dass die Stärke im Widerstand, im Rechthaben im Besserwissen läge. Doch Widerstand schneidet Sie vom Sein ab und damit von wahrer Liebe ab. Widerstand ist Angst getarnt als intellektuelle Stärke. Angst, tatsächlich wahre Liebe und Intimität zu erfahren. Liebe und Intimität, die jetzt in diesem Moment aus dem Sein heraus passiert und nicht aus dem Verstand, ist für das Ego und damit den Gremlin extrem gefährlich, denn diese Art Beziehung kann sehr intensiv sein.

Wenn Sie immer wieder Widerstand oder Negativität in Bezug auf Ihren Partner oder gewisse Punkte in Ihrer Beziehung spüren, dann ist das ein Anzeichen dafür, dass Sie einen Teil Ihres Selbstgefühls daraus ziehen (*). Das Ego versucht, seine Identität zu schützen und das Altbekannte beizubehalten.

Wie können Sie diese kleinen und großen Widerstände nun wandeln und etwas anderes kreieren?

Experiment 2:  Totale Akzeptanz ohne Bewertung
Bisher hat Ihr Ego diesen Punkt bewertet. Vielleicht haben Sie auch schon versucht, Ihren Partner zu „erziehen“ bzw. zu verändern, damit er es so tut, wie Sie es wollen.  Und hat es funktioniert? Wahrscheinlich nicht. Sie können Ihren Partner nicht verändern. Im Gegenteil. Widerstand und Kampf erzeugt mehr von dem, was Sie nicht haben wollen. Denn wenn Sie bewusst oder unbewusst den Fokus auf das richten, was sie nervt, was sie NICHT wollen, dann geben Sie genau dem Energie und erzeugen paradoxerweise mehr davon. Sie haben jedoch die Möglichkeit, einen Raum für Wachstum und Transformation zu schaffen, in dem Liebe und Güte Einzug halten kann. Sie haben die Möglichkeit, selbst anders zu agieren.

Nehmen Sie einmal einen Aspekt der soeben aufgelisteten Punkte, wo Sie einen Widerstand gegenüber Ihrem Partner haben. Beginnen Sie mit einem Punkt, bei dem Sie einen geringen Widerstand haben. Versuchen Sie nun, diesen Punkt vollständig neutral zu sehen. Hier ein Beispiel: Angenommen, Sie sind total genervt, weil Ihr Partner die Zahnpasta-Tube regelmäßig in der Mitte ausdrückt, anstatt – wie es Ihrer Meinung nach richtig ist - sie am Ende auszudrücken. Wie sehen Sie das jetzt neutral? Nun, indem Sie nur das betrachten, was ist: Ihr Partner drückt die Zahnpasta-Tube in der Mitte aus. Punkt. So ist es. Nur das. Sie können es nicht ändern, weil es bereits so ist. Ihr Schmerz ist in der Vergangenheit nur dadurch entstanden, dass Sie bewertet haben und Ihr Ego Ihnen gesagt hat, es müsse anders sein. Die Kunst besteht darin, eine Situation oder Ihren Partner nicht zu bewerten in gut oder schlecht, richtig oder falsch. Wertung ist nur ein konzeptionelles Relikt aus Inquisitionszeiten, das keinen Bezug zur Realität hat. Versuchen Sie stattdessen wirklich einmal nicht zu bewerten. Keine Geschichte. Kein „Es müsste anders sein.“ Widerstand entsteht, weil Sie meinen, etwas müsste anders sein. Sie kreieren den Schmerz also selbst, indem Sie auf Ihrer Position verharren und damit im Widerstand sind bleiben.

Sie trommeln schon mit den Fingern auf Ihrem Bein, weil Ihr Partner Gas geben könnte, um noch über die grüne Ampel zu kommen? Dann sind Sie im Widerstand, weil Sie meinen, es sei richtig, zügig zu fahren, denn schließlich würden SIE es ja tun. Sie wünschen sich, von Ihrem Partner so angenommen zu werden, wie Sie sind, bedingungslos? Sind Sie auch in der Lage, Ihren Partner zu 100% so zu akzeptieren wie er ist, ohne jegliche Wertung? Sind Sie bereit, jeglichen Widerstand aufzugeben? Oder gibt es da nicht doch noch diese 5 Punkte, die Sie gerne an ihm ändern würden?

Wie lange wird es noch dauern, bis Sie sagen können „Ich gebe jeglichen Widerstand auf und will keinen Schmerz und Kummer mehr verursachen, weder gegenüber mir selbst, noch gegenüber meinem Partner?“ Wie viel Schmerz und Unzufriedenheit – egal ob klein oder groß, egal ob häufig oder gelegentlich – brauchen Sie noch, bis Sie diese Entscheidung treffen können? Wann sind Sie bereit, absolute Verantwortung für Ihre Unzufriedenheit zu übernehmen?

Geschichten und Bewertungen entstehen in der Zeit, d. h. wenn wir nicht in jedem einzelnen Augenblick präsent sind. Wie wäre es, wenn Sie sich JETZT entscheiden, jeglichen Widerstand aufzuspüren, ihn anzuschauen in der Bewusstheit, dass Ihr Partner mit Ihrem inneren Widerstand nichts, aber rein gar nichts zu tun hat? Wie wäre es, wenn Sie sich in absoluter Hingabe üben? Das würde bedeuten, dass Sie als neutraler Bobachter wahrnehmen, was passiert und Ihren Partner, Ihren Widerstand nicht mehr bewerten, sondern voll und ganz akzeptieren? In dem Moment, wo Sie den Widerstand bewusst wahrnehmen und anerkennen, beginnt er, sich aufzulösen.

Das bedeutet nicht, dass Sie in Ihrer Beziehung ab sofort alles hinnehmen. Wenn Sie alles nur noch hinnehmen mit der Einstellung „das ist mir ab jetzt alles egal“, dann ist das Negativität in Form von unbewusstem Groll und das ist clever getarnter Widerstand. Sie können durchaus Grenzen setzen oder auf bestimmte Dinge hinweisen. Es geht jedoch darum, in jedem Moment aufmerksam und präsent zu sein und es nicht mit der Einmischung des Egos zu tun, das Recht behalten oder den anderen beschuldigen möchte. Sie können das vollkommen widerstandslos tun.

Vielleicht hilft Ihnen folgende Geschichte aus einem Youtube Video von Benjamin Zander Ihren Widerstand JETZT aufzugeben und Ihre Liebe aus dem Sein heraus in jedem Moment zu leben (http://www.ted.com/talks/benjamin_zander_on_music_and_passion.html ):

Eine Frau, die die Zeit in einem Konzentrationslager überlebt hat, erzählte folgendes: „Ich war mit meinem kleineren Bruder in einem dieser Wagons, der uns zum Lager brachte. Ich schaute nach unten und sah, dass er keine Schuhe mehr an hatte, sondern seine Füße nackt waren. Ich raunzte ihn an „Wo zum Teufel sind deine Schuhe. Mein Gott, kannst Du nicht ein einziges Mal Dein Hirn einschalten und auf Deine Sachen achten?” Unglücklicherweise waren das die letzten Worte, die sie zu ihm sagte. Sie sah ihn nie wieder. Er hat nicht überlebt. Als sie zurück ins Leben ging schwor sie sich folgendes: “Ich werde nie wieder etwas sagen, das nicht als mein letztes Wort stehen könnte, das ich jemals sprechen werde.“

Können wir das auf Anhieb? Sicher nicht. Doch es ist eine Möglichkeit, nach der wir streben können, um achtsam und respektvoll in Liebe mit unserem Partner zu sein – in voller Akzeptanz, ohne Widerstand.

Herzliche Grüße,
Ihre Nicola Nagel



* Eckhard Tolle, „Das Leben im Jetzt“
Weitere Inspiration zum Thema Beziehung erhalten Sie im Buch „Wahre Liebe im Alltag“ von Clinton Callahan


POTENZIALE LEBEN!

www.viva-essenza.com