Mittwoch, 13. Mai 2015

Die Krux in Bezug auf Vertrauen



Eine Frage, die ich in letzter Zeit häufig gestellt bekomme lautet „Wie kann ich mehr vertrauen?“ Dabei kann sich diese Frage auf sehr unterschiedliche Bereiche im Leben beziehen, sei es beispielsweise auf den Job, die Partnerschaft oder auch die gesellschaftlichen und globalen Veränderungen. Fakt ist, dass es sich um eine Frage handelt, die angesichts der sich schnell verändernden Umstände um uns herum, zunehmend an Relevanz gewinnt. Was dabei auffällt ist, dass viele Personen die Lösung im Außen suchen. Sie suchen nach einem Rezept oder einer Art Medikament, das sie am besten schnell einnehmen können, sodass sie automatisch mehr vertrauen können.

Um der Vertrauenssache auf den Grund gehen zu können, ist jedoch eine andere, weitaus gefährlichere Frage notwendig: „Inwieweit vertraust Du Dir selbst?“

Viele Menschen meinen, Vertrauen ist ein Gefühl, das sich in bestimmten Situationen oder in Bezug auf bestimmte Personen einstellt, oder eben nicht einstellt. Vertrauen ist jedoch kein Gefühl. Vertrauen ist eine Entscheidung. Lassen Sie das einmal kurz sacken: 

Vertrauen ist kein Gefühl. Vertrauen ist eine Entscheidung!

Warum funktioniert es trotzdem meist nicht, aus dem Verstand heraus die Entscheidung zu treffen und dann mehr vertrauen? Wenn Sie mehr vertrauen wollen oder gar wieder an das Urvertrauen andocken möchten, ist ein neuer körperlicher Referenzpunkt notwendig. Mit körperlichem Referenzpunkt ist in diesem Zusammenhang ein Referenzpunkt in den sogenannten vier Körpern – dem physischen, intellektuellen, emotionalen und energetischen Körper – gemeint. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass sie neben dem physischen Körper noch drei weitere haben: 

·         Physischer Körper: dieser besteht aus Knochen, Muskeln, Organen und er hat Sinne. 

·         Intellektueller Körper: hierbei handelt es sich um den Verstand mit seinen Gedanken, Meinungen, Ideen, etc.

·         Emotionaler Körper: dieser beherbergt die Gefühle – Wut, Freude, Traurigkeit und Angst – vier große, ursprüngliche Gefühlsterritorien, die uns zielsicher durch das Leben leiten, wenn wir sie in Besitz nehmen.

·         Energetischer Körper: hierbei handelt es sich um das Sein, das Präsenz, Vision und eine Bestimmung hat.

Wenn Sie nun ausschließlich mit dem Verstand versuchen zu entscheiden, dass Sie mehr vertrauen, so wird dies mit großer Wahrscheinlichkeit nicht funktionieren, weil Sie dadurch keinen neuen Referenzpunkt in den anderen 3 Körpern haben und sich die neue Entscheidung somit nicht in Ihrem Körper verankert. 

Warum fällt es einigen Menschen überhaupt schwer, zu vertrauen? Es gibt sicherlich Menschen oder Situationen, die einfach nicht vertrauenswürdig sind und bei denen Ihnen Ihr  gesunder Menschenverstand bereits sagt, besser nicht zu vertrauen (beispielsweise, wenn Sie nachts von einer Person mit einem Messer in der Hand angesprochen werden). Doch wie ist es in den Fällen, wo Sie eigentlich vertrauen könnten und es dennoch nicht tun? Fehlendes Vertrauen kann verschiedene Ursachen haben. Im Folgenden finden Sie die vier gravierendsten: 

·       Persönliche, „negative“ Erfahrung in einer ähnlichen Situation (z. B. „Ich habe meinem Chef diesbezüglich schon einmal vertraut und es ging schief.“)

·       Übernommene Meinungen und Ängste von anderen Personen. (z. B. „An Deiner Stelle würde ich da nicht so gutmütig vertrauen. Stell Dir mal vor, was da alles passieren kann. Da zu vertrauen ist ja naiv.“)

·       Alte, UNBEWUSSTE Entscheidungen in Bezug auf Vertrauen, die Sie in einer kritischen Situation in Ihrer Kindheit getroffen haben und die Ihnen jetzt als Erwachsener nicht erlaubt zu vertrauen. (z. B. „Vertrauen ist gefährlich“ oder „Ich kann niemandem vertrauen.“ oder „Wenn ich vertraue, werde ich verletzt.“, etc.)

·       Geschichten über sich selbst basierend auf Ihrer eigenen Interpretation oder sich wiederholender, kleinmachender Manipulation durch andere Personen (z. B. „Ich kann das nicht. Ich bin nicht gut genug. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Mein Vater traut mir das auch nicht zu.“)

·       Fehlende Bewusstheit über den Nutzen von Gefühlen ist ein weiterer Aspekt, der Vertrauen verhindert. Wenn es beispielsweise nicht okay für Sie ist, Angst zu fühlen, weil Sie möglicherweise gelernt haben, dass Angst schwach, unreif und unprofessionell ist, dann können Sie in unbekannten oder herausfordernden Situationen nicht vertrauen. Stattdessen suchen Sie möglicherweise erst einmal nach einem Konzept oder einer anderen Art von Sicherheit, die Ihnen Beweise liefert, dass Sie vertrauen können. In diesem Fall verwechseln Sie Vertrauen mit konzeptioneller Sicherheit. Auch Wut ist entscheidend, um vertrauen zu können.

Diese Hintergründe und Einflüsse haben mehr Gewicht, als den meisten bewusst ist. Es sind meist diese unbewussten Programme, die verhindern, dass Sie entweder grundsätzlich im Leben oder in bestimmten Situationen nicht vertrauen.  

Mehr zu vertrauen hat sehr viel damit zu tun, inwieweit Sie sich selbst vertrauen. Inwieweit sind Sie z. B. in der Lage, in Gegenwart von anderen Personen auf sich Acht zu geben, beispielsweise in der Form, dass Sie mit Ihrer Wutkraft klare und wirksame Grenzen setzen können? Inwieweit ist es Ihnen möglich, sich selbst und der Situation zu vertrauen, wenn Sie sich einer völlig neuen Herausforderung gegenüber sehen und Angst Sie blockiert? Inwieweit können Sie Ihre eigene Kraft und Autorität behalten, selbst wenn andere Menschen versuchen, Ihnen etwas anderes einzureden?

Um grundsätzlich mehr vertrauen zu können, sind folgende Aspekte hilfreich:

·       Nehmen Sie Ihre Wutkraft in Besitz
In unserer Gesellschaft lernen wir, dass Wut schlecht, unprofessionell, aggressiv und destruktiv ist. Ein Irrglaube, der viele Menschen ihrer Kraft beraubt. Die Wutkraft in Besitz zu nehmen bedeutet, dass Sie in einem geschützten Trainingsraum bewusst beginnen - und auch wieder aufhören - Wut zu fühlen. Wenn Sie einmal 100% maximale archetypische, also ursprüngliche Wut in all Ihren vier Körpern erlebt haben, wissen Sie fortan, dass Sie größer sind als die Wut. Ab dem Moment können Sie die Wut verantwortlich nutzen, um z. B. Grenzen zu setzen, Klarheit zu schaffen, Dinge zu beginnen und zu beenden, JA oder NEIN zu sagen und klare Entscheidungen zu treffen. Durch diese Art der bewussten Gefühlsarbeit, haben Sie eine Erfahrung in allen vier Körpern und damit einen neuen Referenzpunkt, der sich im Körper verankert. Es ist der Referenzpunkt Ihrer innewohnenden Kriegerkraft, der Sie Gewissheit haben lässt, dass Sie sich jederzeit schützen bzw. verteidigen können. Sie können mit Inbesitznahme der Wutkraft wieder vertrauen, auf sich selbst in Gegenwart von anderen Menschen oder in bestimmten Situationen Acht geben zu können. Beispielsweise können Sie mit Wutkraft einer anderen Person, die versucht Ihnen einzureden, dass Sie zu etwas nicht fähig sind, oder dass etwas sowieso schief geht, die klare Grenze setzen, dass Sie sich nicht manipulieren lassen (Wut bedeutet übrigens nicht, dass Sie rumbrüllen. Es geht um Ihre Energie).  

·       Nehmen Sie Ihre Angst in Besitz
Ähnlich wie mit der Wutkraft verhält es sich mit der Angst. Um mehr vertrauen zu können, ist es gleichermaßen wichtig, dass Sie Ihre Angst in Besitz nehmen. In der modernen Gesellschaft werden die Menschen dahingehend manipuliert, dass Angst nicht okay ist. Angst ist etwas für Feiglinge, sie ist schwach, unprofessionell und sollte nach Möglichkeit vermieden werden. Gleichzeitig manipulieren die Medien uns tagtäglich mit subtiler Angst („Wenn Sie xy nicht kaufen, dann gehören Sie nicht dazu.“).Tatsächlich ist Angst jedoch – genau wie Wut, Freude und Traurigkeit – eine archetypische, d. h. ursprüngliche Gefühlskraft in uns, die uns durch das Leben navigiert. Wie wollen Sie in unbekannten Situationen vertrauen, wenn Angst für Sie nicht okay ist? Wenn Sie lernen die Angst bewusst zu fühlen und auch diese bis 100 % Maximum auszudrücken, erkennen Sie, dass Angst nur Angst ist und Sie größer sind, als die Angst. Ab dem Moment können Sie die Angst bewusst nutzen, um z. B. in unbekanntes Gebiet zu gehen, Neues auszuprobieren und vor allem voran zu gehen, ohne zu wissen, wie es geht. Anstatt in beängstigenden Momenten paralysiert oder blockiert zu sein und nicht zu vertrauen, können Sie stattdessen weitergehen und vertrauen. Sie brauchen keine konzeptionelle Sicherheit mehr, sondern wissen, dass Angst einfach nur Angst ist und ein Indikator dafür, dass gerade etwas Ungewohntes oder Neues passiert. 

·       Bleiben Sie zentriert und behalten Sie Ihre Autorität
Wenn Sie komplett zentriert und geerdet sind und Ihre Gefühle in Besitzt genommen haben, sind Sie in der Lage, sich nicht von der Meinung anderer (der Kollegen, dem Partner, den Eltern, den Medien) beeinflussen zu lassen. Stattdessen können Sie in Ruhe die Lage sondieren und bewusst entscheiden, ob Sie jemandem bzw. einer Situation vertrauen, oder nicht. Sind Sie nicht zentriert, so verhalten Sie sich angepasst und versuchen, es anderen Recht zu machen. Wenn Sie sich angepasst verhalten, dann sagen Sie möglicherweise Ja, obwohl Sie Nein meinen, oder lächeln und sind freundlich, obwohl Sie eigentlich eine klare Grenze setzen müssten. Kurzum: Ihre Kraft ist bei der anderen Person oder Situation, aber nicht bei Ihnen. Wie wollen Sie sich selbst und anderen vertrauen, wenn Sie nicht authentisch sind und Ihre Kraft abgeben? Achten Sie also darauf, zentriert zu bleiben (Hinweis: zentriert zu sein bedeutet, dass Sie Ihr Seins-Zentrum auf Ihr physisches Zentrum legen. Mehr dazu im Buch „Die Kraft des bewussten Fühlens“ von Clinton Callahan oder im viva essenza online Artikel „2011-08-24_Seien Sie Ihre eigene Autorität“ unter http://www.viva-essenza.com/163/publikationen/artikel-archiv.)  

·       Decken Sie alte Glaubenssätze und Geschichten auf
Überprüfen Sie einmal, ob Sie möglicherweise bestimmte Glaubenssätze in Bezug Vertrauen oder auch in Bezug auf sich selbst haben? Was hält Sie davon ab, zu vertrauen? Schreiben Sie einmal alle Glaubenssätze auf. Schreiben Sie auch die wiederkehrenden Situationen auf, in denen Sie nicht vertrauen können. Diese sind in der Regel Hinweise auf alte, unbewusste Entscheidungen, die es zu verändern gilt. Selbst Glaubenssätze, Entscheidungen und Geschichten, die Sie über Jahre hinweg genährt und aufrecht erhalten haben, können Sie verändern. Eine Möglichkeit der Veränderung besteht in bewusster Gefühlsarbeit, denn der Körper hat alle Informationen in seinen Zellen abgespeichert und kann Sie zu dem Ursprung der Entscheidungen zurückführen, sodass eine Veränderung möglich wird. Eine andere Möglichkeit ist energetische Heilarbeit, die ebenfalls auf verschiedenen Ebenen des Körpers arbeitet und destruktive Programme und Muster auflöst. Fakt ist jedoch, dass Sie die Notwendigkeit der Veränderung erkennen und diese aus eigener Initiative in Angriff nehmen müssen. Wenn Sie darauf warten, dass andere ihre Meinungen und ihr Verhalten ändern, damit Sie mehr vertrauen können, dann warten Sie möglicherweise Ihr Leben lang. Vertrauen beginnt in Ihnen selbst. 

Einige Leser mögen sich jetzt fragen „Muss das denn wirklich alles sein, damit ich mehr vertrauen kann?“ Genauso könnte ein Schüler seinem Lehrer die Frage stellen: „Muss ich denn wirklich lernen, um weiterzukommen?“ Sie kennen die Antwort. Wenn Sie andere Resultate in Ihrem Leben erzielen möchten, ist es notwendig, dass Sie bei sich selbst anfangen. Mehr zu vertrauen basiert auf radikaler Verantwortung. Es basiert darauf nicht mehr Opfer der Umstände zu sein, sondern verantwortlich die eigenen Themen anzugehen, die verhindern, dass Sie vertrauen können. 

Vertrauen ist wie gesagt kein Gefühl. Vertrauen ist eine Entscheidung. Es ist eine Moment-zu-Moment Entscheidung, für die Sie innere Klarheit und einen neuen Referenzpunkt in allen vier Körpern brauchen. Sind Sie bereit?

In diesem Sinne vertrauensvolle Grüße,
Ihre Nicola Nagel


Mehr zum Thema:

  • Buch „Die Kraft des bewussten Fühlens“ von Clinton Callahan
  •     www.viva-essenza.com  

     
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    viva essenza online Artikel „2011-08-24_Seien Sie Ihre eigene Autorität“ unter http://www.viva-essenza.com/163/publikationen/artikel-archiv



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