Mittwoch, 14. September 2011

In welchem Kontext leben Sie? - Über die Kraft der Deklaration.

In welchem Kontext leben Sie? Ja, die Frage meine ich ernst: in welchem Kontext leben Sie? Haben Sie sich das schon einmal gefragt? Viele Menschen, denen ich diese Frage stelle, schauen mich zunächst einmal mit einem Fragezeichen an, bevor sie schließlich eine Antwort geben, die in etwa lautet: „Kontext? Naja, ich lebe so, wie ich lebe. Da gibt es keine große Wahl. Die Umstände sind so wie sie sind und damit ist der Rahmen, der Kontext vorgegeben.“

Aha! Wir meinen also, der Kontext passiert einfach so oder er ist einfach so da. Was heißt denn Kontext überhaupt genau? Kontext bedeutet ganz linear gesagt „Zusammenhang“ und ist der abstrakte Begriff der Beziehung (Relation) zwischen miteinander verbundenen Teilen. Oh, ich sehe schon das nächste Fragezeichen bei einigen Lesern „Sind wir jetzt in der Physik? Was hat das mit meinem Leben zu tun?“

Das hat eine ganze Menge mit Ihrem Leben zu tun, denn Sie leben in einem Kontext. Sie leben nicht nur in einem, Sie kreieren ihn sogar fortwährend, jeden Tag, ja sogar jede Sekunde. Diese Entscheidung, in welchem Kontext wir leben erfolgt jedoch meist unbewusst. Zum Beispiel könnte man sagen, wir leben im Kontext „Deutschland“. Mit „Deutschland“ sind gewisse Traditionen verbunden, Bräuche, Gepflogenheiten, Geschäftsgebaren. Dies wird schnell klar, wenn wir z. B. China als Vergleich nehmen. In Deutschland ist es im Geschäftsleben üblich auch einmal nein zu sagen und dem Gegenüber Kontra zu geben. Versuchen Sie das einmal in China. Das war dann voraussichtlich Ihr letztes Geschäft mit dem Kunden, denn in China gehört sich das nicht. Es würde bedeuten, das Gesicht zu verlieren. Ein anderes Beispiel: In Deutschland haben wir sensationelle Regeln, Normen und Vorschriften. Sobald Sie nach Italien oder Spanien fahren, können Sie den deutschen Kontext nicht mehr anwenden. Sie wollen in Spanien mit einem Klemptner einen konkreten Termin vereinbaren? Viel Erfolg, sie werden recht häufig „mañana, mañana“ hören, was rein formal übersetzt „morgen“ heißt, jedoch im spanischen Kontext so viel bedeuten kann wie „ich komme vorbei, wenn es auf dem Weg liegt und passt. Das kann morgen sein, oder übermorgen, mal sehen.“ Da kann das deutsche Regel gewöhnte Ego schon einmal sauer werden und deklarieren „Die Spanier sind unzuverlässig.“ Und prompt finden wir auch zig Beweise dafür, die untermauern, dass die Spanier tatsächlich unzuverlässig sind.“ Wir haben also eine Erfahrung oder ein Gefühl und stützen darauf unsere Realität.

Kommt Ihnen das bekannt vor? So gehen wir in der Regel durch das Leben, denn so haben wir es schließlich gelernt. In der modernen Gesellschaft lernen wir nichts über die direkten Zusammenhänge zwischen unserem Deklarieren und der Realität. Oder hatten Sie in der Schule ein Fach „Kreieren“ oder „Die Kraft der Deklaration“? Wohl eher nicht. Wir werden als schlafende Schafe erzogen, die manipulierbar sind. Deswegen funktioniert Werbung. Die Marketing-Spezialisten versuchen durch ihre Werbung ein bestimmtes Gefühl in Ihnen zu erzeugen, damit Sie dann hingehen und das Shampoo oder die Creme kaufen, sprich Ihre Realität auf Basis des Gefühls erzeugen. Warum sonst denken Sie, dass Frauen und Männer Anti-Aging Cremes benutzen? Wussten Sie, dass dies (wie übrigens viele andere Dinge auch) ein reiner Marketing Geck ist? Es tut mir leid, wenn ich Ihnen jetzt die Illusion der ewigen Jugend nehme. Anti Aging Cremes wirken – wenn überhaupt – in solch einem winzigen µ-Bereich, dass man die Hautstraffung mit viel Glück unter dem Mikroskop sehen würde. Ich lade Sie ein, das Geld zu sparen und davon lieber schick essen zu gehen.

Sind Sie bereit wieder ein Stück Ihrer Kraft in Besitz zu nehmen? Prima, dann lassen Sie uns loslegen:

Das neue Spiel heißt folgendermaßen:

Annahmen, Gefühle und Erfahrungen sind DIREKTE Resultate
des Kontextes, in dem wir leben.

Lesen Sie diesen Satz noch einmal l-a-n-g-s-a-m und lassen Sie ihn kurz sacken: Annahmen, Gefühle und Erfahrungen sind DIREKTE Resultate des Kontextes, in dem wir leben. Das bedeutet, in dem neuen, kraftvollen Spiel übernehmen Sie die Verantwortung dafür, was Sie in Ihrem Leben gerade kreieren und damit erfahren. Das heißt alles, was Sie in Ihrem Leben derzeit vorfinden, haben Sie selbst kreiert. Jajaja, jetzt wird es schon ein bisschen unbequem, oder? Denn, uuuuh, das bedeutet, dass es keine Hintertürchen mehr gibt. Sie können nicht mehr Ihren Nachbarn, Ihren Kollegen, den blöden Typen im Sportclub oder die beliebten Umstände verantwortlich dafür machen, wie es Ihnen geht. In diesem Spiel können Sie nicht mehr sagen, dass „die anderen“ oder die Umstände den Kontext oder Rahmen in Ihrem Leben schaffen, denn es steht einfach fest, dass alles auf Ihrem – und nur Ihrem – Mist gewachsen ist. Sie sind verantwortlich.

Na, wollen Sie immer noch Ihre Kraft zurück holen? Okay, wenn Sie immer noch weiterlesen, dann sind Sie definitiv bereit, etwas Neues auszuprobieren und Ihr Leben neu zu gestalten.

Wenn Annahmen, Gefühle und Erfahrungen direkte Resultate des Kontextes sind, in dem wir leben, wie kreieren wir denn dann den Kontext? Wir kreieren ihn durch Deklaration! Deklaration ist eines der kraftvollsten Werkzeuge, mit dem Sie Ihren Lebenskontext gestalten. Mit einer Deklaration sagen Sie „Etwas IST so“. Sie deklarieren, wie etwas für Sie ist und erschaffen dadurch Erlebnisse und Gefühle.

Anhand eines einfachen Beispiels wird es ziemlich deutlich. Stellen Sie sich vor, Sie sind auf einer Party und die Stimmung ist super. Plötzlich geht die Tür auf, ein Mann kommt rein – lassen Sie uns ihn Fritz nennen - und alle denken sich „och nee, wer hat den denn eingeladen. Ende. Die Party ist vorbei.“ Die Stimmung wird sofort sinken. Jetzt stellen Sie sich vor, der gleiche Fritz kommt zur Tür rein und alle rufen begeistert „Hey, toll, dass Du da bist“. Die Party wird prima weiterlaufen. Es macht also einen ganz massiven Unterschied, ob Sie für sich deklariert haben „Fritz IST ein Idiot“ oder „Fritz IST nett.“

Sie können über jeden und alles eine Geschichte erfinden und für jede Geschichte können Sie beliebig viele Beweise finden. Die Sache ist die, dass wir oft so mit einer Geschichte identifiziert sind, dass wir meinen nur diese sei wahr und es gäbe keine anderen Möglichkeiten. Vielleicht haben Sie das schon einmal erlebt: Sie fanden eine Person unsympathisch und haben sich gefragt, wie Ihr Partner oder Ihre Freundin die gleiche Person nett finden kann.

Deklarieren ist kraftvoll. Wenn wir einmal etwas deklariert haben, formt sich daraufhin unsere Realität und wir haben auf’s Mal zig Beweise, Erfahrungen oder Gefühle, die genau diese Deklaration untermauern. Die Nachbarin ist schlampig? Ja klar, weil Ihre Schuhe unordentlich vor der Tür stehen. Außerdem hat sie vorhing kaum gegrüßt. Der Kollege IST zuvorkommend? Ja, denn er bringt mir jeden Tag einen Kaffee an den Schreibtisch. Der Chef IST ein Idiot? Ja natürlich, denn vorhin hat er mich so mürrisch angefahren.

Sie finden im Leben immer das vor, was Sie deklarieren. Ich lade Sie daher zu einem Experiment ein:

Experiment 1: Gegenteilige Dinge deklarieren
Bei diesem Experiment geht es darum, gegenteilige Dinge über ein und dieselbe Sache zu deklarieren, damit Sie die Kraft einer jeden Deklaration direkt wahrnehmen.

Ich gebe Ihnen ein einfaches Beispiel. Lassen Sie uns annehmen, es regnet draußen. Sie gucken aus dem Fenster und deklarieren erst „Das Wetter IST schlecht. Die grauen Wolken verbreiten eine miese, gedrückte, graue Stimmung. Eigentlich wollte ich spazieren gehen, aber bei dem Regen habe ich keine Lust.“ Spüren Sie, was diese Deklaration mit Ihnen macht.

Nun können Sie über das gleiche Wetter z. B. folgendes neu deklarieren: „Das Wetter IST nach den heißen Tagen ein Geschenk für die Natur. Und herrlich, ich werde diesen Tag nutzen, um mich mit einem schönen Cappuccino auf die Couch zu setzen und endlich mein Lieblingsbuch weiterzulesen. “ Schauen Sie auch hier wieder, was diese Deklaration mit Ihnen macht.

Lassen Sie mich zwei weitere Beispiel geben:

  • Deklaration 1: „Oh man, schau Dir mal den Boden an. Der IST total dreckig. Hier wird wohl nicht geputzt. Wie das aussieht. Ist ja ekelig.“
  • Deklaration 2: „Die Farbe des Bodens IST wunderschön. Sie erinnert an einen warmen, weichen Waldboden.“
  • Deklaration 1: „Oh je, der Stuhl ist ja das letzte. Er IST total unbequem, da kann ja kein Mensch drauf sitzen.“
  • Deklaration 2: „Dieser Stuhl IST etwas ganz besonderes. Er ist aus Naturholz ökologisch gefertigt und ist besonders stabil. Ein toller Stuhl.“
Jetzt sind Sie dran: Schauen Sie sich da, wo Sie gerade sind, einmal um. Nehmen Sie einen Gegenstand, der Ihnen ins Auge fällt und deklarieren Sie zwei unterschiedliche Dinge darüber. Halten Sie die Deklarationen kurz. Sagen Sie nur 2-3 Sätze und schauen Sie jeweils, wie die Deklaration auf Sie wirkt. Wie fühlen Sie sich bei jeder Deklaration?

Noch intensiver ist das Experiment, wenn Sie es gemeinsam mit einem Partner machen und Dinge gegenseitig deklarieren. Das heißt, Ihr Partner hört in der ersten Runde nur zu und Sie deklarieren erst Version 1 und dann Version 2. Ihr Partner soll lediglich spüren, wie er sich in die jeweilige Geschichte einklinkt und davon mitgezogen wird. Machen Sie das für ca. 10 Minuten mit verschiedenen Gegenständen. Dann wechseln Sie die Rollen. Ihr Partner deklariert unterschiedliche Dinge und Sie spüren, wann sich Ihr Verstand in die jeweilige Geschichte einklinkt. Sie werden sehr schnell merken, dass Ihre Gefühle und Erlebnisse Resultate der jeweiligen Deklaration sind und dass tatsächlich für jede Deklaration Beweise vorhanden sind. Tauschen Sie sich mit Ihrem Partner auch darüber aus.

Üben Sie regelmäßig ein wenig damit. Dieses Experiment können Sie jederzeit und überall machen. Egal ob Sie bei der Post in der Schlange stehen, in einem Geschäftsmeeting sitzen oder mit Freunden in einem Restaurant sind. Sie können diese Übung sogar zu einem lustigen Gesellschaftsspiel machen.

Experiment 2: Deklarieren Sie Ihren Kontext neu
Nun geht es ans Eingemachte. Es geht um den Kontext, in dem Sie leben. Sie haben gerade gelernt, wie kraftvoll Deklarationen sind. Ich lade Sie nun zu dem Experiment ein, dies in Ihrem alltäglichen Leben anzuwenden und so Ihren Kontext zu verändern.

SCHRITT 1:
  • Schauen Sie einmal Ihr Leben an:
  • Was ist da für Sie nicht stimmig?
  • Auf wen sind Sie sauer?
  • Wen können Sie nicht leiden?
  • In welcher Situation stecken Sie, aus der Sie meinen nicht herauszukommen?
  • Was nehmen Sie einfach als „gesetzt“ hin, als unveränderbar?
  • In welchem Bereich verlieren Sie Ihre Energie?

SCHRITT 2:
Nun geht es darum neu zu deklarieren. Nehmen Sie eines der gefundenen Beispiele her, wo Sie sagen „das IST so.“ Angenommen Sie haben so einen Fritz in Ihrem Leben, über den Sie bisher deklariert haben „Fritz IST ein Idiot.“ Vielleicht trifft das ja auf Ihren Chef oder Ihre Kollegin zu. Nun Deklarieren sie etwas Neues über die gleiche Person. Versuchen Sie im Beispiel von Fritz etwas zu finden, das Sie an ihm schätzen. Während Sie etwas Neues deklarieren, achten Sie darauf, was mit Ihrem Gefühl und Ihrer Erfahrungswelt passiert. Zum Beispiel: „Fritz IST ein Mann von Geschmack. Er hat immer sehr gepflegte Kleider an und glänzend geputzte Schuhe.“

Sie werden vielleicht merken, wie sofort ein Mechanismus anspringt und eine Stimme in Ihnen sagt „Da gibt es nichts positives, er IST ein Idiot“. Oder wie eine Frau einmal so schön sagte, als Sie den Hinweis bekam, sie würde Ihren Mann gerade ins Unrecht setzen: „Ich setze ihn nicht ins Unrecht. Er IST im Unrecht.“

Lassen Sie sich nicht beirren. Probieren Sie es trotzdem. Ehrlich, kommen Sie von Ihrem massiven Geschichten-Sockel herunter und probieren Sie in diesem Experiment aus, etwas anderes zu deklarieren. Ihre bisherige Erfahrung über Fritz ist nur eine Geschichte. Sie können einfach eine neue erfinden. Und das trifft auf alles zu von dem Sie meinen, es sei so.

Abschließend möchte ich Ihnen gerne von einer persönlichen Erfahrung berichten, die die Kraft des Deklarierens unterstreicht. Ich habe vor kurzem an einem sogenannten Feuerlauf (*) teilgenommen, das bedeutet, barfuß über glühende Kohlen zu gehen. Rein wissenschaftlich ist
das nicht möglich. Wissenschaftler und Ärzte würden allein aus ihrem wissenschaftlichen Kontext heraus sagen „Das IST nicht möglich. Ein Mensch kann nicht barfuß über 700 °C heiße
Kohlen laufen, ohne sich Verbrennungen zuzuziehen.“ Nach verschiedenen mentalen und physischen Vorbereitungsübungen stand ich schließlich am Anfang der Glutbahn. Hätte ich, deklariert „Ich kann das nicht. Ich werde mich verletzen und habe deswegen Angst“, so wäre ich nicht über die Kohlen gelaufen, sondern hätte dem Angst-Kontext die Macht über mich eingeräumt. Ich hätte im Kontext der Wissenschaftler und Ärzte festgesteckt. Stattdessen habe ich mich jedoch in einen anderen Kontext begeben und stand in der inneren, deklarierten Gewissheit da „Meine Füße SIND geschützt“. Und so ging ich los, tänzelte barfuß über die glühenden Kohlen und kam unversehrt auf der anderen Seite an.

Ich lade Sie von Herzen ein, wieder bewusst darauf zu achten, was Sie deklarieren und bewusst den Kontext Ihres Lebens zu gestalten. Werden Sie sich wieder der Kraft des Deklarierens bewusst, die in Ihnen steckt. Erkennen Sie, dass Sie Ihr eigener Kontext-Erschaffer sind. Sie haben den goldenen Schlüssel in der Hand. Wenn Sie es nicht bewusst tun, dann kreieren Sie unbewusst den Kontext und Unbewusstheit ist Gremlin in Aktion. Sie wissen schon, dieses Monster in jedem von uns, das dann so richtig Spaß daran hat zu beweisen, dass der Chef wirklich ein Idiot oder die Nachbarin eine blöde Kuh ist. Lassen Sie nicht zu, dass der Gremlin sich in solchen Dramageschichten suhlt und Ihre Lebensenergie flöten geht. Nutzen Sie die Kraft der Deklaration stattdessen, um bewusst einen neuen Kontext für sich zu kreieren und damit Erfahrungen und Gefühle in Ihr Leben zu rufen, die Ihrer wahren Bestimmung entsprechen. Denn, wie schon erwähnt, Annahmen, Gefühle und Erfahrungen sind DIREKTE Resultate des Kontextes, in dem wir leben. Kreieren Sie Ihren Kontext daher lieber bewusst. Sie werden erstaunt sein, wie sich Ihr Erleben und die Erfahrungen in Ihrem Leben ändern. Sie erschaffen selbst Ihren Kontext durch das, was Sie deklarieren. Nur Sie allein sind für das verantwortlich, was Sie in Ihrem Leben vorfinden.

Welchen Kontext deklarieren Sie also? Einen unbewussten Kontext voller Groll, Schmerz, Neid und niederem Drama, der Ihnen Energie entzieht, oder einen bewussten, verantwortlichen Kontext voller Liebe, Kreativität und Wachstum, der Ihnen Kraft gibt?

Frohes, bewusstes Kreieren wünscht Ihnen
Ihre Nicola Nagel

Nicola Nagel ist Possibility Management Trainerin aus Berufung und bietet außergewöhnliche Trainings an, in denen die Teilnehmer in einem geschützten Raum nachhaltig ihr Potenzial entfalten können.

(*) Feuerlauf-Interessierten kann ich den Feuerlauftrainer Alexander Schmöller empfehlen, www.life-art-institut.de

• www.viva-essenza.com •