Lass mich heute direkt mit
der Tür direkt ins Haus fallen: Wie nährst Du Deine Beziehung zu Deinem Partner
oder die Beziehung zu Deinen engen Freunden bzw. Deiner Familie? Hast Du Dir
einmal bewusst Gedanken darüber gemacht? Diese Frage zu stellen ist zwar ein
stückweit gefährlich, doch gleichzeitig sehr lohnenswert, denn wenn Dir nicht
klar ist, wie Du bewusst Deine Beziehung nährst, kann es passieren, dass das
Miteinander und Zusammensein eher auf der gewöhnlichen Ebene mit Dramen stecken
bleibt, als dass es außergewöhnliche Dimensionen erreicht.
Die Art, wie Beziehung
genährt wird, ist sehr vielschichtig, doch es ist hilfreich, 3 wesentliche
Unterscheidungen in Betracht zu ziehen:
1.
Deine Beziehung
ist nicht dazu da, Dir Seelennahrung zu geben, sondern Herzensnahrung.
2.
Beziehungen
sterben nicht aus Mangel an Liebe sondern aus Mangel an Intimität.
3.
Beziehung ist
ein fortwährender, bewusster Akt nicht-linearen Kreierens.
Was hat es mit diesen 3
Unterscheidungen konkret auf sich?
1. Deine
Beziehung ist nicht dazu da, Dir Seelennahrung zu geben, sondern Herzensnahrung
Der Unterschied zwischen
Seelen- und Herzensnahrung ist vielen Menschen nicht bewusst, was häufig darin
resultiert, dass sie versuchen, beides von ihrem Partner, den besten Freunden
oder der Familie zu bekommen. Der verzweifelte – meist unbewusste – Versuch, von
diesen Menschen auch Seelennahrung zu bekommen, hinterlässt letztendlich eine
gewisse Leere und den Eindruck, dass etwas fehlt. Doch was ist genau der
Unterschied zwischen Seelennahrung und Herzensnahrung?
Seelennahrung ist verbunden
mit Inspiration, mit Vision und beinhaltet das, was – wie der Begriff schon
sagt – Deine Seele nährt. Seelennahrung ist unabhängig von bestimmten Personen.
Vielmehr geht es darum, dass Du den Dingen, Tätigkeiten, Projekten nachgehst,
die Dich inspirieren. Einige Menschen haben das große Glück ihre Berufung
gefunden zu haben und einen Job tun zu können, der sie erfüllt und ihre Seele
somit nährt. Ihre Seele kann sich sozusagen entfalten. Die meisten Menschen
gehen jedoch tagein tagaus einer Arbeit nach, die sie nicht erfüllt, sondern
die sie eher tun, um Geld zu verdienen. Der Fokus ist dabei auf Überleben statt
Leben ausgerichtet, sodass die Seele keinerlei Nahrung erhält und stattdessen
verhungert. Seelen-Nahrung ist jedoch nicht ausschließlich auf die Berufung und
den Job beschränkt. Sie kann sehr vielschichtig sein und Du kannst sie auch
außerhalb Deines Jobs finden. Für die einen ist es Seelennahrung, kreativ zu
schneidern, zu gärtnern oder zu basteln, für die anderen ist es Seelennahrung,
bergzusteigen und die Welt von Berggipfeln aus zu betrachten, für die nächsten
ist es pure Inspiration, Zeit in einsamer Natur oder mit Tieren zu verbringen.
Seelen-Nahrung hat jedoch nichts mit Deinem Ego zu tun. Es sind keine Vorlieben
Deines Egos (Deiner Box) oder Deines sogenannten Gremlins (dem König Deiner
eigenen Unterwelt). Wenn Du z. B. jeden Morgen gerne Müsli ist, mit dem Fahrrad
gerne zur Arbeit radelst, gerne auf Partys feierst, oder gerne ins Kino gehst,
so hat das nichts mit Seelen-Nahrung zu tun. Wenn Du Seelen-Nahrung erhältst,
bist Du danach spürbar anhaltend inspiriert, Dein inneres Feuer, Deine Vision
werden genährt und Deine Seele blüht auf, dehnt sich aus und breitet in
freudiger Klarheit regelrecht die Arme aus.
Experiment:
Schreibe jetzt eine Liste mit 2-5 Dingen, die Dich wirklich inspirieren und
Seelen-Nahrung darstellen.
Herzensnahrung
erhältst Du hingegen auf der zwischenmenschlichen Ebene. Diese Art Nahrung hat
zu tun mit Verbindung, Gemeinschaft und Liebe zu anderen Menschen. Du spürst
möglicherweise bereits beim Lesen dieses ersten Satzes, dass die Energie
dahinter eine ganz andere ist. Herzensnahrung ist an tiefen, authentischen
Kontakt mit anderen Menschen gekoppelt, an Nähe, Intimität (das kann auch eine
Umarmung sein) und Vertrautheit. Herzensnahrung bekommst Du, wenn Du
respektvoll und liebevoll mit Deinem Partner, Deinen Freunden oder Deiner
Familie Zeit verbringst. Auch echte Herzensnahrung ist heutzutage rar, da sie
oft in der Alltagslogistik untergeht oder in unserer schnelllebigen Zeit den Sozialen
Medien oder der Oberflächlichkeit zum Opfer fällt.
Wenn
Du nun versuchst, Herzensnahrung und Seelennahrung in Deiner Beziehung zu
bekommen, dann geht der Schuss früher oder später nach hinten los. Dein
Partner/Deine Freunde/Deine Familie können Dir keine Seelennahrung geben. Also
kannst Du aufhören, in Deinen Beziehungen danach zu suchen bzw. darauf zu
warten. Wenn Du versuchst, Seelen-Nahrung in Deinen Beziehungen zu bekommen,
dann ist das wie eine unüberwindbare Wand, die zwischen Dir und Deinem Partner
bzw. Deinen Freunden oder Deiner Familie steht. Es ist wie eine permanente,
unbewusste Erwartung, die die anderen nicht erfüllen können. Fang also an, Verantwortung
dafür zu übernehmen, selbst für Deine Seelennahrung zu sorgen, indem Du dem
nachgehst, was Dich inspiriert und lass umgekehrt Deinem Partner genauso die
Freiheit, sich zu entfalten und seiner Inspiration zu folgen. Wenn es um Deine
Beziehungen geht, richte Dich jedoch darauf aus, Herzensnahrung zu bekommen.
2. Beziehungen
sterben nicht aus Mangel an Liebe sondern aus Mangel an Intimität
Um Deine Beziehungen
dauerhaft zu nähren, ist es wichtig, Intimität zu leben. In diesem Zusammenhang
ist damit nicht nur Sexualität gemeint. Vielmehr gibt es vier verschiedene
Arten von Intimität, die in einer Beziehung entscheidend sind. Die
verschiedenen Arten von Intimität sind dabei angelehnt an die Unterscheidung
der sogenannten vier Körper. Zieh einmal in Betracht, dass wir nicht nur einen
Körper – nämlich den physischen – haben, sondern vier Körper:
- den physischen Körper (mit seinen Knochen, Muskeln, Sinnen)
- den intellektuellen Körper (der Verstand mit seinen Gedanken, Ideen)
- den emotionalen Körper (das emotionale Herz mit seinen Gefühlen)
- den energetischen Körper (das Sein mit seiner Präsenz)
Im Idealfall kannst Du Deine
Beziehung nähren, indem Du Intimität in allen vier Körpern erfährst. Was
bedeutet das konkret? Nun, hier sind einige Beispiele für die unterschiedlichen
Arten von Intimität:
Physische Intimität: Gemeinsam kochen, essen, Geschirr spülen, singen,
bergsteigen, in die Sauna gehen, schwimmen, skifahren, Händchen halten, tanzen,
sich massieren, sich umarmen, reisen, mit den Kindern spielen, den Keller
ausmisten, die Haare des anderen bürsten, die Zähne des anderen putzen, auf dem
Sofa kuscheln, Küssen, Sex, usw.
Intellektuelle Intimität: Gemeinsam reden, diskutieren, Geschichten
erzählen, planen, Kurse oder Workshops besuchen, Kulturelle Veranstaltungen
besuchen (wie Konzerte, Kino, Theater, Oper, etc.), gemeinsam ein Buch lesen,
Artikel vorlesen, Witze erzählen, Erinnerungen austauschen, füreinander
Möglichkeiten erschaffen, Lösungen finden, etc.
Emotionale Intimität: Offenheit, Verletzlichkeit, die eigenen Gefühle
authentisch verletzlich teilen, indem Du sagst „Ich fühle mich
wütend/ängstlich/traurig/froh, weil…“, Akzeptanz, Sensibilität, trauern,
Großzügigkeit, Mitgefühl, Güte, die eigenen Schwächen mitteilen, Verletzungen
offenbaren, tiefes Zuhören ohne Diskussion, Wärme, usw.
Energetische Intimität: präsent sein (zentriert sein und die volle Aufmerksamkeit
auf den anderen legen), mit dem anderen sein, gemeinsam meditieren,
Rituale abhalten, Respekt, Würde, im Raum von Liebe sein, sich in der
Geschwindigkeit der Liebe bewegen, Wertschätzung von Erfahrungen, Wertschätzung
des Seins der anderen Person, als Paar hellen Prinzipien dienen, etc.
Idealerweise erhältst Du alle vier Arten von Intimität in Deiner Beziehung, sodass sie optimal genährt wird. Es kann jedoch auch sein, dass Du den einen oder anderen Aspekt wie z. B. eine ganz bestimmte Sportart (physische Intimität) oder eine regelmäßige Meditationspraxis (energetische Intimität) nicht mit Deinem Partner oder Deinen engsten Freunden ausübst. Es geht nicht darum, dass Du alles nur noch mit Deinem Partner machst oder Dinge aufgibst, die Dich nähren, die Dein Partner jedoch nicht mitmacht. Das ist auch nicht zielführend, sondern führt eher zu angepasstem Verhalten und letztendlich zu Unzufriedenheit. Entscheidend ist, dass Du Dir bewusst bist, dass es diese unterschiedlichen Arten von Intimität gibt und Du nun darauf achten kannst, jede Art bewusst zu erschaffen. Damit wären wir bei der dritten und letzten Unterscheidung.
3. Beziehung ist ein fortwährender, bewusster Akt
nicht-linearen Kreierens
Einige Menschen meinen, es
sei Glückssache, ob eine Beziehung funktioniert oder nicht. Mit der Einstellung
gibst Du jedoch Deine Autorität und Deine Kraft an die Umstände ab und hoffst
darauf, dass Deine Beziehungen gelingen. Doch was wäre, wenn Du für die Art
Deiner Beziehungen radikal selbst verantwortlich bist?
Die Sache ist die:
Außergewöhnliche Beziehung passiert nicht einfach. Außergewöhnliche Beziehung
ist ein fortwährender Akt nicht-linearen Kreierens. Mit nicht-linearem Kreieren ist nicht nur gemeint, dass Du Humor in
Deine Beziehung einfließen lässt, oder außergewöhnliche Momente kreierst (wann
hast Du beispielsweise das letzet Mal mit Deinem Partner in der Küche improvisiert
Tango getanzt oder ihn/sie ohne Besteck gefüttert oder ein Picknick im
Wohnzimmer auf dem Boden veranstaltet?). Mit nicht-linearem Kreieren ist vor
allem gemeint, dass Du bewusst Deine Aufmerksamkeit darauf richtest,
außergewöhnliche Beziehung zu erschaffen und die Fallen von gewöhnlicher
Beziehung zu erkennen und zu umschiffen, wie z. B.
- Niederes Drama (das klassische Täter-Retter-Opfer Spiel) und damit verbunden Rechthaberei, sich beschweren, jammern, den anderen ins Unrecht setzen, Rechtfertigungen, dauernde Entschuldigungen und Erklärungen, Erwartungen, etc.
- Emotionale Trigger (wenn Dein Partner bei Dir einen roten Knopf drückt und bei Dir eine alte Verletzung angetriggert wird)
- In der Komfortzone bleiben (sprich Dein gewöhnliches Ding zu machen, das Du schon Dein ganzes Leben lang kennst. Du bleibst in der Komfortzone, wo es schön warm, sicher und bequem ist und Du bloß nicht Deine Angst spüren musst, die auftauchen würde, wenn Du Dich aus Deiner Komfortzone heraus bewegst und etwas Neues ausprobierst)
- Festhalten an Glaubenssätzen
- Sich angepasst verhalten und es dem Partner recht machen
- etc. (Buch-Tipp: In „Wahre Liebe im Alltag“ von Clinton Callahan findest Du eine großartige Liste von 122 Punkten, wie Du möglicherweise unbewusst gewöhnliche Beziehung aufrecht erhältst).
Sobald Du Dir der Fallen
schmerzlich bewusst wirst, hast Du die Möglichkeit, eine neue Art von Beziehung
zu erschaffen; eine außergewöhnliche Beziehung, die auf dem sogenannten Hohen Drama (im Gegensatz zu niederem
Drama) basiert, Hellen Prinzipien wie z. B. Liebe, Güte, Großzügigkeit,
Klarheit, Verbundenheit, Sein mit und Wachstum dient (anstatt sogenannten
unbewussten Schattenprinzipien wie beispielsweise Zerstörung, Rache,
Rechthaberei, Ignoranz, Arroganz, Bewertung, Manipulation, etc.) und auf Fülle
und Gewinnen Geschieht ausgerichtet
ist (anstatt auf Mangel – wie z. B. Mangel an Liebe, Aufmerksamkeit,
Anerkennung, etc. – und dem Spiel „Ich gewinne – Du verlierst“). Bist Du bereit
eine neue Spielwelt zu betreten und Deine Beziehungen bewusst zu nähren, um sie
außergewöhnlich gestalten zu können?
In diesem Sinne, viel Freude
beim Experimentieren.
Herzliche Grüße,
Nicola Nagel