Donnerstag, 12. April 2012

Wenn das Wörtchen WENN nicht wäre - Über vermeintliche Umstände und sonstige Querelen

Wenn das Wörtchen WENN nicht wäre, ja dann wäre sowieso alles anders, oder? Wie oft ist es Ihnen schon passiert, dass Sie gesagt haben „Ja wenn…, dann würde ich das-und-das machen und dann wäre sowieso alles viel leichter.“?
Lassen Sie uns einmal ein wenig spezifischer werden. Was ist denn dieses WENN überhaupt? Hier einige Beispiele, die ich kürzlich hörte:
  • Wenn ich doch nur wüsste wie, dann könnte ich…
  • Wenn doch bloß die ständige Auseinandersetzung mit den Kollegen nicht wäre, dann…
  • Wenn ich mehr Geld hätte, dann würde ich…
  • Wenn ich damals eine andere Entscheidung getroffen hätte, dann wäre ich heute…
  • Wenn mein Partner so-und-so wäre, dann würde es mir in der Beziehung besser gehen…
  • Wenn ich doch nur wüsste, dass es sicher ist, diesen Schritt zu gehen, dann würde ich ihn ja machen.
  • Wenn das Wetter nur besser gewesen wäre, dann wäre der Urlaub richtig schön gewesen.
  • Wenn nur die nervigen Nachbarn / der Chef nicht wären, dann…
Sie können die Liste im Prinzip beliebig fortsetzen. Es wird immer auf das gleiche hinaus laufen: die lieben Umstände bzw. die anderen sind schuld daran, dass Ihnen bestimmte Dinge im Leben passieren. Oder etwa nicht? Schließlich wäre das Leben viel leichter, wenn die anderen nicht wären und es nicht ständig diese Missverständnisse und sonstigen Dramen gäbe.
Wohl wahr, wohl wahr und zwar genau so wahr, wie der Glaube an den Weihnachtsmann. Wenn Sie immer noch an den Weihnachtsmann glauben möchten, dann sollten Sie jetzt aufhören, diesen Artikel weiterzulesen, denn die Illusion des weißbärtigen Rotjäckchens muss ich Ihnen genauso rauben, wie die Illusion, dass Ihr Leben von den Umständen bestimmt wird.
Keine Bange, es ist zwar meist etwas schmerzhaft, einen liebgewordenen und langgehegten Glaubenssatz  loszulassen, doch es tritt mitunter etwas viel besseres an die leere Stelle. In diesem Fall lade ich Sie zu dem Experiment ein, sich für die magische Wirkung von Verpflichtung und Absicht zu öffnen. Das mag jetzt im ersten Moment erst einmal verwirrend klingen. Fakt ist - Sie mögen diesen Satz schon einmal gelesen haben – dass Sie alles, was Sie in Ihrem Leben vorfinden, selbst kreiert haben. Alles ist auf Ihrem Mist gewachsen. Die vermeintlichen Umstände, Wirrungen, geplatzten Träume oder sonstige Querelen, haben Sie selbst manifestiert. Egal, ob es sich dabei um den Streit mit dem Partner handelt oder die Überforderung im Job.
Wie funktioniert das im Allgemeinen? Es funktioniert über die Kraft ihrer Gedanken und über Ihre bewussten und unbewussten Glaubensmuster, die Sie im Laufe Ihres Lebens angenommen haben. Die spannende Frage, die Sie sich in jeder Situation stellen können ist „Was ist meine Absicht?“ Wenn Sie zum Beispiel einen Streit mit Ihrem Kollegen oder Partner haben, wäre es natürlich einfach, in dem Moment zu sagen „Oh man, wenn der mal nicht so stur wäre…“ Zu solch einer Situation gehören jedoch immer zwei und im Zweifel ist der andere nur ein Spiegel für Sie. Stellen Sie sich nun die Frage „Was ist meine Absicht?“, dann könnten Sie ziemlich schnell zu der Einsicht gelangen, dass es Ihre Absicht ist, Recht zu behalten, anstatt mit dem anderen in Beziehung zu sein. Vielleicht ist es auch Ihre unbewusste Absicht, Nähe und Vertrautheit zu zerstören, um sich selbst zu schützen. Was ist Ihre wahre Absicht?
Wie Sie es auch drehen und wenden, es hat immer etwas mit Ihnen zu tun. Es sind nie die anderen, die an ihrem Leben Schuld sind. Es hat immer etwas mit Ihrer Absicht und vor allem mit Ihrer Verpflichtung zu tun.
Natürlich ist es leicht und vor allem viel bequemer, an dem alten Glaubenssatz festzuhalten, dass die Umstände an Ihrer Situation Schuld sind. Doch um mit einem weiteren Mythos aufzuräumen: So etwas wie einen Glaubenssatz gibt es in Wirklichkeit gar nicht. „Wie bitte?“, höre ich da jetzt einige entsetzt sagen. Sie haben richtig gelesen, ein Glaubenssatz ist eine reine Illusion, eine Geschichte, die Sie sich selbst zurecht gestrickt haben, um eine logische Basis für Ihr Leben zu haben.
Sich an einen Glaubenssatz festzuklammern ist Selbstbetrug, weil Sie sich damit an eine Geschichte klammern, die für Sie Gültigkeit hat. Geschichten zu kreieren ist nicht gut und nicht schlecht. Es produziert einfach nur ganz bestimmte Ergebnisse, je nachdem, welche Absicht Sie verfolgen. Ein Glaubenssatz ist also lediglich eine Geschichte mit einer bestimmten Absicht.
Das Entscheidende ist: Sie sind die Quelle!
Sie sind die Quelle aller Geschichten in Ihrem Leben. Sie kreieren jede Geschichte und dabei können Sie entweder eine bewusste, verantwortliche Absicht wählen oder eine unbewusste, unverantwortliche Absicht. Es liegt an Ihnen. Welcher Absicht verpflichten Sie sich? Uuuh, bei dem Wort „Verpflichtung“ da rollen einige schon mit den Augen. Warum nur hat das Wort Verpflichtung diesen schweren Beigeschmack in unserer Gesellschaft?

Ver-pflicht-ung, es steckt ja schon im Wort: da geht es um Pflicht. Und wenn etwas eine Pflicht ist, dann macht man es nicht freiwillig und hat folglich keinen Spaß, oder wie? Das Wort Verpflichtung löst genau wie das Wort Verantwortung bei vielen Menschen nach wie vor einen Schauer aus. Verpflichtung ist eine Last, man MUSS etwas tun und unterliegt bestimmten Zwängen. Da geht das englische Wort „commitment“ schon leichter über die Lippen.
Der große Unterschied, ob Verpflichtung eine Last oder eine Freude ist, liegt darin, ob Sie mit dem Herzen bei der Sache sind. Eine Verpflichtung können Sie im Prinzip nur dann wirklich eingehen, wenn Sie voll und ganz hinter etwas stehen; wenn Sie Stellung beziehen. Wenn Sie sich ver-pflichten, dann übernehmen Sie Verantwortung für etwas. Ver-pflichten heißt, SIE und nur SIE nehmen die Pflicht und Verantwortung auf sich für eine bestimmte Sache oder Person. Wie aber können Sie sich ehrlich verpflichten, wenn es nicht von Herzen kommt?
Beängstigende Frage: Wie viele Menschen machen einen Job in einem Unternehmen, dem Sie nicht wirklich verpflichtet sind? Wie viele Menschen leben in mittelmäßigen Pseudo-Beziehungen ohne wirkliche Verpflichtung, einfach um sich abzulenken und nicht alleine sein zu müssen?
Experiment 1: Ihre persönliche Wunschliste
Listen Sie einmal ganz ehrlich die  Dinge auf, von denen Sie sich wünschen, dass sie anders wären. Erstellen Sie sozusagen Ihre persönliche Wenn-Dann-Liste. Dabei müssen die Sätze nicht zwangsläufig mit „Wenn“ beginnen. Sie könnten z. B. auch lauten „Ich wünschte, dass…, dann wäre…“. Listen Sie einmal die Dinge auf, die Sie verändern möchten, doch wo bisher die vermeintlichen Umstände im Weg waren.

Experiment 2: Wo sind Sie nicht wirklich verpflichtet?
Haben Sie Ihre Liste? Prima, dann kommen wir jetzt zum ungemütlicheren Teil. Nun sind Sie an der Reihe, schonungslos aufzudecken, wo Sie die Umstände verantwortlich gemacht haben, weil es bequemer war, anstatt sich vollen Herzens zu verpflichten.
Wenn die Umstände anders wären, dann würden Sie Ihren Traum erfüllen und nach Australien reisen? Nun, wie verpflichtet sind Sie diesem Traum tatsächlich? Haben Sie sich mit Haut und Haaren und vor allem mit Ihrem Herzen diesem Traum verpflichtet? Ist es das, was Sie wirklich wollen und wofür Sie alles tun würden? Oder ist es beim Blättern im Reiseführer geblieben?
Wenn mein Partner bloß anders wäre, dann wäre unsere Partnerschaft viel erfüllter. Ach ja? Wie sehr haben Sie sich einer erfüllten Partnerschaft verpflichtet? Würden Sie tatsächlich alles dafür tun? Sind Sie für sich glücklich oder meinen Sie, dass Ihr Partner für Ihr Glück verantwortlich ist? Haben Sie sich tatsächlich mit dem Herzen entschlossen aus Ihrem Partner einen König zu machen? Oder ist Ihre unbewusste Absicht eher darauf gerichtet, die ganzen Dinge ausfindig zu machen, die er / sie nicht kann, oder nicht nach Ihren Vorstellungen macht? Kurzum: haben Sie vielleicht die unbewusste Absicht, Ihren Partner statt zu einem König zu einem Schwein zu machen?
Wenn Sie nur einen anderen Job hätten, dann ginge es Ihnen besser? Wie sehr haben Sie sich verpflichtet, einen für Sie erfüllenden Job zu finden? Haben Sie z. B. die Grenze gesetzt und Ihren aktuellen Job gekündigt? Oder warten Sie immer noch darauf, dass irgendwann der richtige Job daher spaziert kommt und Ihnen jemand die Lösung präsentiert?
Viele Menschen lamentieren über die unterschiedlichsten Zustände in ihrem beruflichen oder privaten Leben, ohne aber tatsächlich eine innere Bereitschaft zu haben, etwas bei sich selbst zu verändern. Und da ist der große Haken. Verpflichtung und Verantwortung gehen einher. Sie können also nicht erwarten, dass irgendwann eine Fee vorbeifliegt und Ihnen Ihre Wünsche erfüllt oder die Dinge nach Ihren Vorstellungen regelt, ohne dass Sie bereit sind, dafür Verantwortung zu übernehmen.
Verpflichtung heißt übrigens auch nicht Manipulation. Manipulation ist eine unbewusste, unverantwortliche Aktion. Konkret: wenn Sie sich verpflichten, Ihrem Chef Honig um den Bart zu schmieren, damit er Sie vielleicht befördert, dann verfolgen Sie eine sogenannte Schattenabsicht, die mitunter schneller auffliegt, als Ihnen lieb ist.
Jetzt fragt sich der ein oder andere vielleicht „Moment, wie soll denn das mit der Verpflichtung gehen? Wenn andere Menschen involviert sind, kann ich die ja nicht steuern.“ Ganz richtig. Und genau da greift das universelle Gesetz, das da heißt: Verpflichtung erzeugt Notwendigkeit. Lassen Sie das noch einmal sacken:
VERPFLICHTUNG ERZEUGT NOTWENDIGKEIT
Was heißt das? Wenn Sie sich absolut mit ihrem Herzen zu etwas verpflichten, dann bewegt sich das Universum und erzeugt die notwendigen Ressourcen, die Sie brauchen. Wohlgemerkt nur dann, wenn Sie eine Verpflichtung nicht für egoistische, manipulative Zwecke benutzen. Das Universum kann sehr wohl zwischen klar, verantwortlicher Verpflichtung und Pseudo-Verpflichtung unterscheiden.
Und damit haben Sie den ersten Schlüssel in der Hand. Verpflichtung erzeugt Notwendigkeit. Sie sind die Quelle. Sie können das kreieren, was Ihnen wirklich am Herzen liegt, indem Sie sich dazu verpflichten. Kreieren funktioniert wie Bogenschießen: Zuerst fokussieren Sie das Ziel. Wo wollen Sie hin, wo soll der Pfeil hingehen? Genauso funktioniert es mit Ihrer Absicht. Sie setzen zuerst bewusst die Absicht dessen, was Sie kreieren wollen, bevor Sie wissen, wie Sie es kreieren werden.  Hier ist also der zweite Schlüssel:
VERPFLICHTE DICH BEVOR DU WEISST, WIE ES GEHT
Im Beispiel des Bogenschießens kennen Sie auch nur das Ziel. Sie haben die Absicht, das Ziel zu treffen. Wie der Pfeil jedoch seinen Weg dahin findet, entzieht sich Ihrer Kenntnis. Sie haben einfach nur die bewusste Absicht, das Ziel zu treffen. Genauso funktioniert es mit der Verpflichtung in Ihrem Leben. Um es mit den Worten eines aktuellen Werbeslogans zu sagen „Don’t be a maybe“, seien Sie kein „Vielleicht“. Seien Sie ein klares JA, wenn es um ein Ziel geht, das Ihnen wirklich am Herzen liegt.
Neulich war ich zum Beispiel von einer Firma zu einem Gespräch eingeladen. Bereits im Auto auf der Fahrt zu dem Kunden habe ich die bewusste Absicht gesetzt, ein kreatives, kooperatives Meeting mit diesem Kunden abzuhalten. Wusste ich, wie das geht? Nein. Ich konnte es gar nicht wissen, weil ich die Teilnehmer überhaupt nicht kannte und  keine Ahnung hatte, wie deren Laune an dem Tag war. Trotzdem habe ich mich dieser Absicht mit ganzem Herzen verpflichtet. Daraus ergab sich dann der ganze Rest. Schon bei meiner Ankunft ereignete sich überraschend eine sehr humorvolle Situation, die schließlich die Stimmung der gesamten Besprechung prägte.
Und noch einmal: es funktioniert nur, wenn Sie eine bewusste, ehrenwerte Absicht haben, die allen Beteiligten dient. Wenn Sie die Absicht haben, die Dinge so hinzubiegen, dass es für Sie passt, egal wie es den anderen damit geht, good luck. Viel Erfolg. Der Schuss wird ziemlich schnell nach hinten los gehen. Wenn Sie eine unverantwortliche Absicht haben, dann produzieren Sie automatisch unverantwortliche Resultate.
Und: Verpflichtung hat auch nichts mit positivem Denken zu tun. Auch positives Denken funktioniert wieder rein im Verstand, kommt aber meist nicht von Herzen. Da ist der Wille eher der Antreiber. Naja, und wenn der Verstand sich immer positive Bilder ausmalt und sagt „Das will ich“, dann sorgt das Universum meist dafür, dass Sie es auch immer weiter wollen, sprich es manifestiert sich nicht. Die Absicht liegt auf dem Wollen.
Experiment 3: Verpflichten Sie sich von ganzem Herzen
Schauen Sie sich nun noch einmal die Liste an, die Sie unter Experiment 1 erstellt haben. Was möchten Sie tatsächlich in Ihrem Leben ändern oder verwirklichen? Picken Sie sich ein Beispiel raus, von dem Sie sagen können „Ja, das möchte ich wirklich und dazu verpflichte ich mich.“ Und jetzt kommt der Trick: Eine Verpflichtung, zu der Sie wirklich stehen, treffen Sie nicht rein im Verstand. Wenn Sie eine Verpflichtung nur mit dem Verstand treffen, ist es eine reine Ego-Entscheidung. Eine wahre Verpflichtung mit dem Herzen können Sie auch entsprechend im Körper spüren. In dem Moment, in dem Sie eine wahre Verpflichtung eingehen, spüren Sie, wie sich diese in Ihrem Körper regelrecht verankert. Oft ist damit ein Gefühl der Freude verbunden. Mit dieser Verankerung entsteht die Notwendigkeit, die das Universum in Aktion treten lässt
Hierzu eine kleine persönliche Anekdote:
Vor einigen Jahren, saß ich zuhause und dachte über meinen damaligen Job nach. Ich war erfolgreich, alles war schön und gut, aber wirklich erfüllt hat mich der Job nicht. Ich hätte noch zig Jahre so weitermachen können, doch plötzlich war dieses Wort „Bestimmung“ in meinem Kopf. Ich hatte eine innere Gewissheit, dass es für jeden Menschen eine Bestimmung gibt, die ihn erfüllt. Und dann packte es mich plötzlich und ich hörte mich vollen Herzens sagen: „Es gibt so etwas wie die Bestimmung. Ich habe keine Ahnung, was meine Bestimmung ist, aber ich werde sie finden und ich werde sie leben.“ Ich konnte im gleichen Moment spüren, wie sich diese Verpflichtung innerlich verankerte. Es dauerte keine 2 Wochen, bis ich einen Hinweis auf Possibility Management bekam. 2 weitere Wochen später war ich auf meinem ersten Training und 2 Monate später begann ich die Trainer Ausbildung.
Sie sehen also, das Universum reagiert ziemlich schnell, sobald Sie eine bewusste, verantwortliche Absicht setzen und die Verpflichtung eingehen. Sie sind der Schöpfer Ihres Lebens. Ich lade Sie somit herzlich ein aufzuhören, irgendwelche Drama-Geschichten von vermeintlichen Umständen zu erzählen und stattdessen Ihre persönliche Verpflichtung einzugehen. Wie gesagt, Verpflichtung erzeugt Notwendigkeit im Universum, auch wenn Sie nicht wissen wie es geht. Und das ist ein echtes Abenteuer.
Verbundene Grüße,
Ihre Nicola Nagel



POTENZIALE LEBEN!
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Burnout - Killer auf leisen Sohlen


Es ist erschreckend: die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frührente sind psychische Krankheiten. Einen Spitzenreiterplatz nimmt dabei der sogenannte Burnout ein. In Deutschland beträgt die Zahl der offiziell gemeldeten Burnout-Fälle gut 9 Millionen, Tendenz steigend. Die Dunkelziffer liegt weit höher. Burnout kann jeden treffen, ganz egal ob Manager, Werksarbeiter, CEO, Sekretärin oder Buchhalter. Vor dem leisen Killer ist keiner gefeit.  

Burnout ist wie viele andere psychische Symptome eine Krankheit der Moderne, der schnell-lebigen Zeit. Wir leben in einer Zeit, in der sich die Dinge immer schneller verändern, der Druck im Job immer größer wird, die Anforderungen steigen, und mehr denn je Leistung gefordert wird. Burnout ist vor allem deswegen so tückisch, weil er schleichend kommt. Meist merken die Betroffenen die ersten Anzeichen gar nicht, bis sie schließlich derart psychisch angeschlagen sind, dass sie ihrem täglichen Job nicht mehr nachgehen können.  

Doch was ist Burnout denn nun genau? Burnout heißt ja einfach übersetzt nichts anderes als ausgebrannt sein. Und genau dieses Ausgebrannt-Sein beschreiben die Klienten, die mit Burnout in meine Coachings kommen, gerne auch mit folgenden Begriffe:  

·         Müde
·         Schlapp
·         Ausgelaugt
·         Depressiv
·         Lethargisch
·         Entscheidungsunfähig
·         Gereizt
·         Genervt
·         Unmotiviert
·         Nicht mehr belastbar
·         Alles ist zu viel
·         Unkonzentriertheit
·         Fehlende Fokussierung
·         Angst zu versagen

 Die Liste an Begriffen könnten wir an dieser Stelle sicher noch weiterführen, doch geht es hier nur darum, einige beispielhaft zu erwähnen.  

Doch wie kommt es nun zum Burnout und was kann man vor allem dagegen tun?

Es ist sicher schon viel über dieses Thema geschrieben worden. Warum also ein weiterer Artikel? Aus dem Grund, weil mir bei allen Berichten und Untersuchungen, die erstellt werden, bisher ein ganz entscheidender Aspekte fehlt und zwar das Thema Gefühle. Denn ganz ehrlich: meines Erachtens sind Burnout Kandidaten in keinster Weise psychisch krank. Ihnen hat bloß noch keiner etwas über Gefühle und die Vermischung von verschiedenen Gefühlen erzählt, geschweige denn, sie über bewusste Gefühlsarbeit wieder zu ihrer ursprünglichen Kraft zurück geführt. 

Burnout ist nichts anderes als eine Vermischung von verschiedenen Gefühlen über einen sehr langen Zeitraum. Der Vorbote davon ist permanenter Stress. Doch bevor wir uns dem Kernthema widmen, ist es notwendig, zunächst einige Überlegungen zum Thema Gefühle anzustellen, ein Thema, das in der Arbeitswelt tabu ist. Unsere moderne Gesellschaft trainiert uns dahingehend, dass es nicht okay ist zu fühlen. Besonders im Job ist es nicht angemessen, Gefühle zu zeigen, denn das gilt in der Regel als unprofessionell und unseriös. Und genau da fängt das Dilemma an. 

Warum ist es zum Beispiel nicht okay, wütend zu sein? Nun, Wut wird allgemein als zerstörerisch, gefährlich, kindisch, negativ, unprofessionell, destruktiv und verletzend angesehen. Da ist man gut beraten, nicht zu zeigen, dass man wütend ist.  

Wie wird Traurigkeit in der Regel gesehen? Traurigkeit ist ebenfalls kindisch und unprofessionell, zieht andere herunter, verbreitet schlechte Stimmung und ist unlogisch. Im Job hat sie außerdem gar nichts verloren, denn was sollen die Kollegen denken? 

Wie steht es um die Angst? Angst gilt es bitte gänzlich zu vermeiden, denn Angst ist ebenfalls unprofessionell, blockierend und negativ. Wer Angst hat, ist ein Feigling und Weichei und außerdem ist Angst keine Eigenschaft einer starken Führungskraft.  

Bleibt noch ein viertes Gefühl, die Freude? Freude ist für die meisten Menschen noch das einigermaßen „positive“ Gefühl. Was passiert jedoch, wenn Sie den ganzen Tag gut gelaunt und grinsend im Büro sitzen? Sie werden gefragt, ob Sie nicht genug Arbeit haben, einen Clown gefrühstückt haben, die Nachrichten noch nicht gehört haben oder gar auf Drogen sind. Zu viel Freude ist ebenfalls unprofessionell, ja kindisch, albern und macht andere sehr schnell neidisch.  

Und damit hätten wir alle Gefühlsbereiche schon durch. Es gibt nur diese 4 Gefühle: Wut, Traurigkeit, Angst und Freude. Dies sind sogenannte Gefühls-Territorien, d. h. es mag andere Begriffe für Gefühle geben, die jedoch allesamt einem dieser Territorien zugeordnet werden können. So wäre Hass zum Beispiel der Wut zuzuordnen, während Nervosität in den Bereich der Angst gehört. 

Soweit so gut. Was haben jetzt diese 4 Gefühle mit Burnout zu tun? Eine ganze Menge. Das Entscheidende ist nämlich, dass wir diese 4 Gefühle nicht nur unbewusst fühlen und unterdrücken, sondern auch noch miteinander vermischen. Gefühle miteinander zu vermischen ist nicht gut und nicht schlecht, es produziert einfach nur ganz bestimmte Ergebnisse, die eben im schlimmsten Fall zum Burnout oder nervlichen Zusammenbruch führen können.  

Im Folgenden finden Sie eine Darstellung über die Vermischung von Gefühlen nach Clinton Callahan*:

                                                              

Die Vermischung von Gefühlen führt in den meisten Fällen zu Krankheiten, die ihren Ursprung auf der psychisch-seelischen Ebene haben. Lassen Sie uns diese Vermischung einmal im Detail anschauen.

Vermischen Sie Wut und Traurigkeit miteinander, bekommen Sie das, was im Volksmund als Depression bekannt ist. Auch wenn es sicherlich einige Depressionsarten gibt, die genetisch bedingt sind, so sind doch die meisten Fälle auf eine Vermischung von Wut und Traurigkeit zurückzuführen und die fehlende Klarheit darüber, wie man bewusst diese Gefühle trennen und einzeln ausdrücken kann. Depressive Menschen fühlen sich hoffnungslos und sehen keinen Ausweg, was auch eine Folge von Arbeitsüberlastung sein kann.

Eine Vermischung von Traurigkeit und Angst ergibt das Gefühl der Isolation. In diesem Zustand möchte die Person niemanden sehen, zieht sich komplett zurück und will sich nur vergraben. Dies können in einem Unternehmen z. B. auch Eigenbrödler sein, die den Kontakt zu Kollegen vermeiden und sich dadurch selbst ausgrenzen.

Eine Vermischung von Freude und Angst führt zu Leichtsinn oder auch Übermut. Adrenalin-Junkies vermischen gerne Angst und Freude, sei es z. B. beim Achterbahnfahren, beim Schnellfahren mit dem Auto oder dem Motorrad oder beim Bungy-Jumping.

Eine Vermischung von Wut und Freude ist die sogenannte Schadenfreude. Dies tritt auf, wenn sich jemand freut, weil ein anderer Schaden oder Schmerzen hat. In Firmen ist Schadenfreude recht häufig zu finden, z. B. wenn sich jemand freut, dass ein anderer die Beförderung nicht erhalten hat, oder in einem Meeting vor versammelter Mannschaft einen Fehler macht. Schadenfreude kann stumm sein, also nur innerlich ablaufen oder ganz offensichtlich ausgespielt werden. Schadenfreude ist oftmals auch der Nährboden für Intrigen und Mobbing im Job.

Eine Vermischung von Wut und Angst ergibt Hysterie, ein Gefühl, das in unterschiedlichster Ausprägung ebenfalls häufig bei Mitarbeitern vorkommt. Denken Sie nur an Besprechungen, in denen plötzlich jemand laut wird, weil ein Kollege Fakten liefert, die die eigenen Interessen hinfällig werden lassen. Hysterie muss dabei nicht immer in schrillem Kreischen enden, wie es Frauen sehr gerne nachgesagt wird, doch ist diese Vermischung oft sehr gut am Tonfall erkennbar. Hysterie bei Männern kann sich z. B. durch einen gewissen Panik-Ton bemerkbar machen, während man ihnen ansieht, dass sie innerlich vor Wut kochen.

Die Vermischung von Freude und Traurigkeit ist nichts anderes als Sentimentalität, Melancholie oder Nostalgie. Dies kann in Unternehmen u. a. im Rahmen eines Change Management Projektes auftreten. Wenn z. B. 4 Kollegen lange ein Büro geteilt haben und aufgrund einer Umstrukturierung nun in neue Büros aufgeteilt werden, so kann zum einen Freude bei den Betroffenen da sein, dass sie in ein neues Büro ziehen. Andererseits kann aber auch gleichzeitig Traurigkeit da sein, dass sie nicht mehr in der gewohnten Konstellation zusammensitzen.

Und noch einmal: die Vermischung von Gefühlen ist nicht gut und nicht schlecht. Sie produziert lediglich bestimmte Ergebnisse. Wenn Sie Gefühle vermischen, dann ist das wie ein Gefühlsschleim, der sich innerlich zu einem Kloß formt und Sie träge macht. Sie sind dann nicht mehr im Fluss, sind geistig und physisch nicht mehr so beweglich.  

Nun kommt die Steigerung: die Vermischung von 3 Gefühlen (z. B. Wut, Traurigkeit und Angst) führt zu Eifersucht, Habgier oder Neid. Dabei können die Zusammensetzungen der jeweiligen Gefühle individuell recht unterschiedlich sein (z. B. 35% Wut, 40% Angst, 25% Traurigkeit). Und Sie können über ein und dieselbe Sache wütend, ängstlich und traurig sein.  

Lassen Sie uns nun zurückkommen auf unser eigentliches Thema. Wenn Sie 4 Gefühle über einen längeren Zeitraum miteinander vermischen, dann kommt es zum Burnout oder nervlichen Zusammenbruch. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter ist wütend, weil er immer mehr Arbeit auf den Tisch bekommt und jeden Tag bis 20 Uhr im Büro sitzt. Er hat gleichzeitig Angst, weil er befürchtet, die Arbeitslast nicht termingerecht bewältigen zu können. Er ist traurig, weil er kaum noch Zeit für seine Familie hat. Stellt sich die Frage, wie Freude in diese Vermischung noch reinspielt. Nun, ein Burnout Kandidat kann z. B. ein Workaholic sein, der unbewusst Freude empfindet, wenn er wieder eine Aufgabe fertig bekommen hat. Oder er fühlt sich froh, weil er in 6 Monaten für 2 Wochen mit seiner Frau in den Urlaub fährt. Die Auslöser für die 4 Gefühle können ganz unterschiedlicher Natur sein.  

Fakt ist, dass beim Burnout diese 4 verschiedenen Gefühle über einen längeren Zeitraum vermischt werden. Der Vorbote vom Burnout ist übrigens Stress. Damit fängt es meist an.

Und da es in der Regel als nicht angemessen angesehen wird, Gefühle zu zeigen, drücken viele Menschen ihre Gefühle weg, um ein professionelles und seriöses Bild abzugeben.   

Um einem Burnout zu entkommen, ist es entscheidend, Klarheit über die 4 Gefühle zu bekommen und zu lernen, sie wieder klar getrennt voneinander zu fühlen und zum Ausdruck zu bringen. Die Gefühle sind im Menschen fest installiert und dienen uns eigentlich als Navigations-System, das uns zielsicher durch das Leben führt. Nur leider gibt es in der Schule oder im Studium kein Fach „Gefühle – wie sie uns professionell dienen“. Stattdessen lernen wir, die Gefühle wegzudrücken und eine möglichst hohe Taubheitsschwelle zu erreichen.  Lang unterdrückte Gefühle sind jedoch wie ein Vulkan, der im Stillen brodelt. Irgendwann explodiert er. Das können dann plötzliche, unkontrollierte Gefühlsausbrüche sein, Burnout oder andere Krankheiten, die entstehen. Von Ausschlägen, über Bluthochdruck bis hin zu Krebs ist alles denkbar. Warum denken Sie, werden die meisten Menschen krank, wenn sie endlich länger Urlaub haben oder schließlich in Rente gehen? Weil sie dann das starre Konstrukt, dass sie den Rest der Zeit mit viel Energie aufrecht erhalten, etwas lockern und der Körper endlich einmal sprechen kann, wie es ihm geht.  

Burnout ist ein Killer auf leisen Sohlen. Die meisten merken es erst, wenn es schon zu spät ist. Stress im Job und im Familienleben sind heute so selbstverständlich, dass es schon fast unnormal ist, wenn man nicht gestresst ist. Eine Einstellung in unserer Gesellschaft, die den Burnout sehr fördert, ist die, dass viele meinen, sie gelten erst etwas, wenn sie erzählen können, wie gestresst sie sind. Dann nämlich, haben sie viel zu tun, sind wichtig, nicht abkömmlich und erhalten so von anderen die notwendige Anerkennung und Bewunderung. Dass der Zusammenbruch  - in welcher Schwere auch immer – vorprogrammiert ist, ist vielen nicht klar.  

Wenn ein Burnout-Kandidat (und auch jeder andere) jedoch wieder lernt, die Gefühle bewusst zu fühlen, klar voneinander getrennt, dann dockt er wieder an seine ursprüngliche Kraft an. Der erwachsene, menschliche Körper ist darauf ausgelegt, 100% Maximum aller Gefühle zu fühlen und diese Energie zu nutzen. Denn Gefühle sind neutrale Energie und Information, die uns professionell dienen.  

Ich empfehle übrigens, nicht zu versuchen, die Gefühle zuhause auf dem Sofa nach Feierabend selbst auszupacken und damit zu experimentieren, wie Sie diese wieder klar fühlen können. Der Schuss kann sehr schnell nach hinten losgehen. Lang unterdrückte Gefühle können mit einer enormen Wucht zurück kommen. Für diese Arbeit ist daher ein geschützter Raum notwendig, in dem ein professioneller Trainer und Coach Sie unterstützt. Sie brauchen jemanden, der selbst vollen Zugang zu der Kraft der Gefühle hat und weiß, wo Sie gerade sind. Es geht nicht um Katharsis, also darum, einfach die Gefühle wild raus zu lassen. Es geht um bewusste Gefühlsarbeit und die Erschließung der darin liegenden Kraft und des Potenzials. 

Ein Raum, in dem die Mitarbeiter regelmäßig genau diese Arbeit machen können, wäre für jedes Unternehmen ein Gewinn. Ein Raum, in dem sie lernen, ihre Gefühle wieder in Besitz zu nehmen und für ihren Job zu nutzen, anstatt sie wegzudrücken. Ein Raum, in dem die Mitarbeiter wieder lernen die Kraft und das Potenzial der Gefühle zu erschließen und für das Unternehmen einzubringen. Was für ein unglaubliches, kreatives Potenzial würde dadurch in den Firmen zum Tragen kommen! Wenn Ihre Firma für dieses Experiment bereit ist, lassen Sie es mich wissen. Die Erfahrung zeigt, dass die Mitarbeiter nach genau diesem Raum suchen, um nicht in die Burnout Falle gezogen zu werden.

                                                                                              (Autorin: Nicola Nagel)



*Buchtipp: Falls Sie mehr über die Weisheit und Kraft der Gefühle wissen möchten, empfehle ich Ihnen das Buch „Die Kraft des bewussten Fühlens“ von Clinton Callahan.



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