Ein Phänomen zum Jahreswechsel ist, dass viele Menschen sich vornehmen,
etwas zu verändern oder ihr Leben anders zu gestalten. Gute Vorsätze und
Wünsche werden zuhauf in das Universum geschickt und zunächst ist bei den
meisten auch die noble und aufrichtige Absicht vorhanden diese zu verfolgen.
Umso erstaunlicher ist es, dass vor allem die vielen guten Vorsätze nach ein,
zwei, drei Wochen schon wieder über Bord geworfen werden. Gründe und Einflussfaktoren
gibt es dafür viele. Einer der entscheidenden Faktoren ist dabei jedoch die
fehlende Kenntnis über die Kraft der Deklaration.
Wir deklarieren fortwährend, ohne uns dessen wirklich bewusst zu sein. Wenn
wir deklarieren, dann setzen wir fest, wie die Dinge für uns sind. Wir sagen
„So ist es!“. Mit Hilfe von Deklarationen gestalten wir unser Leben, denn jede
Deklaration formt eine Geschichte, die eine bestimmte Absicht verfolgt und in
unserem Leben wirkt. Die Absicht kann dabei entweder verantwortlich oder
unverantwortlich sein, Dir Kraft geben oder Dir Kraft entziehen, Dich mit
Menschen verbinden oder trennen, Dein Leben leichter oder schwieriger
gestalten.
Im Leben passieren fortwährend Dinge. Wir machen verschiedene
Erfahrungen, treffen unterschiedliche Menschen, arbeiten möglicherweise in Firmen,
reisen, etc. Die Krux dabei ist: egal, was passiert, wir können die Dinge nicht
neutral belassen. Wir sind großartige Geschichtenmacher und geben den Dingen
gerne eine Bedeutung bzw. interpretieren sie nach unserer Sichtweise. Wenn Du
beispielsweise mit dem Zug fahren willst und der Zug Dir am Bahnhof genau vor
der Nase wegfährt, dann wirst Du wahrscheinlich nicht neutral sagen: „Der Zug
ist abgefahren.“ Dein Verstand ist eine blitzschnelle, bedeutungsgebende
Maschine und wird sofort Beweise für eine hieb- und stichfeste Geschichte
finden, die Du dann deklarierst. Eine unverantwortliche Deklaration könnte
beispielsweise lauten: „Verdammt. Ich bin ein Idiot. Jetzt bin ich zu spät. Ich
bin nicht früh genug von zuhause losgelaufen.“ Schon bist Du in dem
unverantwortlichen Modus, der dich eventuell genervt sein lässt und Dir Energie
raubt. Eine Alternative wäre, eine Geschichte zu deklarieren, die eine andere,
verantwortliche Absicht hat und Dir mehr Kraft gibt. Diese könnte
beispielsweise wie folgt lauten: „Oh, der Zug ist weg. Das ist direktes
Feedback vom Universum. Danke, dass ich eine Lehrstunde in Sachen Pünktlichkeit
und Kreativität bekomme. Mal sehen, welche interessanten Möglichkeiten ich
jetzt habe?“
Insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich wird die unterschiedliche
Wirkungsweise von Deklaration deutlich. Wenn Dein Partner, einer Deiner Freunde
oder Dein Chef beispielsweise schlecht
gelaunt ist und etwas patzig reagiert, kannst Du unterschiedliche Geschichten
deklarieren. Ein Teil in Dir – der unverantwortliche Gremlin Anteil bzw. Dein
innerer genervter Schweinehund - deklariert möglicherweise folgendes: „Wie ist
er/sie denn wieder drauf? Meine Güte, der/die ist ja wieder nicht zum
Aushalten. Ich kann das nicht ertragen. Der /Die ist wirklich nervig.“ Das
Resultat dieser Deklaration wird sein, dass Du möglicherweise ebenfalls pampig
reagierst, Dich zurück ziehst, Groll aufbaust und dadurch eine gewisse Distanz bzw.
Trennung in der Beziehung oder Freundschaft entsteht. Deklarierst Du hingegen
bewusst etwas anderes, kannst Du trotzdem in Deiner Kraft und mit der Person in
Verbindung bleiben: „Er/sie ist ein temperamentvoller Mensch. Ich schätze die
vielfältigen Facetten an ihr/ihm. Im Herzen ist er/sie ein feiner Mensch. Heute
ist er/sie möglicherweise etwas müde und überarbeitet.“
Deklarieren hat dabei nichts mit positivem Denken zu tun. Es hat vielmehr
damit zu tun, ob Du bewusst deklarierst, Dir also Deiner Absicht bewusst bist (verantwortliche
oder unverantwortliche Absicht) und eine entsprechende Empfindung dazu im
Körper hast.
Deklarieren mit IST-Kleber
Wir deklarieren,
indem wir bestimmte Hilfswörter verwenden, um unsere Geschichten zusammen zu kleben. Diese Hilfswörter
können als sogenannter Ist-Kleber bezeichnet
werden. IST-Kleber erscheint in Form beliebiger folgender Konjugationen, die
mit dem Wort IST/SEIN verwandt sind, beispielsweise: ist, sind, bin, war,
waren, hat, habe(n), hatte(n), hätte(n), muss, musste(n), müssen, will, wollen,
wollte(n), wird, werde(n), würde(n), kann, können, konnte(n), soll, sollen,
sollte, etc. sowie die entsprechenden Verneinungsformen (ist nicht, bin nicht,
etc.).
Hier einige Beispiele für Deklarationen mit Ist-Kleber: Mein Chef IST ein Depp! Das IST unmöglich! Ich KANN das NICHT tun! Ich
BIN erschöpft! Das Wetter IST schrecklich! Das IST ein wundervoller Tag! Wir
SIND ein tolles Team!
Wichtig ist zu
wissen, dass Du für jede Geschichte, die Du deklarierst, zig Beweise finden
kannst, egal, ob Du eine Geschichte mit einer bewussten, verantwortlichen
Absicht deklarierst, oder eine Geschichte mit einer unbewussten,
unverantwortlichen Absicht. Du kannst über ein und dieselbe Sache oder Person,
völlig gegenteilige Geschichten deklarieren und wirst für jede Variante sofort
Beweise finden. Versuche es direkt einmal:
Experiment 1: Unterschiedliche Deklarationen
benutzen
Sieh Dich um und
wähle einen Gegenstand der vor Dir liegt, z. B. einen Kugelschreiber.
Deklariere nun die erste Geschichte über diesen Stift, z. B. „Dieser Stift ist
total hässlich. Schau ihn Dir an. Er ist alt, und dieses Retro Design ist ein
Witz, denn er ist alles andere als modern. Ich sollte ihn nicht mehr nutzen.“
Dann wechsle die Perspektive und deklariere etwas völlig anderes über den
gleichen Kugelschreiber: “Ha! Hast Du den Stift
gesehen? Der ist erstaunlich. Er ist perfekt, um damit zu schreiben, denn
er hat diesen griffigen Teil hier für die Finger. Und das Design ist wirklich
außergewöhnlich. Der Designer hat einen Sinn für Tradition und hat den Stift in
altem Stil erfunden. Endlich mal ein Kugelschreiber, der Spaß macht.“ Wähle
dann weitere Objekte und übe ein wenig, indem Du unterschiedliche Deklarationen
triffst. Beobachte dabei, was die unterschiedlichen Deklarationen mit Deiner
Stimmung und Deiner Energie machen. Welche
geben Dir mehr Kraft?
Sobald wir
Beweise gesammelt haben (und das macht der Verstand meist in
Lichtgeschwindigkeit), identifizieren wir uns mit der deklarierten Geschichte,
als würden wir einen hautengen Overall tragen, der sich nicht mehr von unserem
Körper unterscheiden lässt. Wir werden regelrecht zu der deklarierten
Geschichte und glauben sie auch noch.
Wie sieht es nun
aus, wenn Du gute Vorsätze für das neue Jahr gefasst hast, z. B. „Ich werde
mehr Sport machen“ oder „Ich werde mir mehr Zeit für die Familie nehmen“? Was
häufig mit guten Vorsätzen oder Wünschen passiert ist, dass sie durch anders
lautende, unbewusste Deklarationen untergraben werden und Dich letztendlich
aufgeben lassen. Sehr bekannte Deklarationen sind in diesem Zusammenhang:
·
Ich kann das nicht!
·
Ich habe keine Zeit!
·
Mir ist das zu viel!
·
Ich kann ja eh nichts ändern!
·
Der/Die ist ein Idiot!
Mit dieser Art unverantwortlicher Deklaration kreierst Du sogenanntes niederes Drama, d. h. Du erzeugst eine Opfergeschichte,
die Dich als Opfer der Umstände charakterisiert. Das ist die üblichste Geschichte
in unserer Gesellschaft und nicht gut und nicht schlecht. Diese Art Deklaration
produziert einfach nur Resultate in Deinem Leben, die Du möglicherweise nicht
möchtest. Wenn Du jedoch eine verantwortliche Geschichte durch Deklaration
erzeugst, veränderst Du die Absicht und wechselst dadurch vom Opfer-Modus hin
zum Schöpfer-Modus, der besagt: Du hast das Geschehen herbeigeführt! Du selbst
bist die Ursache. Das mag zunächst nicht fair erscheinen. Radikale
Verantwortung ist nicht fair. Dafür erhältst Du durch die neue Haltung
kraftvolle, neue Möglichkeiten.
Schreibe einmal auf, welche unverantwortlichen Deklarationen Du in Bezug auf Deine Vorsätze, Dein Leben, Deine Beziehungen hast. Was deklarierst Du über Dich, über andere Menschen? Wo deklarierst Du Geschichten, die Dir Kraft entziehen?
Um etwas anderes in Deinem Leben zu erschaffen und auch Deine guten
Vorsätze und Wünsche in die Realität umzusetzen, ist es notwendig, dass Du
Deine alten, unverantwortlichen Deklarationen auseinander nimmst und neue,
verantwortliche Deklarationen verwendest, die Dir Kraft geben. Bei den gerade
genannten Sätzen könnte das beispielsweise wie folgt lauten:
·
Ich kann um Hilfe bitten
·
Ich bin eine Zeitmacherin / ein Zeitmacher und entscheide, für was ich
Zeit mache
·
Ich kann mir Entspannungszeiten kreieren
·
Ich bin eine Möglichkeiten-Erschafferin
·
Der/Die ist wie er ist. Ich kann dafür Dinge ändern
Nimm nun die Sätze, die Du aufgelistet hast, auseinander. Die Konjugationen sind nur Ist-Kleber und wenn Du diese löscht, hast Du auf der einen Seite beispielsweise nur noch „Ich“ und „das nicht“ oder „Ich“ und auf der anderen Seite „keine Zeit“. Da Dir die alten Deklarationen keine Kraft gegeben haben, behalte im konkreten Beispiel nun ausschließlich das „Ich“ und lege den anderen Satzteil zur Seite. Nun erlaube Dir, erfinderisch zu sein und deklariere eine völlig neue Geschichte. Wichtig ist dabei, dass es kein utopischer oder alberner Satz wird, denn das wäre Dein Gremlin bei dem Versuch das Experiment zu zerstören. Es sollte vielmehr ein Satz sein, der Dir Kraft gibt. du kannst in Deinem Körper direkt spüren, ob Dir die neue Deklaration mehr Kraft gibt. Wie könnte eine neue Deklaration für Dich lauten?
Sobald Du einen neuen, kraftvollen Satz deklariert hast, steige einmal in diese Geschichte hinein, indem Du Dir vorstellst, Du würdest sie wie einen Overall anziehen. Fühl Dich in die Geschichte rein. Gibt sie Dir Kraft? Möchtest Du diese Deklaration gerne behalten?
Hier noch einmal eine kurze Übersicht über die unterschiedliche Wirkungsweise von unverantwortlichem, unbewussten Deklarieren und verantwortlichem, bewussten Deklarieren.
Unverantwortliche
Deklaration
|
Verantwortliche
Deklaration
|
Entzieht Dir Kraft
|
Gibt Dir Kraft
|
Trennt Dich von Menschen
|
Verbindet Dich mit Menschen
|
Unbewusst
|
Bewusst
|
Schränkt Dich ein
|
Gibt Dir neue Möglichkeiten
|
Erzeugt sog. niederes Drama
|
Erzeugt sog. Hohes Drama
|
Du bist Opfer der Umstände
|
Du führst das Geschehene herbei
|
Vermiest Dir die Laune
|
Lässt Dich beschwingt vorwärts gehen
|
Lässt Dich aufgeben
|
Lässt Dich weiter probieren
|
Du bestimmst mit Hilfe der Art Deiner Deklaration selbst, was in diesem
Moment möglich ist. Um gute Vorsätze und Wünsche in die Realität umzusetzen,
ist es notwendig, Dir in jedem Moment (jetzt… und jetzt… und jetzt…) darüber
bewusst zu sein, welche Deklarationen und damit Geschichte Du in Dir hältst. Die
Welt ist reich an Beweisen, daher kannst Du zu allem irgendeine Geschichte
erfinden und diese deklarieren. Es geht dabei nicht um gut oder schlecht. Es
geht um verantwortliches oder unverantwortliches Kreieren.
Abschließend würde ich gerne noch eine berührende, wahre Geschichte mit
Dir teilen, die die Kraft der Deklaration deutlich macht. Sie handelt von
Thomas Edison, dem genialen Erfinder.
Eines Tages kam
Thomas Edison von der Schule nach Hause und gab seiner Mutter einen Brief. Er
sagte ihr: "Mein Lehrer hat mir diesen Brief gegeben und sagte mir, ich
solle ihn nur meiner Mutter zu lesen geben." Die Mutter hatte die Augen voller Tränen, als sie dem Kind laut vorlas:
"Ihr Sohn ist ein Genie. Diese Schule ist zu klein für ihn und hat keine
Lehrer, die gut genug sind, ihn zu unterrichten. Bitte unterrichten Sie ihn selbst."
Viele Jahre nach dem Tod der Mutter, Edison war inzwischen einer der
größten Erfinder des Jahrhunderts, durchsuchte er eines Tages alte
Familiensachen. Plötzlich stieß er in einer Schreibtischschublade auf ein
zusammengefaltetes Blatt Papier. Er nahm es und öffnete es. Auf dem Blatt stand
geschrieben: "Ihr Sohn ist geistig behindert. Wir wollen ihn nicht mehr in
unserer Schule haben."
Edison weinte stundenlang und dann schrieb er in sein Tagebuch:
"Thomas Alva Edison war ein geistig behindertes Kind. Durch eine
heldenhafte Mutter wurde er zum größten Genie des Jahrhunderts." Da Edisons
Mutter das Wesen ihres Sohnes wirklich gesehen und erkannt hat, konnte er das
Beste hervorbringen, was in ihm war. In der Schule hätte er sich nicht so
entwickeln können.
Bist Du bereit, die Kraft der Deklaration für Dein
Leben zu nutzen?
Herzlich Grüße,
Nicola Nagel