Dienstag, 15. Mai 2012

Lebendigkeit durch Klarheit

Alles Neue bringt der Mai. Die Sonne lacht, die Wiesen und Wälder werden grün, die Blumen blühen. Der Frühling ist da. Die Natur erwacht zu neuem Leben und schält sich aus dem Winterkleid endgültig heraus. Da wäre es doch angemessen auch Frühling in Körper, Geist und Seele Einzug halten zu lassen, oder? Wie wäre es für Sie, einigen alten Ballast zu verabschieden, der Ihnen nur unnötig Energie raubt, Sie auf der Stelle treten lässt und Ihre Lebendigkeit auffrisst? Sozusagen ein innerer Frühjahrsputz. Sind Sie bereit?

Zum Einstieg fällt mir spontan ein sehr passender Film ein mit dem Titel „Der Pfad des friedvollen Kriegers“. Dort gibt es einen kurzen, interessanten Dialog zwischen dem alten, weisen Mann mit dem Spitznamen „Sokrates“ und dem Studenten „Dan“, während Sie in der Werkstatt von Sokrates stehen:  

  • Sokrates:  „Schaff den Müll raus.“
  • Dan: „Bring den Müll doch selbst raus.“
  • Sokrates: „Ich spreche aber nicht von dem physischen Müll. Ich spreche von dem Müll in Deinem Kopf. Schaff den Müll raus. Du musst den Müll raus schaffen um wirklich frei zu sein.“
Und genau darum geht es: um den Müll in Ihrem Kopf. Uuuuh, jetzt schlucken schon die ersten. Ist das nicht spannend, dass bei vielen Menschen ein automatischer Flucht- oder Ablenkungsmechanismus einsetzt, sobald es um das eigene Innere geht, um die tieferen Schichten? Hach, das ist aber auch anstrengend, wenn die eigene Psyche, das Seelenheil (oder –unheil) und die Gefühle beleuchtet werden sollen, oder? Doch ich verspreche Ihnen, dass es gar nicht so schlimm ist. Im Gegenteil, innerer Frühjahrsputz kann sogar Spaß auf höchstem  Niveau sein. Es ist wie mit der Wohnungseinrichtung. Wenn Sie in eine Wohnung oder einen Raum kommen, wo viel unnötiger Kruscht steht und Staub sich ausbreitet, können sie spüren, wie die ganze Energie zum Erliegen kommt. Genauso verhält es sich in uns. Es geht einfach darum, dass Sie hinderliche Gedanken oder Angewohnheiten ausmisten und dadurch neue Klarheit schaffen. Denn wo mehr Klarheit, da mehr Lebendigkeit. Je weniger Müll Sie innerlich mit sich herumtragen, desto mehr Leichtigkeit. Sie kommen wieder in Fluss. Mit wenig Gepäck reist es sich leichter. Also los geht’s.

Experiment 1: Schreiben Sie auf, was Sie loswerden wollen
Schauen Sie einmal auf die letzten Monate zurück. Was hat sich da so an Schwierigkeiten gezeigt? Welches sind scheinbar permanent wiederkehrende Probleme, die Sie gerne loswerden möchten? Was würden Sie sagen, läuft in Ihrem Leben nicht rund, was stört Sie und würden Sie gerne ändern? Schreiben Sie die Punkte einmal auf. Dabei ist es unerheblich, ob es kleine oder größere Dinge sind. Schreiben Sie einfach alles auf, was Ihnen in den Sinn kommt. Und seien Sie dabei schonungslos ehrlich zu sich selbst. Nehmen Sie sich dafür einige Minuten Zeit.

Haben Sie Ihre Liste erstellt? Prima. Das sind also die Dinge, die Sie gerne loswerden würden. Nun gibt es einen großen Unterschied zwischen loswerden und loslassen. Wenn Sie etwas loswerden wollen, dann sind Sie in einer Opferhaltung und manifestieren das, was Sie eigentlich loswerden wollen, unbewusst immer wieder neu. Wenn Sie z. B. auf Ihre gerade erstellte Liste schauen, einen Punkt auswählen und sagen: „Das nervt mich. Das will ich loswerden“, dann sorgt das Universum genau dafür; nämlich dass es Sie weiterhin nervt und Sie permanent wollen und wollen und wollen. Sie kreieren also das, was Sie eigentlich loswerden wollen durch Ihr Denken in jeder Sekunde neu, da Ihr Fokus auf dem liegt, was Sie nicht wollen. Sie erzeugen durch dieses Denken eine ganz spezielle Energie in Ihrem Körper und senden diese wie einen permanenten Impuls in das Universum, das entsprechend reagiert. Nehmen Sie einmal den Satz „ich will es loswerden“, schließen Sie kurz die Augen und spüren Sie einmal hin, wie sich diese Einstellung, dieser Gedanke in Ihrem Körper anfühlt. Nehmen Sie sich dafür wirklich kurz Zeit. Vielleicht werden Sie spüren, wie sich Ihr Körper ganz subtil in eine Art Kampfstellung begibt, um etwas regelrecht zu bekämpfen. Die Muskeln spannen sich ein wenig an und meiner Erfahrung nach fühlt sich der Körper eher starr, unbeweglich und kontrolliert an.
Nun machen Sie das umgekehrte Experiment. Nehmen Sie genau den gleichen Punkt aus Ihrer Liste und denken Sie jetzt „Ich lasse es los.“ Spüren Sie nun erneut ganz bewusst hin, wie sich Ihr Körper anfühlt. Können Sie einen Unterschied wahrnehmen? Bei der zweiten Formulierung entspannt sich der Körper mehr und begibt sich damit in eine andere Energie oder Frequenz. Loslassen hat etwas mit Entspannung zu tun, während Loswerden etwas mit Kampf zu tun hat. 

Innerer Frühjahrsputz hat also etwas mit Loslassen und nicht mit Loswerden zu tun. Um etwas loslassen zu können, stellt sich jedoch eine andere wichtige Frage: Haben Sie das, was Sie loslassen möchten, bereits akzeptiert und dafür Verantwortung übernommen? Denn nur dann können Sie es auch loslassen. Oder warten Sie noch darauf, dass Sie gar nichts tun müssen und die Zauberfee vorbei kommt und alles richtet? Ein konkretes Beispiel: Angenommen Sie haben immer wieder Streit oder Diskussionen mit einer Person. Haben Sie dafür bereits Verantwortung übernommen oder stecken Sie noch in der Gedankenschleife „Der andere muss sich ändern, dann wäre alles viel leichter.“ Oder vielleicht ist auch Ihr Job ermüdend und langweilig. Haben Sie dafür bereits Verantwortung übernommen oder sagen Sie sich noch „Der Job ist nervig, aber er gibt mir Sicherheit und ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.“?


Experiment 2: Akzeptanz und absolute Verantwortung
Bevor Sie etwas loslassen können, müssen Sie zunächst einmal akzeptieren, dass es da ist und Sie es selbst kreiert haben. Das ist wie mit dem Geburtstags-Geschenk. Wenn Ihnen jemand ein Geschenk übergeben möchte, Sie aber schon etwas in der Hand haben, dann können Sie das Geschenk nicht annehmen. Sie müssen das, was Sie gerade in der Hand haben, bewusst zur Seite legen, damit Sie das Geschenk überhaupt annehmen können. Solange Ihnen nicht bewusst ist, dass Sie etwas festhalten, können Sie es nicht loslassen. Akzeptanz hat in diesem Fall also damit zu tun, dass Sie absolute Verantwortung für das übernehmen was in Ihrem Leben nicht stimmig ist (was Sie festhalten). Alles, was Sie in Ihrem Leben vorfinden, haben Sie selbst durch Ihr Denken und Handeln erschaffen. Die Frage ist, warum?  

Nehmen Sie wieder Ihren Punkt von der Liste. Zum Beispiel könnte das der wiederkehrende Streit mit dem Partner oder dem Kollegen sein. Welchen Nutzen haben Sie bisher daraus gezogen? Wieso haben Sie es so eingerichtet, dass Ihnen das passiert ist oder Sie in dieser Situation sind? Erzählen Sie die absolut verantwortliche Geschichte. Zum Beispiel könnten Sie sagen: Ich übernehme Verantwortung für den wiederkehrenden Streit mit meinem Partner. Ich habe das immer wieder provoziert, weil ich beweisen wollte, dass er ein Idiot ist. Für mein Ego war es sicherer, Recht zu haben, anstatt wirklich in Beziehung zu sein. Ich habe diese Art Kommunikation eingerichtet, um Nähe und Vertrautheit zerstören, um mich nicht verletzlich zeigen zu müssen und dadurch verwundbar zu werden….“ 

Seien Sie radikal ehrlich, ohne Hintertürchen und Schummelei. Sagen Sie also nicht „Ich habe gelernt, dass meine Partner ein Idiot ist und er sich ändern muss.“ Dann sind sie wieder in dem klebrigen Drama-Modus, aus dem Sie ja raus wollen. Aus einer Opfer-Haltung heraus können Sie Dinge nicht verändern. Nur wenn Sie Verantwortung übernehmen für das, was Sie in Ihrem Leben vorfinden, können Sie auch Verantwortung dafür übernehmen, es zu ändern. VERANTWORTUNG IST DER WEG ZUR VERÄNDERUNG! 

Stellen Sie sich also wirklich die Frage, welchen Nutzen Sie daraus ziehen, diese Situation in Ihrem Leben vorzufinden. Wir begegnen Menschen und Situationen, um innerlich heil zu werden und die Lektion zu lernen, die es zu lernen gilt. (Der Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ zeigt dies übrigens auf eine brillante Art und Weise). In dem Moment, wo Sie Verantwortung für Ihr Leben übernehmen und nicht länger die Umstände oder andere Menschen für das verantwortlich machen, was Ihnen passiert, werden Sie zu Ihrem eigenen kreativen Schöpfer. 

Experiment 3: Treffen Sie eine klare Entscheidung
Nachdem Sie absolute Verantwortung übernommen haben, besteht Schritt 3 des inneren Frühjahrsputzes darin, klare Entscheidungen zu treffen. Manche Menschen haben Angst, Entscheidungen zu treffen, weil sie meinen, dass eine getroffene Entscheidung dann ein Leben lang gilt. Doch die gute Nachricht ist, dass eine Entscheidung nur so lange Gültigkeit hat, bis Sie eine neue Entscheidung treffen. Wie oft können Sie eine Entscheidung treffen? In jedem Moment, d. h. alle 3 Sekunden (1 Sekunde für die Entscheidung und 2 Sekunden für den Verstand und den Körper, die neue Entscheidung zu verinnerlichen). Ist das nicht toll? Sie können sich ohne Grund alle 3 Sekunden neu entscheiden. Wenn Sie also jetzt eine Entscheidung treffen und morgen feststellen, dass die Entscheidung für Sie doch nicht stimmig ist, dann können Sie einfach eine neue Entscheidung treffen. Sie müssen nicht bis zum Lebensende warten und dann sagen „Hätte ich damals….“ Es gibt keine richtigen und keine falschen Entscheidungen. Entscheidungen sind einfach nur Entscheidungen, die Sie den nächsten Schritt gehen lassen.  

Wenn Sie mehrere Optionen haben, für die Sie sich entscheiden können und nicht wissen, welche Sie wählen sollen, hilft Ihnen vielleicht folgende kleine Übung: Wählen Sie für jede Option ein Hemd in Ihrem Kleiderschrank, das Sie anziehen (alternativ können Sie auch einen Gegenstand in die Hand nehmen. Ziehen Sie das erste Hemd an und tun Sie so, als hätten Sie sich für diese Option entschieden. Spüren Sie hin, wie es sich anfühlt. Dann ziehen Sie es aus und ziehen das zweite Hemd für die nächste Option an. Spüren Sie wieder hin, wie es sich anfühlt. Es wird sehr schnell klar sein, welche Option für Sie am stimmigsten ist.  

Nehmen Sie nun wieder den Punkt aus Ihrer Liste, für den Sie in Experiment 2 Verantwortung übernommen haben. Sie haben Ihre Lektion gelernt. Machen Sie sich nun bewusst, was es bedeuten würde, diesen Punkt loszulassen. Was würde an die Stelle treten? Wie würde Ihr Leben zum Beispiel ohne den Streit mit dem Partner aussehen? Malen Sie vor Ihrem inneren Auge die Vision auf. Dadurch verändern Sie Ihren Fokus und lenken Ihre Aufmerksamkeit in eine neue Richtung. Da wo Ihre Aufmerksamkeit hingeht, geht auch Ihre Energie hin. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie sich nicht einfach schön vorstellen, wie sich andere Menschen anders verhalten, damit es Ihnen besser geht. Damit sind Sie ruckzuck wieder in der klassischen Opferhaltung und machen andere für Ihr eigenes Glück verantwortlich. Es geht darum, wie SIE neu agieren. Was machen SIE in Zukunft anders? Worauf werden SIE achten? Wie werden SIE mit Menschen sprechen und umgehen? 

Malen Sie die Vision ganz klar aus. Das ist Ihr neuer Referenzpunkt. Jetzt, wo Sie ein neues Bild haben, können Sie sich entscheiden, dass Sie die alte Version lange genug mit sich herum geschleppt haben. Entscheiden Sie sich. Sagen Sie es laut vor sich hin: „Es war lange genug. Damit höre ich jetzt auf. Ich entscheide mich neu. “ Wenn Gefühle aufkommen, wie z. B. Traurigkeit, Wut, Angst oder Freude, dann lassen Sie diese Gefühle da sein. Es ist absolut angemessen, etwas zu fühlen, wenn etwas Altes geht oder durch eine klare Entscheidung Optionen wegfallen.

Experiment 4: Führen Sie einen symbolischen Akt durch
Um den inneren Kehraus und eine neue Entscheidung zu bekräftigen, ist es hilfreich, eine Art symbolischen Akt durchzuführen. Sie können, nachdem Sie die Experimente 1-3 für alle Punkte auf Ihrer Liste durchgeführt haben, z. B. folgendes machen um dem Loslassen physischen Ausdruck zu verleihen:

  • einen gründlichen Wohnungsputz
  • den Zettel mit den Punkten verbrennen.
  • sich zentriert hinstellen und mit dem Arm eine Bewegung machen, als würden Sie etwas in der Luft durchschneiden.
  • Ein Küchenmesser oder eine Schere nehmen und Papier oder was auch immer durchschneiden (verletzen Sie sich dabei aber bitte nicht selbst und auch niemand anderen)
  • In die Sauna gehen und das Alte rausschwitzen
  • Sich auf den Marktplatz stellen und „Vorbei“ schreien
  • Etc.
Egal, was Sie sich einfallen lassen, es ist hilfreich eine symbolische Geste durchzuführen.


Experiment 5: Teilen Sie sich mit
Bisher haben Sie das innere Loslassen für sich alleine praktiziert. Gehen Sie nun zu einer Person, der Sie vertrauen und erzählen Sie ihr darüber, was Sie losgelassen haben, wie Sie dafür Verantwortung übernommen und welche neue Entscheidung Sie getroffen haben. 

Jajaja, da wird’s jetzt schon brenzlig, oder? Denn jetzt müssen Sie etwas über sich  preisgeben und in Kontakt gehen. Das Entscheidende ist jedoch, sobald Sie darüber sprechen und die andere Person hört, was Sie sagen, ist die Kommunikation vollendet. Dann müssen Sie darüber nicht mehr stundenlang nachdenken und können sich vor allem nicht selbst betrügen. Selbstbetrug ist tückisch. Das Ego ist so clever. Wenn Sie Ihre neuen Entscheidungen für sich behalten, kann das kleine Monster in Ihnen (Ihr Gremlin) nämlich jederzeit sagen, dass die Entscheidung eigentlich Quatsch war und es jetzt viel lustiger wäre, mit Ihrem Partner wieder zu diskutieren und zu streiten, oder den Job aus Bequemlichkeit und falschem Sicherheitsdenken doch einfach weiterzumachen. Wenn Sie Ihre Entscheidung hingegen jemandem mitteilen ist sie noch mehr „gesetzt“.

Eine Steigerung dieses Experiments wäre übrigens – falls die Entscheidung die Beziehung zu einer konkreten Person betrifft - direkt zu dieser Person zu gehen und Ihre neue Entscheidung mitzuteilen. Das könnte zum Beispiel so klingen: „Hallo. Du, mir ist bewusst geworden, dass ich mit Dir diskutiert und gestritten habe, um Recht zu haben und zu vermeiden, wirklich in Beziehung mit Dir zu sein. Das möchte ich gerne ändern. Ich habe entschieden, dass es mir wichtiger ist, mit Dir in Kontakt zu sein.“ 

Wiederholen Sie die Experimente 2-5 für jeden Ihrer Punkte auf der Liste und lassen Sie sich überraschen wie viel mehr Klarheit und Lebendigkeit in Ihr Leben kommt, wenn Sie Alte Angewohnheiten oder Denkmuster loslassen. Denn erst wenn Sie sich verantwortlich ent-scheiden kann das Universum in Aktion treten. So lange Sie rumgurken und in einer Opferhaltung bleiben, kreieren Sie Ihr persönliches Drama immer wieder neu. Und für Dramen ist Ihre Energie und Lebenszeit wirklich viel zu kostbar.  

In diesem Sinne, viel Freude beim inneren Frühjahrsputz.  

Lebendig klare Grüße,
Ihre Nicola Nagel


POTENZIALE LEBEN!
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