Beziehung könnte so einfach sein, wenn es da nicht gelegentlich
die Probleme mit dem Partner gäbe, oder? Viele Menschen wünschen sich eine
nährende, erfüllende Beziehung, finden sich jedoch stattdessen oftmals in einer
gewöhnlichen Beziehung mit Problemen und Streitigkeiten wieder. Schuld daran
ist meist fehlende Klarheit über den Mechanismus im Hintergrund, der die
Schwierigkeiten generiert und sogenanntes niederes Drama liebt: Der Gremlin
(ein Beispiel für eine bildliche Darstellung finden Sie am Ende des Artikels).
Der Gremlin ist der König Ihrer eigenen Unterwelt.
Jeder Mensch hat eine helle Seite und eine Schattenseite. Die helle Seite,
dient bewusst sogenannten verantwortlichen Hellen Prinzipien wie Liebe,
Klarheit, Schönheit, Gemeinschaft, Miteinander-Sein, Eleganz, Heilung,
Möglichkeit, Güte, Großzügigkeit etc. während die Schattenseite, also der
Gremlin, unbewusst sogenannten unverantwortlichen Schattenprinzipien dient, wie
beispielsweise Zerstörung, Hass, Groll, Rechthaberei, Besserwisserei, Arroganz,
Ignoranz, Demütigung, Manipulation, Trennung, etc. Keine der beiden Seiten ist
besser oder schlechter. Die Wertung gut-schlecht bzw. richtig-falsch ist in
sich bereits ein Schattenprinzip. Beide Seiten produzieren einfach nur
bestimmte Resultate und die Frage ist, welche Resultate Sie in Ihrer Beziehung
haben möchten. Falls Sie etwas anderes möchten, als die gegenwärtige Situation,
dann ist es möglicherweise an der Zeit, sich Ihre Schattenseite einmal genauer
anzuschauen und die Frage zu stellen, wer denn eigentlich ein Problem hat in
der Beziehung.
Einige mögen vielleicht sagen, dass sie kein
Problem haben, sondern der Partner das Problem IST. Wenn er/sie sich nur anders
verhalten würde, dann – ja dann wäre alles einfacher und es würde ihnen besser
gehen. Durch die Deklaration „Mein Partner IST das Problem“ machen Sie Ihren
Partner jedoch bereits zum Schwein. In dem Moment ist Ihr Gremlin aktiv,
übernimmt das Steuer und zerstört Beziehung. Das kann durch kleine, harmlos
scheinende Worte und Gedanken passieren oder massiv durch das Heraufbeschwören
von größeren Streits.
Die Lieblingsspeise des Gremlins besteht darin,
Nähe, Vertrautheit und Beziehung zu zerstören und Probleme zu erzeugen. Das ist
das, was ein Gremlin gerne tut. Es ist hilfreich, sich einmal die
unterschiedlichen Arten des Problem-Besitztums bewusst zu machen, indem Sie
sich die Frage stellen, wer ein Problem haben kann. Es gibt 3 Varianten:
1. Ich habe
ein Problem
Wenn Sie ein Problem haben, dann können Sie damit
tun und lassen, was Sie wollen. Sie können Ihr Problem lösen, es ausschmücken
und größer machen oder es liegen lassen in der Hoffnung, dass es sich von
selbst erledigt. Es ist Ihr Problem und zwar nur Ihres. Versuchen Sie also
nicht, das Problem auf andere abzuwälzen. Es ist Ihr Problem und es kehrt solange
zu Ihnen zurück bis Sie es bearbeitet und gelöst haben. Es ist jedoch hilfreich
zu hinterfragen, ob es tatsächlich ein Problem gibt oder Ihr Gremlin gerade ein
„Pseudo-Problem“ generiert, um die Intensität von Nähe und Vertrautheit zu
vermeiden (und beispielsweise erst einmal aufräumen oder etwas erledigen muss,
bevor er entspannt mit dem Partner zusammen sein kann).
2. Der andere
hat ein Problem
Wenn der andere, also Ihr Partner, ein Problem hat,
dann lassen Sie ihn/sie bitte sein/ihr Problem haben. Es ist nicht Ihr Problem.
Ihr Partner hat hart dafür gearbeitet, dieses Problem zu haben. Wenn Sie nun
hergehen und sein/ihr Problem lösen, dann muss sich Ihr Partner ein neues
Problem suchen, um das zu lernen, was er zu lernen hat. Wenn Sie sein Problem
lösen, dann versuchen Sie ihn zu retten und das ist respektlos. In dem Moment
ist der Gremlin aktiv, denn Retten ist nichts anderes, als das Aufdrängen von ungefragter
Hilfe. Die Botschaft, die Sie in dem Moment unterschwellig kommunizieren lautet
„Du bist nicht okay, Du kannst es nicht, also mache ich es für Dich“. Sie
machen Ihren Partner unbewusst klein und zum Schwein, indem Sie ihm nicht
zutrauen, das Problem selbst lösen zu können. Etwas anderes ist es, wenn Ihr
Partner Sie um Hilfe BITTET. Dann ist es durchaus angemessen, zu helfen und zu
unterstützen. Der Unterschied liegt in dem Fall darin, dass durch die Bitte
Ihres Partners eine Notwendigkeit erzeugt wird und Sie ihn dann nicht retten.
Was ist nun die dritte Möglichkeit in Bezug auf
Problembesitztum? Einige haben möglicherweise als erstes im Kopf „Wir haben ein
Problem“ sei die dritte Möglichkeit. Die Sache ist jedoch die: Es gibt kein
WIR, wenn es um Verantwortung geht. Nehmen Sie einmal den einfachen Satz „Ja,
dann müssen wir das mal machen“ (z. B. dann müssen wir mal aufräumen). Wer
macht es tatsächlich? Wer ist WIR? Richtig, niemand. Gerade in einer
Partnerschaft ist es hilfreich, sich diese Unterscheidung bewusst zu machen.
Beide Partner können dasselbe Problem haben, doch nur jeder einzelne kann
Verantwortung für seinen Teil der Lösung übernehmen.
Was kann also die dritte Möglichkeit beim
Problembesitztum sein? Entweder ich habe ein Problem oder der andere hat ein
Problem oder…?
3. Es gibt
kein Problem
Lassen Sie das einmal sacken. Es gibt kein Problem!
Können Sie sich das vorstellen? Wenn es kein Problem gibt, ist das die Zeit,
die Gesellschaft des anderen einfach nur zu genießen und in Harmonie
miteinander zu sein. Genau in dem Moment steigt jedoch der Intensitätsgrad in
der Beziehung, die Intensität von Nähe und Vertrautheit, die es ermöglicht,
eine außergewöhnliche Beziehung aufzubauen. In solchen Momenten werden die
Partner und die Beziehung genährt. Das wiederum kann sich für Ihre Box (Ihr
Ego, das einen geschickten Überlebens- und Verteidigungs-mechanismus entwickelt
hat) jedoch sehr gefährlich anfühlen, denn wenn die Intensität in Beziehung
steigt, können Gefühle hochkommen, die Ihre Verletzlichkeit preisgeben und Sie
könnten neues Gebiet betreten, das Ihnen Angst macht und Ihre Beziehung auf
eine neue Ebene bringt. Kein Problem zu haben und die Gesellschaft des Partners
zu genießen ist genau deswegen für den Gremlin ein echtes Problem, da es seine
Spezialität ist, Beziehung zu zerstören. Wenn es kein Problem gibt, hat der
Gremlin Angst, aus Mangel an niederem Drama (dem oft ablaufenden
Täter-Retter-Opfer Spiel) zu verhungern. Somit ist der Gremlin sehr clever
darin, in Lichtgeschwindigkeit aus dem Nichts heraus ein neues Problem zu
erzeugen, um diese Intensität in Beziehung zu vermeiden. Resultat: Sie kehren
zur gewöhnlichen Beziehung zurück und erzeugen weiter niederes Drama in Form
von Rechthaberei, Streiterei, Besserwisserei, Ignoranz, Rumnörgeln am Partner,
Rückzug, Isolation, Schmollen, Grollen, etc. Der Gremlin ist extrem schnell
darin, zig Gründe zu finden, Beziehung nicht zu intensiv werden zu lassen.
Der Gremlin ist nicht gut und nicht schlecht. Der
Gremlin ist einfach der Gremlin und tut, was ein Gremlin tut. Jeder Mensch
trägt diese Schattenseite in sich. Die Frage ist, wer am Steuer Ihres Lebens
und Ihrer Beziehung sitzt. Ist es Ihr Gremlin, oder sind Sie es? Machen Sie
Ihren Partner zum Schwein oder zum König/zur Königin? Es ist eine Moment-zu-Moment
Entscheidung.
Wenn sich Ihr Gremlin gerne von Beziehungszerstörung
ernährt (das können kleine Grollpunkte sein, die Sie unbewusst sammeln, oder
größere Streits), dann ist es höchste Zeit dies zu beenden. Wie kann das
gelingen? Nun, der erste Schritt besteht darin, Ihren Gremlin wie einen Hund an
die Leine zu nehmen und einen bewussten Fütterungsplan zu erstellen. Der
Gremlin hat bisher Beziehung und intime Momente schnell zerstört, weil es seine
Lieblingsspeise ist.
Experiment
1: Nehmen Sie Ihren Gremlin an die Leine.
SCHRITT 1:
Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie als
Titel „Gremlin Lieblingsspeisen“ auf. Erstellen Sie dann eine Liste mit allem,
was Ihr Gremlin gerne mag, z. B.
- Geschichten erfinden, dass Ihr Partner ein Idiot ist (es entweder denken oder es ihm/ihr auch spüren lassen)
- Ihren Partner geschickt manipulieren (durch Worte, Gesten, Handlungen)
- Intensive intime und vertraute Momente durch Witze zerstören
- Den Partner vor anderen bloßstellen (z. B. indem Sie seine Erzählungen korrigieren)
- Dinge, die Ihr Partner bereits erledigt hat, noch einmal nachkorrigieren (z. B. das Besteck auf dem Tisch richtig hinrücken)
- am Partner herumnörgeln und ihm vorhalten, was er alles schon wieder vergessen hat oder nicht richtig gemacht hat
- Übermäßig Schokolade, Chips, Kuchen oder sonstiges ungesundes Zeug futtern
- Unordnung und Chaos in der gemeinsamen Wohnung kreieren.
- Tratsch und Klatsch
- Videos anschauen
- Fernsehen schauen
- Computerspiele spielen
- Espresso/Kaffee trinken
- Rauchen bzw. sonstige Drogen
- Alkohol trinken (z. B. um „runterzukommen“ bzw. nicht fühlen und die Intensität nicht aushalten zu müssen)
Dies sind nur einige Beispiele. Erstellen Sie Ihre
eigene Liste und seien Sie spezifisch darin, wie Ihr Gremlin gerne Intensität
in Beziehung zerstört, auch wenn es schmerzhaft ist, das zuzugeben.
SCHRITT 2:
Im zweiten Schritt streichen Sie jene
Lieblingsspeisen, die Ihrer Beziehung schaden und die Ihnen Energie rauben. Ihr
Gremlin wird diese Übung hassen. Das was Sie gerade tun, ist Verantwortung für
Ihren Gremlin zu übernehmen und er wird panische Angst haben, aus Mangel an
niederem Beziehungsdrama zu verhungern. Das mag er doch schließlich so gerne.
Umso wichtiger ist es, dass Sie einen bewussten Fütterungsplan erstellen und
3-4 Dinge aus der Liste auswählen, die Ihr Gremlin mag, die Ihnen und Ihrer
Beziehung jedoch nicht schaden bzw. keine Energie entziehen.
Sobald Sie die 3-4 Dinge ausgewählt haben, legen
Sie einen bewussten und disziplinierten Fütterungsplan fest. Legen Sie z. B.
fest, dass Ihr Gremlin von Freitag 17 Uhr bis Samstag 17 Uhr so viel Kuchen
essen und Videos schauen darf, wie er mag. Aber eben ausschließlich in dieser
Zeitspanne. Sie können auch einen anderen Tag wählen. Wenn Sie jedoch
festlegen, dass Ihr Gremlin jeden Tag nachmittags Schokolade und Kaffee
bekommt, raten Sie einmal, wer am Steuer sitzt. Schränken Sie die Fütterung
bewusst auf maximal 2 Zeiträume ein und geben Sie ihm dann ausreichend von dem
ausgewählten Futter. Dann weiß Ihr Gremlin, dass Sie sich um ihn kümmern und er
nicht verhungert.
Experiment
2: Nutzen Sie Ihren Gremlin , um den Gremlin zu entlarven
Dieses Experiment hört sich zunächst paradox an.
Wenn der Gremlin in der Lage ist, Beziehung und Räume zu zerstören, könnte die
intuitive Annahme sein, der Gremlin sei schlecht und gehöre eingesperrt. Doch
das Gegenteil ist der Fall. Der Gremlin ist nicht gut oder schlecht. Er ist
eine Naturgewalt und Sie können ihn bewusst dafür nutzen, um zu kontrollieren,
dass er sein Gremlin-Spiel nicht spielt und Sie hohes Drama erzeugen, wo vorher
nur niederes Drama in Ihrer Beziehung war. Allein der Gremlin ist clever und
schnell genug, um den Gremlin zu fangen. Nur der Gremlin selbst kennt seine
gewieften Techniken, mit denen er normalerweise Beziehung zerstört und den Partner
zum Schwein macht. Schlagen Sie den Gremlin also mit seinen eigenen Waffen.
Nutzen Sie seine Gerissenheit, um niederes Drama in Beziehung zu vermeiden.
Geben Sie Ihrem Gremlin die Aufgabe, Ihnen umgehend
Bescheid zu sagen, sobald er wieder kurz davor ist, gegen Ihren Partner zuzuschlagen,
ihn zum Schwein zu machen, oder Nähe und Vertrautheit zu zerstören. Das ist
eine sehr interessante Aufgabe für ihn und Sie haben durch diese Information
die Möglichkeit, rechtzeitig etwas anderes zu kreieren als niederes Drama.
Bitten Sie gleichzeitig Ihren Partner, Ihnen sofort
Feedback zu geben, sobald Ihr Gremlin aktiv wird. Idealerweise geben Sie sich
gegenseitig spielerisch Feedback, sobald einer der Gremlins das Steuer
übernimmt, sodass Sie beide mehr Bewusstheit über Ihre Schattenseite bekommen.
Experiment
3: Nutzen Sie Ihren Gremlin, um hohes Drama zu erzeugen
Sobald Sie Ihren Gremlin durch einen bewussten
Fütterungsplan an die Leine genommen haben und er nicht mehr herumstreunt und
in Ihrer Beziehung wildert, können Sie ihn für eine bewusste, verantwortliche
Absicht einsetzen.
Sie können Ihren Gremlin in Beziehung dafür nutzen,
um z. B.
·
Ihre Disziplin
zu schärfen
·
mit
beurteilendem Denken aufzuhören
·
Ihren Partner so
sein zu lassen, wie er ist (anstatt ihn ändern und verbessern zu wollen)
·
präsent und mit
voller Aufmerksamkeit bei Ihrem Partner zu sein, wenn Sie zusammen sind
·
achtsam zu sein
·
Ihre Beziehung
und Ihren Partner wertzuschätzen
·
bei sich zu
bleiben und Ihr Zentrum zu behalten, anstatt Ihre Autorität an Ihren Partner
abzugeben und es ihm recht zu machen
·
Grenzen zu
setzen und sie aufrechtzuerhalten, um einen sicheren Beziehungsraum zu schaffen
·
Experimente in
Nähe und Intimität zu machen
·
Ja, Sie können den
Gremlin sogar als eine Art Wachhund dafür benutzen, Momente voller Vertrautheit
und Nähe zu schützen.
In diesen Beispielen setzen Sie Ihren Gremlin für
sogenanntes Hohes Drama ein, also einem Spiel, das verantwortlich und bewusst
ist und hellen Prinzipien wie Liebe, Güte und Miteinander-Sein dient.
Der Gremlin ist eine Naturgewalt. Er ist eine
zerstörerische, jedoch auch gleichzeitig nicht-lineare und kreative Kraft. Er
ist ein Werkzeug, das für verantwortliche oder unverantwortliche Absichten
eingesetzt werden kann. Welche Art von Beziehung möchten Sie kreieren?
Ihre Beziehung ist kostbar. Die Liebe, Vertrautheit
und Intimität in einer Beziehung sind kostbar. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr
Gremlin diese zerstört und Frust, Streit und niederes Drama erzeugt. Vielleicht
hilft Ihnen als Erinnerungsfaktor folgendes Bild. Dies habe ich selbst bei mir
in der Wohnung hängen, als Erinnerung dafür, dass Zerstörung von Beziehung für
den unbewusst agierenden, frei herumstreunenden Gremlin tabu ist und definitiv
nicht auf dem Speiseplan steht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine nährende,
erfüllende Zeit in Beziehung mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin.
Herzliche Grüße,
Ihre Nicola Nagel
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