Es erscheint vielen Menschen wie verhext: sie
wünschen sich Nähe und Intimität in Beziehung, doch der Grad, der letztendlich
in ihrer Beziehung möglich ist, bewegt sich eher in gemäßigten Zonen wenn nicht
gar im Bereich von Distanz und Kühle und einem Gefühl von Getrenntsein. Eine
außergewöhnliche Beziehung mit einem hohen Grad an Nähe und Klarheit scheint
dann weit entfernt zu sein. Was vielen nicht bewusst ist: Außergewöhnliche Beziehung ist ein fortwährender, bewusster Akt
nichtlinearen Kreierens. Das bedeutet, dass es eine Moment zu Moment
Entscheidung ist, eine außergewöhnliche Beziehung zu erschaffen. Wenn Du
glaubst, Du müsstest nur endlich einmal in einer außergewöhnlichen Beziehung
ankommen und dann ist alles prima, dann bist Du schwer auf dem Holzweg. Das Erschaffen
einer außergewöhnlichen Beziehung ist eine Lebensaufgabe und Du entscheidest in
jedem Moment, ob Du in die gewöhnliche oder in die außergewöhnliche Domäne von
Beziehung steuerst.
Um in der Lage zu sein, einen höheren Grad an
Intimität und Vertrautheit, der mit einer außergewöhnlichen Beziehung
einhergeht, zu leben und auszuhalten, ist es zunächst einmal entscheidend,
Klarheit darüber zu bekommen, wann und wie Du selbst Nähe und Intimität
vermeidest. Bevor Du keine Klarheit darüber hast, welches unbewusste Spiel Du
spielst, sind die Chancen eher gering, eine außergewöhnliche Beziehung zu
erschaffen.
Lass uns daher einmal die Top 5 der Nähe-Killer anschauen:
1.
Erwartungen
2.
Rechthaberei/Beschweren/Beschuldigen/Jammern/Bedürftigkeit
3.
Groll hegen
4.
Fehlende Präsenz und Zentriertheit
5.
Angst
(Anmerkung:
im Folgenden wird der Einfachheit halber von „Partner“ in der männlichen Form
gesprochen. Gemeint ist jedoch auch das entsprechend weibliche Pendant der
„Partnerin“. Zudem sind die folgend Ausführungen nicht nur für Mann-Frau
Beziehungen gedacht, sondern gleichermaßen für gleichgeschlechtliche
Beziehungen.)
1.
Erwartungen
Wer kennt das nicht: Du hast eine bestimmte
Erwartung und Vorstellung davon, wie Dein Partner sich zu verhalten hat, was er
zu tun oder zu lassen hat oder wie er zu sein hat. Erfüllt er diese Erwartung nicht, bist Du sauer und
schmollst. Na, ertappt? Fast jeder hat solch eine Situation schon erlebt. Was
jedoch in dem Moment passiert ist, dass Du eine unsichtbare Mauer zwischen Dir
und Deinem Partner errichtest. Erwartungen killen Beziehung und Intimität.
Erwartungen basieren auf Annahmen und Glaubenssätzen, wie Dinge zu sein haben.
Sie basieren auf Deiner persönlichen Ego-Überlebensstrategie. Das Ego ist wie
eine enge Box bestehend aus Glaubenssätzen, Erfahrungen, Meinungen, Erziehung,
kulturellen Werten, Geschichten, etc.
Angenommen, Du hast beispielsweise die Erwartung,
dass Dein Partner den vollen Mülleimer sehen muss und ihn bitteschön
selbständig leert oder dass er sieht, dass der Rasen gemäht werden muss. Wenn
Dein Partner diese – meist unausgesprochene – Erwartung dann nicht erfüllt,
dann fühlst Du Dich betrogen, grollst Deinem Partner und ziehst Dich als
Konsequenz zurück.
Erwartungen sind prädestiniert dafür, enttäuscht zu
werden. Wenn Du Erwartungen an Deinen Partner hast, dann versuchst Du ihn in
ein Konzept zu pressen, das für dich bequem ist, und in dem Du Dich wohl
fühlst. Du versuchst Deinen Partner unbewusst dahingehend zu manipulieren, dass
er die Dinge so macht, wie Du sie machen würdest, damit Du vermeintlich
glücklich bist. Es ist noch nicht einmal notwendig, dass Du die Erwartung
aussprichst. Sobald Du eine Erwartung hast, ist diese auf der energetischen
Ebene spürbar. Du strahlst diese Erwartung von Deiner inneren Haltung her
energetisch aus und Dein Partner wird sie - bewusst oder unbewusst - spüren.
Erwartungen engen ein, nehmen die Luft zum atmen und genau diese einengende
Energie wird er wahrnehmen. Erwartungen basieren auf der Annahme, dass die Welt
Deines Partners auf der gleichen Weltsicht, den gleichen Annahmen, Geschichten
und Erfahrungen basiert, wie Deine. Dem ist aber nicht so. Dein Partner ist ein
völlig anderer Mensch als Du. Über Erwartungen versuchst Du jedoch, ihn zu
normen und in Deine Weltsicht hineinzuquetschen und wunderst Dich
möglicherweise, warum er auf Distanz geht. Durch Erwartungen stutzt und
beraubst Du Eure Beziehung ihrer Lebendigkeit und Wildheit.
Der Gremlin – der König Deiner eigenen Unterwelt –
ist zudem sehr clever, denn er ist darauf spezialisiert Nähe und Vertrautheit
zu zerstören. Der Gremlin-Mechanismus funktioniert an dieser Stelle wie folgt:
Du hast eine Erwartung. Der Gremlin beginnt, den Fokus darauf zu richten, ob
diese Erwartung erfüllt wird. Sehr schnell findet er Beweise, dass der andere
die Erwartung nicht zu Deiner Zufriedenheit erfüllt. Ergo hast Du das Recht,
sauer zu sein und Groll gegen Deinen Partner zu hegen. Obendrein beginnt der
Gremlin dann noch eine interessante Geschichte zu kreieren: Wenn er/sie mich
lieben würde, dann würde er/sie meinen Erwartungen entsprechen und es mir recht
machen. Der Gremlin nutzt also Erwartungen, um Dich an den Haken zu nehmen,
sodass Du aus dem Kontakt gehst und Nähe und Intimität vermeidest. Sobald eine
Erwartung nicht erfüllt wird, hast Du einen triftigen Grund (so meint Dein
Gremlin), Groll gegen Deinen Partner zu hegen. Schließlich ist er doch der
Idiot, der die Erwartung nicht zu Deiner Zufriedenheit und zu Deinem
Glücklichsein erfüllt hat. Die spannende Frage ist jedoch: Wer hat jedoch die
Erwartung aufgebaut? Yep, das warst Du. Es ist allein Deine Verantwortung!
EXPERIMENT
·
Schreibe auf, welche Erwartungen Du an Deinen
Partner hast.
·
Beantworte dann folgende Frage: Bist Du bereit,
eine oder mehrere Erwartungen zurück zu nehmen (und zwar nicht im Verstand
sondern wirklich spürbar in Deinem Körper)?
·
Falls Du aufrichtig von innen heraus eine Erwartung
an Deinen Partner zurücknehmen möchtest, kannst Du folgendes tun: Gehe zu
Deinem Partner hin (oder bitte eine Freundin stellvertretend für Deinen Partner
Dir gegenüber zu stehen, oder – als komplett ungefährliche Variante: nimm ein
Foto von Deinem Partner) und nimm die Erwartung aufrichtig mit den Worten
zurück „Ich nehme die Erwartung, dass Du …(nenne hier die Erwartung)… jetzt FÜR
IMMER von Dir zurück.“ Entscheidend ist das „FÜR IMMER“. Sonst kommt der
clevere Gremlin und denkt sich „Okay, ich nehme die Erwartung für heute zurück.
Aber morgen ist ja ein neuer Tag…“. Sobald Du eine Erwartung aufrichtig für
immer von Deinem Partner zurück nimmst, verschwinden die energetische
Erwartungsbarriere und der Groll, die Nähe und Intimität verhindert haben und
Entspannung macht sich breit, sowohl bei Dir, als auch bei Deinem Partner.
2.
Rechthaberei/Beschweren/Beschuldigen/Jammern/Rechtfertigen/Bedürftigkeit
Genau wie Erwartungen sind auch Rechthaberei,
Beschweren, Beschuldigen, Jammern, etc. einer der top Nähe-Killer in Beziehung.
Sie sind – wie Erwartungen auch – ein Anzeichen dafür, dass sogenanntes Niederes Drama in Deiner Beziehung
passiert. Niederes Drama ist ein Täter-Retter-Opfer Spiel und beinhaltet
jegliche Handlung, die dazu dient, Verantwortung zu vermeiden. Bei Paaren ist
niederes Drama oftmals in der Kombination Täter-Opfer vorzufinden. Es gibt bei
jedem der oben genannten Anzeichen jeweils einen Gewinner und einen Verlierer.
Wenn Dein Partner sich beispielsweise beschwert, dass Du „immer“ zu spät
kommst, könnte es sein, dass Du zum Opfer wirst und versuchst, Dich zu erklären
und zu rechtfertigen. Oder Du fühlst Dich ungeliebt und jammerst dann als
bedürftiges, kindliches, armes Opfer. Auf der anderen Seite hast Du
möglicherweise auch gerne Recht oder weißt Dinge gerne besser. Doch damit stellst
Du Dich auf eine arrogante Art über Deinen Partner und verhinderst Nähe. Sobald
es einen Gewinner und Verlierer gibt bzw. einen Täter und ein Opfer, ist das
niedere Drama voll im Gange. Der mächtigste Charakter in dem Spiel ist übrigens
das Opfer, denn das Opfer hält den Ball am Rollen. Ohne Opfer gibt es kein
niederes Drama. Als Retter kommt in Beziehung übrigens oftmals die beste
Freundin oder der beste Freund in Frage, dem Du dann später am Telefon oder bei
einem Treffen als Opfer Deine Jammergeschichte erzählst und die/der Dich dann
tröstet. Fakt ist jedoch:
Entweder Du hast
Recht/jammerst/beschuldigst/beschwerst/rechtfertigst Dich/ bist bedürftig ODER
Du bist in Beziehung.
Beides gleichzeitig geht nicht. Vielleicht meinst
Du, dass ja nur Dein Partner an dem niederen Drama Schuld ist und alles viel
besser wäre, wenn er sich nur ändern würde. Viel Erfolg! Das ist glatter
Selbstbetrug. Gib dem eine 1%-ige Chance, dass Du bisher einen Anteil an dem
Spiel hattest. Selbst wenn Dein Partner niederes Drama spielen möchte, musst Du
nicht einsteigen. Wenn niederes Drama in Deiner Beziehung bisher also üblich
war, so lautet die Empfehlung an dieser Stelle: Hör auf damit! Hör auf niederes
Drama in Deiner Beziehung zu spielen. Der einzige, der daran Spaß hat, ist Dein
Gremlin, der König Deiner eigenen Unterwelt. Er dient Schattenabsichten wie
Zerstörung, Besserwisserei, Rechthaberei, Hass, Manipulation, etc. Gib ihm interessanteres
Futter als Deine Beziehung und Deine Liebe. Erkläre Deine Zuhause bzw. Deine Beziehung
zur gremlin-freien Zone. Das Einzige, was Du mit niederem Drama erreichst ist,
dass Du Deinen Partner zum Schwein machst, Eure Beziehung zerstörst und älter
wirst. Willst Du das?
EXPERIMENT:
Beobachte von jetzt an jeden Tag, wann und wie oft
Du mit Deinem Partner im niederen Drama landest, jammerst, Recht haben willst,
den anderen beschuldigst, bedürftig als kindliches Opfer reagierst etc.
Schreibe es genau auf. Dann übe Dich
darin, den Ausstieg zu finden.
Die Schwierigkeit liegt darin, dass Du ein niederes
Drama – wenn Du bereits drin bist – nicht so einfach in ein sogenanntes Hohes Drama mit hellen Absichten wie z.
B. Liebe, Klarheit, Gemeinschaft drehen kannst. Hier zwei Möglichkeiten:
- Sobald Du Dich das nächste Mal in einem niederen Drama wiederfindest sag einfach „Du Schatz, ich muss dringend auf die Toilette. Warte hier, ich bin gleich wieder da.“ Dann verlässt Du das Zimmer, sammelst Dich, nimmst einen tiefen Atemzug und kommst nach einer Minute mit der Absicht herein, Deinen Partner zum König zu machen und Deinem Gremlin keine Chance zu lassen.
- Wenn Du merkst, dass ihr gerade im niederen Drama feststeckt, beginne ein Meta-Gespräch, d. h. ein Gespräch über das Gespräch. Sprich von Dir aus und gib zu, dass Du gerade am Haken bist und niederes Drama läuft. Komm von Deinem Sockel runter und sage, welche Art Unterhaltung Du Dir eigentlich wünschst. Bitte Deinen Partner noch einmal von vorne anfangen zu dürfen. Dann fang noch einmal an mit einer bewussten Absicht und dem Fokus auf helle Prinzipien..
3.
Groll
Jede Erwartung, die nicht erfüllt wurde, jede
Rechthaberei, die Du „verloren“ hast, jeder Streit, jede Diskussion, und jede
andere Form von niederem Drama sorgt für Grollpunkte. Der Gremlin sammelt die
Grollpunkte gerne in einem großen Rabattmarkenheft. Ist dieses Heft dann einmal
voll, hast Du vermeintlich das Recht zum großen Gegenschlag gegen Deinen
Partner auszuholen. Mach Dir bewusst, dass jeder einzelne, noch so kleine
Grollpunkt, den Du gegen Deinen Partner hegst, ein weiteres Stück Nähe und
Intimität verhindert. Je mehr Grollpunkte Du bereits angesammelt hast, desto
mehr sinkt der Grad an Intensität, Nähe und Vertrautheit in Deiner Beziehung.
Jeder Grollpunkt ist wie ein spitzer Haken oder ein Giftpfeil in Deinem Herzen.
Grollpunkte kannst Du auf verschiedene Arten
auflösen. Wenn der Groll aufgrund einer nicht erfüllten Erwartung entstanden
ist, kannst Du – wie oben beschrieben, Deine Erwartung zurücknehmen. Liegt Dir
etwas anderes quer im Magen, kannst Du Deinen Partner um ein Gespräch bitten,
und ihm erzählen, wie Du eine konkrete Situation wahrgenommen hast. Er hört
zunächst nur zu und vollendet dann die Kommunikation, indem er das wiederholt,
was er Dich hat sagen hören (bitte ihn, es als Aussage zu wiederholen, nicht
als Frage). Vielleicht wirst Du Dir albern vorkommen, doch es geht darum, dass
Du Dich zeigst, dass Du Deine Maskerade fallen lässt und zu erkennen gibst, was
in Deinem Inneren los ist. Es geht nicht um Diskussion oder Rechtfertigung. Entscheidend
ist, dass Dein Grollpunkt gehört wird. Durch jeden aufgelösten Grollpunkt kommt
automatisch ein Stück Nähe zurück.
Checke jedoch auch bewusst, ob es sich um einen
relevanten Grollpunkt handelt, oder ob Deine Box (Dein Ego) eventuell einfach
nur neurotisch ist. Wann muss ein Grollpunkt benannt werden und wann nicht? Es
hat etwas mit der Liebe zu tun. Ist Dir die Beziehung oder das Thema wichtiger?
Musst Du kostbare Zeit mit „Grollpunkte auflösen“ verbringen oder kannst Du
innerlich shiften und eine andere, gelassenere Haltung einnehmen? Es geht nicht
darum, alle Grollpunkte runterzuschlucken, doch manchmal können kleine Grollpunkte,
die Du aussprichst zu einer Blockade werden. Bist Du beispielsweise am Haken,
weil der Müllerimer nicht geleert ist oder ist Deine Liebe groß genug und Du
kannst gelassen bleiben?
EXPERIMENT:
Schreibe auf, in Bezug auf was Du Deinem Partner
grollst (hat er z. B. vergessen, Dich anzurufen, den Rasen zu mähen, seine
Klamotten ordentlich wegzuräumen, den Klodeckel runter zu machen, die
Zahnpastatube von oben anstatt von der Mitte her auszgedrückt, kann er sich
nicht entscheiden, wann und wohin er mit Dir in Urlaub fahren möchte, etc.?).
Dann löse die Grollpunkte wie oben beschrieben auf.
4.
Fehlende Präsenz und Zentriertheit
Ein weiterer Nähe-Killer ist fehlende Präsenz und
Zentriertheit. In unserer modernen Gesellschaft sind die meisten Menschen in
der Regel einer massiven Reizüberflutung ausgesetzt und werden von Terminen,
Projekten und Verpflichtungen gejagt, ganz zu schweigen von den dauerhaften Medien-
und Konsum-Manipulation. Entsprechend bewegen sie sich in einem sehr großen
JETZT und sind meist nur im Verstand unterwegs. Sich in einem großen Jetzt zu
bewegen bedeutet, dass Du nicht in diesem Moment präsent bist. Stattdessen Du
gedanklich möglicherweise schon beim nächsten Termin, der Präsentation morgen
beim Kunden, dem Besuch der Schwiegereltern nächstes Wochenende, oder der
Werbung, die Du vorhin gesehen hast. Um Nähe und Vertrautheit wirklich zulassen
zu können, ist es jedoch erforderlich, dass Du im Hier und Jetzt ankommst, in
diesem einzigen Moment, der in der nächsten Sekunde schon wieder vorbei ist.
Dies gelingt, wenn Du lernst, Dich zu zentrieren und zu erden. Du bist
zentriert, wenn Du Dein sogenanntes energetisches Seins-Zentrum mit Deiner
Absicht auf Dein physisches Zentrum legst (ähnlich wie bei der Grundposition
einiger Kampfsportarten).
Die meisten Menschen legen ihr Seins-Zentrum im
Kopf. Sie bewegen sich den ganzen Tag im Verstand und überlegen, was noch alles
auf der To Do Liste steht. Präsenz und 100%ige Aufmerksamkeit für den Partner
sind jedoch entscheidend, wenn Du Nähe weiter erforschen möchtest.
Ein weiterer Aspekt in Bezug auf das Seins-Zentrum
in Beziehung ist der, dass ein Partner oder beide Partner im Wechsel ihr Seins-Zentrum
möglicherweise an den anderen abgeben. Das bedeutet, dass Du Deine eigene
Autorität und Kraft abgibst. Der große Vorteil liegt darin, dass Du dann keine
Verantwortung übernehmen musst, keine Entscheidungen treffen musst und Dein
Partner die Dinge für Dich regelt (falls er diese Rolle übernimmt). Wenn Du
jedoch Deine eigene Autorität, Dein Zentrum an den anderen abgibst, verhältst
Du Dich komplett angepasst. Du versuchst es Deinem Partner Recht zu machen und
kannst nicht erwachsen im Hier und Jetzt verantwortlich Nähe und Vertrautheit
erschaffen. Stattdessen entsteht möglicherweise eine schleimige, bedürftige
Abhängigkeit und Vermischung von Energien, die jedoch nichts mit authentischer,
tiefer Nähe zu tun hat. In einer außergewöhnlichen Beziehung haben beide
Partner in ihrem Zentrum, sind in ihrer Kraft und energetisch vollständig bei
sich und nicht beim anderen.
Es kann übrigens auch sein, dass Du oder Dein
Partner Euer Zentrum an die Zeit abgebt. Wie oft gehen Nähe und Vertrautheit im
Alltag unter, weil es angeblich zu wenig Zeit gibt und erst noch die ganzen
logistischen Dinge des Alltags geklärt werden müssen (z. B. Auto zur Inspektion
bringen, Kinder vom Sport abholen, Termin beim Arzt planen, einkaufen, etc.)
und der Job angeblich Vorrang hat?
EXPERIMENT:
Du bist ein Zeitmacher. Du entscheidest, wie Du
Deine Zeit verbringst. Du könntest Dich beispielsweise bewusst dafür
entscheiden, 3 Mal in der Woche mit Deinem Partner ein Date auszumachen, bei
dem es darum geht, miteinander zu sein. Sonst nichts. Einfach miteinander sein.
Das ist keine Zeit, um Alltagslogistik zu klären oder über den Job zu sprechen.
Es geht darum, die Zeit miteinander zu genießen und Experimente in Nähe und
Vertrautheit zu machen. Wenn Du bereits einen stressigen Tag hattest und das
Date ansteht, nimm Dir vorher kurz Zeit und zentriere Dich mit einigen
Atemzügen. Lass den Alltag bewusst hinter Dir, komme im Jetzt an und dann
begegne Deinem Partner zentriert und mit 100%iger Aufmerksamkeit.
5.
Angst
Es gibt einen Spruch, der lautet „Wo Liebe ist, da
ist keine Angst“. Dieser Spruch basiert auf einer gesellschaftlichen Haltung in
Bezug auf Gefühle, die mehr als fragwürdig ist. Die Haltung lautet: Gefühle
sind nicht okay. Weder Wut, noch Traurigkeit, noch Freude noch Angst sind okay
(dies sind die 4 großen Gefühlsterritorien). Angst ist in dem Zusammenhang
nicht okay, weil sie beispielsweise als feige, instabil, lähmend, blockierend,
inkompetent, nervenaufreibend und Panik auslösend angesehen wird. Steigt dann
in Deiner Beziehung der Level an Intensität und Nähe und Du spürst dabei Angst,
so wirst Du aufgrund der alten Sichtweise möglicherweise alles dafür tun, um
schnell aus der beängstigenden Situation auszusteigen oder sie abzuschwächen. Möglicherweise
unterbrichst Du den Blickkontakt, reißt ein Witzchen, gehst auf die Toilette, schaust
auf Dein Smartphone oder wendest einen unbewussten energetischen Trick an (wie
z. B. das Hochfahren einer unsichtbaren Glaswand, oder in Gedanken woanders
hingehen und sich dadurch „ausklinken“), um die Intensität nicht aushalten zu
müssen.
Wir lernen in der Schule nichts über Gefühle. Somit
haben die meisten Menschen in der Regel keine Kenntnis darüber, dass Gefühle
neutrale Energie und Information sind, die uns dienen. Gefühle sind kein
Design-Fehler des Universums. Stattdessen sind sie eine Art inneres
Navigationssystem, das uns zielsicher durch das Leben leitet. Es ist nur
natürlich, dass Du Angst (wie auch die anderen Gefühle) fühlst, wenn Du
außergewöhnliche Beziehung erschaffst. Du brauchst sie sogar dazu. Mit der
neuen Annahme, dass Angst neutrale Energie und Information ist, wie könnte
Angst Dir in Beziehung konkret dienen? Nun, mit Angst kannst Du aufmerksam und
präsent zu sein, im Nichts stehen und Neues ausprobieren, spontane Experimente mit
Deinem Partner erfinden, Nähe und Vertrautheit erforschen ohne zu wissen, wie
es geht, intime Dinge ansprechen oder Wünsche äußern, von denen Du nicht weißt,
wie Dein Partner reagieren wird, etc. Angst ist Angst. Sie ist eine sehr
nützliche und absolut notwendige Gefühlskraft, wenn Du mit Deinem Partner in außergewöhnlicher
Beziehung sein willst.
EXPERIMENT:
Ein spannendes kleines Experiment, um zu lernen, mit
der Angst zu sein, wenn Du in Beziehung
bzw. in intensiven Kontakt gehst, ist folgendes: Beobachte einmal in einem Café
oder Restaurant, wie lange sich Paare normalerweise in die Augen schauen. In
der Regel sind dies nur 2 bis 5 Sekunden. Danach steigt die Intensität in einem
Maß an, das die meisten nicht aushalten können. Das Experiment besteht für Dich
darin zu probieren, wiederholt 10 Sekunden oder länger in offenem Blickkontakt
mit Deinem Partner zu bleiben. Du wirst an einem gewissen Punkt Angst spüren,
weil die Intensität möglicherweise über das Maß hinaus geht, das Du bisher
kanntest. Vertraue dieser Angst und atme einfach weiter. Die Angst zeigt Dir
einfach an, dass Du Dich in neues, unbekanntes Gebiet vorwagst.
Ihr könnt auch ein größeres Experiment wagen, das
sich „Sitzen in Beziehung“ nennt. Dabei setzt Ihr Euch auf dem Boden oder auf
Stühlen so nah wie möglich gegenüber, ohne dass sich jedoch Eure Körper
berühren. Dann stelle den Wecker auf 10 Minuten. Schaut Euch 10 Minuten lang in
die Augen. Öffnet Eure Seelen füreinander. Fokussiere dabei ein Auge Deines
Partners, nicht die Nase, oder die Stirn. Schau in ein Auge und lasse den
Kontakt zu. Das wird intensiv sein und Du wirst Angst spüren. Halte es aus.
Lass Dich sehen, während Du Deinen Partner siehst. Lasse außergewöhnlichen,
intensiven Kontakt geschehen.
Denke daran, außergewöhnliche Beziehung ist ein
fortwährender, bewusster Akt, nichtlinearen Kreierens. Und: Beziehungen sterben
nicht aus Mangel an Liebe, sondern aus Mangel an Intimität. Du bist auf dem
besten Weg, in Sachen außergewöhnlicher Beziehung zu experimentieren, wenn Du
beginnst, auf diese top 5 Nähe-Killer zu achten und diese zu vermeiden. Es wird
einiges an Selbstbeobachtung und Übung erfordern. Deine Box und Dein Gremlin
werden rebellieren, denn niederes Drama und all die anderen Nähe-Killer waren
bisher ein köstliches – wenn auch schmerzhaftes – Fressen. Doch es lohnt sich.
Bleib dran, übe, experimentiere und freue Dich an den Ergebnissen. Du kannst
das!
Herzliche Grüße,
Nicola Nagel
P. S. Die
grundlegenden Fertigkeiten, um tatsächlich außergewöhnliche Beziehung zu
erschaffen und voll präsent in Deiner Kraft zu sein, kannst Du in den
sogenannten Expand The Box Trainings und Possibility Laboratorien erlernen und
erfahren. Ein echtes Erlebnis! Mehr dazu findest Du auf: http://www.viva-essenza.com/66/privattraining/expand-the-box-training
EMPOWERING PEOPLE - FACILITATING CHANGE!
www.viva-essenza.com