Sonntag, 17. März 2013

Welche Geschichte erzählen Sie? - Über die Kraft des Wählens.



Heute möchte ich direkt mit der Tür ins Haus fallen und Ihnen eine Frage stellen. Sie lautet: „Welche Geschichte wählen Sie im Leben?“ Wählen ist eine mächtige Kraft, die oft unterschätzt wird und derer sich viele Menschen nicht bewusst sind. Dabei können Sie in jedem Moment wählen, wie Ihr Leben verläuft, JETZT…und JETZT…und JETZT. Sie haben in der Hand, welche Geschichte Sie in jedem Moment über die verschiedenen Begebenheiten und Menschen in Ihrem Leben erzählen. Damit bestimmen Sie, welche Energie Sie aussenden und damit auch auf Sie zurück kommt und sich in Ihrem Leben manifestiert.

Lassen Sie mich dazu eine Anekdote erzählen:
Neulich gab ich mit einer Kollegin gemeinsam ein 3-tägiges Training in einem Seminarhaus in der Schweiz. Am zweiten Abend, nach einer intensiven Übung, bei der es genau um die Frage ging, welche Geschichte die Teilnehmer im Leben wählen, erzählten wir die Geschichte von dem Piloten, der die Passagiere nie sieht und nur durch das Mikro die Ansage macht „Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich und genießen Sie den Flug.“ Und er weiß nur um die Black Box. Wussten Sie, dass in 90% der Fälle die letzten Worte auf einer Black Box „Oh Shit!“ sind? Nun denn, das ist besonders übel für Piloten, die aus einem Kulturkreis kommen, der sagt, dass Sie im nächsten Leben das werden, was Sie zuletzt gesagt haben. Wie dem auch sei, nach dieser Übung und der Pilotengeschichte gingen wir in unser Zimmer. Auf dem Weg dorthin kam uns eine Frau entgegen und sagte „Die Toilette im Gang ist verstopft, die kann man nicht benutzen.“ Das hat uns im ersten Moment zunächst nicht interessiert, da wir ein Zimmer mit eigenem Bad und WC hatten. Wir betraten das Zimmer und mir wurde in dem Moment bewusst, dass unser Bad an das WC auf dem Gang grenzt. Also ging ich ins Badezimmer, um zu prüfen, ob unsere Toilette irgendwelche Anzeichen von Verstopfung aufwies. Das war nicht der Fall, doch der Geruch im Bad löste trotzdem eine gewisse Übelkeit in mir aus. Als ich mich zur Duschkabine umdrehte, war klar warum. Und jetzt entschuldigen Sie bitte die rüde Ausdrucksweise, aber die Scheiße aus der verstopften Toilette im Gang war bei uns durch den Abfluss in der Duschwanne gelandet. Das sah recht ekelhaft aus. Was dann folgte, war sehr interessant und fast Comedy-reif.

Meine Kollegin und ich hatten die Wahl, welche Geschichte wir in dem Moment erzählen. Variante 1 wäre gewesen, wir beide in die schlechte Laune gekippt wären und ein niederes Drama inszeniert hätten. Das hätte ungefähr so klingen können: „So ein Mist. Das ist ja absolut ekelhaft. Wir werden uns beschweren. Das ist ja eine Zumutung. Wo sind wir denn hier gelandet. Wir verlangen sofort ein anderes Zimmer. Das geht ja gar nicht….etc.“ Wir hätten wirklich die ganze Litanei an Drama abziehen können. Wir hätten die Opfer der Umstände sein können, die armen Frauen, die jetzt diesen Gestank aushalten mussten.
Wir hätten die Seminarhausleitung angreifen und beschuldigen können, das dies ja absolut unmögliche Zustände seien. Es wäre ein leichtes gewesen, diese Situation zum Anlass zu nehmen, „aufzudrehen“, Beschimpfungen und Beschwerden loszuwerden, Recht zu haben, andere ins Unrecht zu setzen, etc. Wir hätten eine hieb- und stichfeste Täter-Opfer-Geschichte erzählen können in der Hoffnung, dass uns letztendlich ein Hausmeister rettet und die Misere in Ordnung bringt.

Wir wählten jedoch beide unabhängig voneinander einen anderen Modus, nämlich den verantwortlichen Modus, der Humor erlaubte. Das sah dann so aus: Vor der ekeligen Duschkabine erinnerte ich mich an die zuvor im Trainingsraum erzählte Piloten-Pointe und sagte zu dem braunen Desaster in der Dusche „Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich und genießen Sie den Flug.“ Als nächstes traten meine Kollegin und ich direkt in Aktion. Wir gingen aus dem Zimmer und suchten etwas, um den Abfluss in Gang zu bringen. In einer Abstellkammer auf dem Flur fanden wir zwei Gummi-Pömpel. Meine Kollegin ging also in unsere Dusche, ich in die Toilette auf dem Gang und gleichzeitig legten wir mit diesen Dingern los. Das war ein Bild für Götter und wir lachten uns kaputt. Resultat: Wir hatten noch mehr braune Brühe in der Dusche als vorher, was unser Gelächter noch verstärkte. Auch das gefundene Rohrfrei-Granulat half nicht. Es gelang uns, zwischendrin eine Dame vom Seminarhaus per Handy zu erreichen und Bescheid zu geben, dass die Rohrleitungen verstopft waren. Das löste jedoch unser Problem nicht. Es war nach  Mitternacht und es war klar, dass unser Bad so schnell nicht wieder begehbar war, geschweige denn noch ein anderes Zimmer frei war. Was nun?

Wir verschlossen die Duschkabine, räumten unsere Sachen aus dem Bad und schlossen die kleine Glas-Schiebtür. Als nächstes überlegten wir, wie wir dem Geruch im Zimmer Herr werden konnten. 1. Schritt: lüften. 2. Schritt: wir bauen aus zwei Schälchen eine Duftlampe. Auf der Suche nach Streichhölzern, fand meine Kollegin dann im Flur doch tatsächlich auf einem Fenstersims eine echte Duftlampe. Duftöl fand sich ein paar Meter weiter und Streichhölzer auch. Also tränkten wir das Zimmer mit Lemon-Gras Duft, was ziemlich gut funktionierte. So konnten wir zumindest schlafen. Und was soll ich sagen, wir haben bei dieser Aktion und der Suche nach Möglichkeiten 1,5 Stunden Tränen gelacht und hatten einen Heiden-Spaß.

Und die Moral von der Geschichte? Die Moral ist, dass Sie immer die Wahl haben, welche Geschichte Sie erzählen und dass Sie damit Ihr Leben massiv beeinflussen. Sie können für jede Geschichte, die Sie wählen, Beweise finden. Lassen Sie uns dazu einmal ein Experiment machen.


Experiment 1: Welche Geschichte erzählen Sie?
Schauen Sie einmal bewusst auf Ihr Leben. Welche Geschichte erzählen Sie über verschiedene Menschen und Situationen gerade? Welche Geschichte erzählen Sie über den Nachbarn, der schon wieder lauthals singt und Ihre Nachtruhe stört? Welche Geschichte erzählen Sie über Ihren Partner, der gerade mal wieder den Toiletten-Deckel nicht geschlossen hat oder seine Socken auf dem Boden liegen lässt? Welche Interpretation lassen Sie sich gerade über die Person einfallen, die vor Ihnen ohne zu blinken mit dem Auto aus der Parklücke auf die Straße fährt? Und wie ist es mit dem jähzornigen Chef, der Ihnen immer mehr Arbeit auf den Tisch legt? Welche Geschichte erzählen Sie?

Wählen Sie einmal bewusst 3 Situationen aus, von denen Sie sagen würden,  jemand anderes muss sich ändern, damit es Ihnen besser geht. Oder die Umstände müssten sich ändern, damit es Ihnen besser geht, Ihnen der Job wieder Spaß macht, oder Sie in Ihrer Partnerschaft glücklicher wären. Schreiben Sie diese Situationen auf ein Blatt Papier.

Spüren Sie dabei einmal in sich hinein, was mit Ihrer Energie passiert, wenn Sie Beweise finden, dass die anderen es nicht auf die Reihe kriegen, oder Sie schikanieren. Schreiben Sie auch diese Empfindungen auf.  Wie fühlen Sie sich? Vielleicht fühlen Sie sich traurig, Ihre Energie geht flöten und Ihr ganzer Körper wird schwer. Vielleicht spüren Sie auch, dass ein Kampfmodus anspringt und Sie sofort zig Beweise finden, warum Sie Recht haben.


Experiment 2: Wählen Sie eine neue Geschichte
Die Herausforderung besteht nun darin, dass Sie jeweils eine neue Geschichte wählen und verantwortlich in Aktion treten. Wenn der jähzornige Chef Ihnen also immer mehr Arbeit auf den Tisch knallt, könnten Sie z. B. die verantwortliche Geschichte so erzählen: „Ich habe diesen Job gewählt und damit auch den Chef. Also kann ich jetzt Verantwortung übernehmen und lernen, meinem Chef eine Grenze zu setzen und ihm zu sagen, dass mein Arbeitspensum voll ist.

Oder wenn Ihr Partner Sie gerade wieder nervt, weil er die Socken rumfliegen lässt, dann wählen Sie doch einmal eine Geschichte, in der Sie ihn/sie für seine/ihre Seins-Eigenschaften wertschätzen. Was schätzen Sie an ihm/ihr? Warum haben Sie ihn/sie als Partner gewählt?

Gehen Sie das einmal für jede der 3 Situationen durch. Sie können wirklich für jede Geschichte Beweise finden. Sie haben die Wahl, ob Sie Groll aufbauen bzw. das arme Opfer sind, oder ob Sie verantwortlich agieren.

Den neuen, lauthals singenden Nachbarn habe ich zum Beispiel direkt nebenan wohnen. Er singt jedoch nicht tagsüber, sondern bevorzugt nach 23 Uhr. In dem hellhörigen Haus hört sich das an, als würde er mir direkt ins Ohr singen. Die Opfergeschichte würde so lauten: „So ein Idiot. Hat keinen Respekt und nimmt noch nicht einmal Rücksicht auf die Nachbarn. Hallo… ich würde gerne schlafen. Kann der vielleicht seine Klappe halten….?“ Etc., etc., etc.  Spüren Sie da mal hinein. Merken Sie, wie schnell sich Ihr Verstand in diese Geschichte einklinkt und Sie mit dieser Geschichte in einen klebrigen Sumpf aus Groll und Unmut gelangen?

Die neue Geschichte über meinen Nachbarn lautet so: „Er ist ein sehr musikalischer Mensch und liebt es, zu singen. Ich schätze seine Musikalität, Kreativität und Lebensfreude. Und vielleicht ist es ihm gar nicht bewusst, dass das Haus so hellhörig ist.“ Spüren Sie wieder, wie die Energie sich in Ihnen verändert?

Mit dieser neuen Geschichte konnte ich neulich übrigens auf meinen Nachbarn zugehen, ihn für seine Musikalität wertschätzen und ihn bitten, nachts etwas leiser zu singen, was er seitdem gerne tut. Es war ihm in der Tat nicht bewusst, dass sein Gesang durch das ganze Haus schallte.

Welche Geschichte wählen Sie in Ihrem Leben in jeder Situation? JETZT … und JETZT… und JETZT?
Alles, was passiert, ist neutral. Es ist, wie es ist. Nur das. Etwas passiert. Punkt. Doch wir sind mit unserem brillanten Verstand unglaublich kreative Geschichtenmacher und erfinden ständig Geschichten über alle Begebenheiten und Menschen, denen wir im Leben begegnen.

Der Spruch „Wie es in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus“ entspricht genau dem. Wenn Sie vorziehen, Drama-Geschichten über alles und jeden in Ihrem Leben zu erzählen (und wenn Sie es nur innerlich für sich tun) und ständig Gründe finden, warum etwas nicht geht, schlecht ist, sowieso wieder schief geht oder Sie gar nichts tun können, dann werden Sie genau das in Ihrem Leben vorfinden. Wir sind, was wir denken. Gedanken sind wie energetische Informationen, die wir kontinuierlich in das Universum hinaus schicken. Das universelle Feld kann jedoch nicht anders, als auf das zu reagieren, was wir aussenden. Es empfängt sozusagen unsere Impulse. Unsere Gedanken sind wie elektromagnetische, unsichtbare Wellen, die in das morphogenetische Feld ausgesandt werden.

Es ist somit hilfreich, auf Ihre Gedanken zu achten. Wir haben das nicht wirklich gelernt, sodass es möglich ist, dass die Medien, die Presse und die Politiker die Gesellschaft mit Angst, Hass und Drama-Geschichten füttern. Kennen den Song von den Ärzten „Lass reden“? Dort heißt es in einem Satz über eine populäre Deutsche Zeitung“… und wer wisse das nicht, sie besteht aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht.“  Und genau darum geht es. Die Medien manipulieren die Gesellschaft dahin gehend, dass Gedanken über Angst, Hass, Gewalt, Opfer-Täter-Retter-Mechanismen und Probleme genährt werden. Das geschieht auf sehr subtiler Ebene.

Das Entscheidende ist, dass sowohl unsere bewussten als auch unbewussten Gedanken in das universelle Feld rausgehen und sich manifestieren. Wenn Sie also täglich die Katastrophen-Berichte in den Zeitungen und Nachrichten aufnehmen und Krimis und Mordserien im Fernsehen anschauen, speichern Ihre Nervenzellen das und Sie senden diese Eindrücke letztendlich wieder ins universelle Feld aus. (Machen Sie aus Spaß einmal das Experiment, 2 Wochen komplett auf Fernsehen und Zeitung zu verzichten und schauen Sie einmal, wie sich Ihr kompletter Körper entspannt, Sie anders schlafen und sich Ihr Wohlbefinden insgesamt verändert).

Sie können wieder lernen, auf Ihre Gedanken zu achten und bewusst wahrzunehmen, welche Geschichten in Ihrem Leben wirken. Welche Geschichte erzählen Sie? Welche Geschichten denken Sie sich jeden Tag, jede Minute mit Ihrem schlauen Verstand aus?  Ihr Nachbar ist nur Ihr Nachbar und der singt vielleicht. Punkt. Das ist das, was ist. Welche Geschichte wählen Sie? Eine Drama-Geschichte oder eine verantwortliche Geschichte?

Jede Geschichte hat eine Absicht. Die Absicht kann entweder verantwortlich oder unverantwortlich sein. Und verstehen Sie das bitte nicht falsch, keine ist gut oder schlecht. Sie produzieren lediglich völlig unterschiedliche Ergebnisse. Die Ergebnisse, die Sie in Ihrem Leben in unterschiedlichen Bereichen vorfinden, geben Ihnen also direkt Auskunft darüber, welche Geschichte Sie in Ihrem Leben mir Vorliebe erzählen.

Sind Sie zum Beispiel total gestresst, weil Sie einen Job haben, sich auch noch um die Schwiegermutter kümmern müssen und keine Zeit mehr für sich haben? Tolle Opfergeschichte! Erzählen Sie die verantwortliche Variante. Entscheiden Sie sich und wählen Sie etwas anderes. Wer hat den Job angenommen? (Sie!) Wer hat gewählt den Mann/die Frau an Ihrer Seite zu heiraten und damit die Schwiegermutter? (Sie!) Wer könnte sich dafür entscheiden, wieder etwas für sich selbst zu tun? (Sie!) Sie merken schon, Sie kommen aus der Nummer nicht raus. So schmerzhaft das Realisieren vielleicht ist, letztendlich sind Sie selbst für alles verantwortlich. Lassen Sie sich von diesem Schmerz treffen und verändern.

Entscheiden Sie sich, ab sofort mit Bedacht zu wählen, welche Geschichte Sie erzählen. Erzählen Sie eine Geschichte, die auf Verantwortung, Fülle, Liebe und Leichtigkeit basiert? Eine Geschichte, in der alle gewinnen, Nähe und Vertrautheit zwischen Menschen möglich ist und die sogenannten hellen Prinzipien dient, wie z. B. Gemeinschaft, Liebe, Lebensfreude, Integrität, Klarheit, Schönheit, Kreativität, Achtsamkeit, Güte, Authentizität, Verbundenheit, Ermächtigung und Möglichkeit?

Oder wählen Sie eine Geschichte, die auf Mangel und Wettkampf beruht? Eine Geschichte, in der das Spiel heißt „Ich gewinne, Du verlierst“, in der es nicht genug Liebe, genug Anerkennung oder genug Geld gibt und sogenannte Schattenprinzipien wie z. B. Groll, Hass, Rache, Besserwisserei, Trennung, Rechthaberei, Macht und Zerstörung vorherrschen?

Welche Geschichte wählen Sie, jetzt und in jedem weiteren Moment? Sie haben die Wahl. Das Wählen ist deshalb so kraftvoll, weil Sie jederzeit und vor allem OHNE GRUND wählen können. Sie entscheiden. Sie können sich dafür entscheiden, ab sofort keine unverantwortlichen Drama-Geschichten mehr zu erzählen, denn mal ehrlich, das einzige, was Sie dadurch erreichen ist, dass Sie älter werden und graue Haare kriegen. Sie können einfach etwas anderes wählen, ohne Grund. Dann liegt die wahre Kraft bei Ihnen. Sie können jetzt wählen, verantwortliche Geschichten zu erzählen und zu staunen, wie sich Ihr Leben dadurch auf magische Weise verändert.

Sie kennen ja den Satz: „Alle sagten es geht nicht. Bis einer kam, der das nicht wusste und es einfach gemacht hat.“ Sie können wählen. Sie können neue Geschichten wählen und damit eine neue Realität kreieren, jetzt und ohne Grund.

In diesem Sinne herzliche Grüße,

Ihre Nicola Nagel