Mittwoch, 14. Januar 2015

Gute Vorsätze versus klare Entscheidungen



Das neue Jahr 2015 ist angebrochen. Ein Jahreswechsel ist für viele Menschen die Zeit, Dinge zu überdenken und den Wunsch zu nähren, sie in neue Bahnen zu lenken. Wie oft wird insbesondere am Silvesterabend die klassische Frage gestellt: „Und, was sind Deine guten Vorsätze für das neue Jahr?“ bzw. „Na, was hast Du Dir so vorgenommen für das neue Jahr?“ Mir wurden genau diese Fragen um Mitternacht gestellt. Als ich kurz und klar antwortete „Ich habe keine!“ bzw. „Nichts!“ und mit der anderen Person einfach in Kontakt blieb, indem ich ihr in die Augen schaute, war ein kurzes Verdutzt-Sein beim Gegenüber spürbar. Viele Menschen geben auf solch eine Frage für gewöhnlich ausführliche Antworten darüber, was sie sich alles wünschen und hoffen, im neuen Jahr umzusetzen. Doch wie viele gute Vorsätze werden tatsächlich umgesetzt? Wie viele Tage vergehen im Durchschnitt, bevor der gute Vorsatz schon wieder vergessen ist und der Gremlin (der König Ihrer eigenen Unterwelt) wieder die Oberhand in Ihrem Leben gewinnt und seine unbewussten Schattenabsichten verfolgt? Wie schnell frisst der Alltag Ihre Vorsätze auf und fällt Ausreden zum Opfer wie: „Ich habe gerade keine Zeit dafür. Das mache ich später.“, „Das ist mir jetzt zu anstrengend.“, „Ich habe gerade kein Geld dafür.“ etc. Es gibt plötzlich zig Gründe und Beweise dafür, dass der ach so gute Vorsatz  nicht eingehalten werden kann oder zumindest abgeschwächt oder verwässert werden muss.

Es ist allerdings ziemlich offensichtlich, warum viele gute Vorsätze letztendlich nicht in die Realität umgesetzt werden: Ein guter Vorsatz ist KEINE klare Entscheidung!

Während eine klare Entscheidung eindeutig ist und entsprechend Konsequenzen nach sich zieht, ist ein guter Vorsatz schwammig, nebulös und impliziert keinerlei Konsequenzen. Ein guter Vorsatz lässt allerlei Hintertürchen offen, die Ihrem Gremlin erlauben, das Steuer zu übernehmen und Sie einschlafen zu lassen. Im Gegensatz zu einer klaren Entscheidung hat ein guter Vorsatz nichts mit Verpflichtung zu tun. Ein guter Vorsatz basiert auf der Hoffnung, dass in Zukunft alles besser wird und die Dinge sich ändern, doch nach Möglichkeit nur im Maße der Bequemlichkeit Ihres Egos und Ihres Gremlins. Sobald es zu unbequem wird (sprich sich die Person selbst verändern müsste) werden gute Vorsätze schnell aufgegeben. Gute Vorsätze sind bei vielen Menschen sehr stark von den äußeren Umständen abhängig, sprich, der gute Vorsatz hält genau so lange an, bis Ihr Partner, Ihr Chef oder Ihre Freundin einen roten Knopf bei Ihnen drückt oder die Umstände im Außen einfach nicht so sind, wie Sie es gerne hätten.

Gute Vorsätze sind ein irrwitziges Spiel des Gremlins. Schon allein die Bezeichnung „guter“ Vorsatz für das neue Jahr zeigt, dass die Schattenwelt aktiv ist, denn die Einteilung in „gut“ und „schlecht“ ist an sich bereits eine Schattenabsicht. An welcher Bewertungsskala wird „gut“ oder „schlecht“ gemessen?  Ziehen Sie einmal in Betracht, dass Ihr Gremlin - der König Ihrer eigenen Unterwelt - einen Heidenspaß daran hat, wenn Sie einen guten Vorsatz nicht in die Realität umsetzen und sich anschließend möglicherweise dafür fertig machen. Genau das ist das Ziel des Gremlins: Sie oder andere in die dunkle Unterwelt hinabzuziehen. Das ist seine Lieblingsspeise.

Anders ist es bei einer klaren Entscheidung, deren Absicht tatsächliche Veränderung bzw. Klarheit ist. Wenn Sie eine glasklare Entscheidung treffen, dann lassen Sie nicht zu, dass Ihr Gremlin ein Spiel mit Ihnen spielt. Eine klare Entscheidung hat Konsequenzen, die Sie bereit sind zu tragen. Während Sie bei einem guten Vorsatz „mal schauen“ wie sich die Dinge so entwickeln und Sie unter Umständen erst einmal vor sich hindümpeln, sorgt eine klare Entscheidung dafür, dass Sie in Aktion treten. Das liegt in der Natur der Entscheidung, die mit dem Grundgefühl und der Kraft der Wut getroffen wird. Eine klare Entscheidung hat einen gewissen Drall und basiert auf Verpflichtung und Disziplin. (Falls Sie zu den Menschen gehören, die keine klaren Entscheidungen treffen können, ziehen Sie einmal in Betracht, dass es daran liegen könnte, dass Sie keinen Zugang zu Ihrer Wut-Kraft haben).

Interessant ist zudem, dass gute Vorsätze meist in besonderen oder sentimentalen Momenten gefasst werden (wie z. B. an Silvester). Ist das nicht absurd? Der 1. Januar ist zeitlich nur einen Wimpernschlag weiter als der 31. Dezember, doch genau dann fassen viele Menschen gute Vorsätze für das neue Jahr. Es ist erstaunlich, welche Bedeutung die Menschen einem Datum geben. Wird der gute Vorsatz dann doch nicht eingehalten, heißt es schnell „Okay, dann nehme ich mir das für das nächste Jahr vor“. Und schon hat der Gremlin sie dann für den Rest des laufenden Jahres im Griff, bevor am nächsten Silvesterabend das gleiche Spiel von vorne beginnt.

Für eine klare Entscheidung brauchen Sie keinen außergewöhnlichen Moment. Eine klare Entscheidung können Sie in jedem Moment treffen. Wie groß ist ein Moment? Das kann individuell unterschiedlich empfunden werden. Ein Moment, in dem Sie auf eine heiße Herdplatte fassen, ist viel zu lang und ein Moment, in dem Sie ihren Partner küssen, ist möglichweise viel zu kurz. Eine klarere, zeitliche Definition könnte lauten: ein Entscheidungs-Moment dauert 3 Sekunden. Wieso genau 3 Sekunden? Nun, 1 Sekunde für die klare Entscheidung und 2 Sekunden, damit diese Entscheidung in Ihrem Körper landet. Genau das passiert nämlich bei einer klaren Entscheidung, von der Sie überzeugt sind. Sie landet in Ihrem Körper und gibt Ihnen Kraft. Diese Kraft verstärkt sich, wenn Sie darüber hinaus eine Entscheidung ohne Grund treffen. Eine klare Entscheidung braucht keine Gründe. Wenn Sie aus einem Grund eine Entscheidung treffen, wer hat dann die Kraft, Sie oder der Grund? Der Grund hat dann die Kraft. Nehmen Sie einmal das einfache Beispiel „Ich gehe heute nicht spazieren, weil es stürmisch ist“. Wer hat die Kraft? Es wäre in dem Fall der Sturm. Wenn Sie nur sagen „Ich gehe heute nicht joggen“, dann haben Sie die Kraft. Machen Sie in den nächsten Tagen einmal folgendes Experiment, um den Unterschied im Körper wahrzunehmen: Wenn Sie beispielsweise das nächste Mal zu einem Abendessen oder einer Veranstaltung eingeladen werden und Sie merken, dass Sie keine Lust haben, sagen Sie einfach nur: „Danke für die Einladung und dass Ihr an mich/uns gedacht habt. Ich bin dieses Mal nicht dabei. Gerne das nächste Mal wieder.“ Punkt. Ende. Keine Rechtfertigung. Keine Diskussion (ausgenommen, die andere Person fragt dann nach dem Warum). Sie werden merken, dass diese Art klare Entscheidung Ihnen Kraft gibt.

Im Unterschied zu einer klaren Entscheidung landet ein guter Vorsatz nicht in Ihrem Körper. Vielmehr schwirrt er als Zukunfts-Wunsch-Wolke außen vor oder um Ihren Kopf herum, gibt Ihnen jedoch keine klare Richtung. Somit ist er realitätsfern, während eine Entscheidung realitätsnah ist. Eine klare Entscheidung sorgt dafür, dass Sie Dinge in die Realität umsetzen.

Solange Sie keine klare Entscheidung treffen, kommen Sie nicht vorwärts. Entscheidung erzeugt Notwendigkeit. Wenn Sie eine klare Entscheidung treffen, dann entsteht die Notwendigkeit, dass sich die Dinge neue ordnen. Ziehen Sie einmal in Betracht, dass das Universum die Fäden erst dann neue ziehen kann, wenn Sie sich klar entschieden haben, in welche Richtung Sie gehen wollen. So lange Sie vor sich hindümpeln, weiß das Universum auch nicht, was es tun soll. Sie können sogar eine klare Entscheidung treffen, BEVOR Sie wissen, wie etwas geht. Die Tatsache, dass Sie sich klar und überzeugt für etwas entscheiden, bringt die Dinge ins Rollen. Über das WIE müssen Sie sich gar keine Sorgen machen.

Genau das ist jedoch auch ein Grund, warum, viele Menschen lieber an guten Vorsätzen festhalten, als sich klar zu entscheiden. Sie haben Angst vor den Konsequenzen, Angst vor Veränderung oder auch Angst vor den Reaktionen anderer. Das ist das Risiko. Eine klare Entscheidung kann durchaus bedeuten, dass Sie Neuland betreten oder sich bei anderen unbeliebt machen. Doch wenn eine andere Person ein Problem mit einer klaren Entscheidung Ihrerseits hat, wessen Problem ist es dann? Klare Entscheidungen haben im Gegensatz zu guten Vorsätzen nicht unbedingt etwas mit Bequemlichkeit zu tun. Die Absicht ist Klarheit und/oder Veränderung.

Was machen Sie nun, wenn Sie gerne einen guten Vorsatz in eine klare Entscheidung umwandeln möchten, ohne dass der Gremlin das Steuer übernimmt? Sie können sich Unterstützung holen und beispielsweise mit einer Freundin oder einem Bekannten ein sogenanntes Piraten-Abkommen schließen. Sie kennen möglicherweise den Piraten Captain Jack Sparrow aus dem Film „Fluch der Karibik“. Piraten scheren sich nicht um Regeln oder gesellschaftliche Etikette. Wie sieht so ein Piratenabkommen aus? Es besteht aus zwei Teilen.

TEIL 1: Sie (Pirat 1) bitten eine andere Person (Pirat 2) um Unterstützung, damit Sie beispielsweise Ihre Entscheidung endlich ein Buch zu schreiben, einen Tanzkurs zu besuchen oder eine bestimmte Reise zu planen, in die Tat umsetzen.  Sie setzten mit Pirat 2 ein realistisches, aber knackiges Datum fest, bis wann Sie in Aktion getreten sind und die Dinge realisiert haben. Pirat 2 verpflichtet sich, Sie jede Woche mindestens einmal (oder mehrmals) anzurufen, um von Ihnen zu hören, wie der aktuelle Stand des Vorankommens ist. Pirat 2 unterstützt Sie in jeder Hinsicht.

TEIL 2: Ein Piratenabkommen wäre kein Piratenabkommen, wenn es nicht piraten-mäßig unangenehme Konsequenzen hätte, falls es gebrochen wird. Damit Ihr Gremlin Ihre Entscheidung und Ihr Vorankommen nicht boykottiert oder zunichte macht, vereinbaren Sie mit Pirat 2 eine unangenehme Konsequenz, falls Sie es bis zum vereinbarten Zieltermin nicht schaffen. Hier ein paar Beispiele für unangenehme Piratenkonsequenzen bei Überschreitung des Zieltermins:

  • Pirat 2 erhält Ihre Kreditkarte und darf damit so lange einkaufen gehen, bis Sie Ihr Ziel erreicht haben.
  • Sie halten im Gemeindesaal Ihres Ortes innerhalb von 3 Wochen einen öffentlichen Vortrag über das Thema Verpflichtung (und Pirat 2 hilft Ihnen beim Organisieren).
  • Sie stellen sich in Piratenverkleidung (Vollausstattung von Captain Jack Sparrow) auf dem Marktplatz auf ein Podest und interviewen die Leute zu einem Thema, das Pirat 2 Ihnen vorgibt. Pirat 2 begleitet Sie zu diesem Event, stellt sicher, dass Sie richtig ausgestattet sind und macht Fotos von Ihnen.
  • Pirat 2 lässt sich weitere peinliche und unangenehme Konsequenzen für Sie einfallen.

Wichtig ist, dass die Konsequenz für Sie unangenehm, herausfordernd und/oder peinlich ist. Das gewährleistet die Dringlichkeit Ihres Vorankommens beim Umsetzen Ihrer Entscheidung. Und – seien Sie gewarnt: Ein Piratenabkommen ist kein lustiger Scherz, sondern ein echter, ernst gemeinter Deal. Machen Sie sich das bewusst, bevor Sie das Abkommen per Piraten-Handschlag besiegeln. Alles klar soweit?

Im Folgenden noch einmal die wesentlichen Unterschiede zwischen klaren Entscheidungen und guten Vorsätzen.

Gute Vorsätze:
Klare Entscheidungen:
Haben eine schwammige, nebulöse Energie
Sind eindeutig. (z. B. „A“ oder „B“, „ja“ oder „nein“)
Haben keine klaren Konsequenzen.
Haben Konsequenzen
Lassen Hintertürchen offen => der Gremlin sitzt am Steuer
Lassen keine Hintertürchen offen => Sie sitzen am Steuer
Geben Ihnen temporär ein „gutes“ Gefühl, aber keine Kraft
Geben Ihnen die Kraft (vor allem, wenn sie ohne Grund getroffen werden)
Lassen Sie vor sich hindümpeln und Sie nicht zielgerichtet in Aktion treten
Lassen Sie in Aktion treten
Werden in einem „besonderen“ oder sentimentalen Moment getroffen
Können alle 3 Sekunden neu getroffen werden
Sind selten ernst gemeint
Werden mit Wutkraft getroffen
Haben keine klare Richtung
Haben und geben eine Richtung
Implizieren keinerlei Verpflichtung
Gehen mit Verpflichtung einher
Haben die Absicht Dinge so wenig wie möglich zu verändern bzw. nur im Rahmen der Bequemlichkeit Ihres Egos bzw. Gremlins
Haben die Absicht von tatsächlicher Veränderung
Haben keinen „Drive“. Gefahr, dass der Gremlin Sie schnell wieder einschlafen lässt
Haben einen gewissen „Drive“, der innerlich spürbar ist
Basieren auf der Hoffnung, dass sich die Dinge hoffentlich zum Besseren ändern
Basieren auf Überzeugung und den Hellen Prinzipien von Klarheit und Disziplin
Ihre Kraft liegt in der Zukunft
Ihre Kraft liegt im JETZT. Eine Entscheidung kann nur JETZT getroffen werden
Sind realitätsfern
Sind realitätsnah
Schwirren als Zukunfts-Wunsch-Wolke um/vor Ihrem Kopf Sie herum
Landen in Ihrem Körper

In diesem Sinne viel Entscheidungskraft und Spaß im Veränderungsprozess.

Herzliche Grüße,
Ihre Nicola Nagel



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