Es
ist erschreckend: die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frührente
sind psychische Krankheiten. Einen Spitzenreiterplatz nimmt dabei der
sogenannte Burnout ein. In Deutschland beträgt die Zahl der offiziell
gemeldeten Burnout-Fälle gut 9 Millionen, Tendenz steigend. Die Dunkelziffer
liegt weit höher. Burnout kann jeden treffen, ganz egal ob Manager,
Werksarbeiter, CEO, Sekretärin oder Buchhalter. Vor dem leisen Killer ist
keiner gefeit.
Burnout
ist wie viele andere psychische Symptome eine Krankheit der Moderne, der
schnell-lebigen Zeit. Wir leben in einer Zeit, in der sich die Dinge immer
schneller verändern, der Druck im Job immer größer wird, die Anforderungen
steigen, und mehr denn je Leistung gefordert wird. Burnout ist vor allem
deswegen so tückisch, weil er schleichend kommt. Meist merken die Betroffenen
die ersten Anzeichen gar nicht, bis sie schließlich derart psychisch
angeschlagen sind, dass sie ihrem täglichen Job nicht mehr nachgehen können.
Doch
was ist Burnout denn nun genau? Burnout heißt ja einfach übersetzt nichts
anderes als ausgebrannt sein. Und
genau dieses Ausgebrannt-Sein beschreiben die Klienten, die mit Burnout in
meine Coachings kommen, gerne auch mit folgenden Begriffe:
·
Müde
·
Schlapp
·
Ausgelaugt
·
Depressiv
·
Lethargisch
·
Entscheidungsunfähig
·
Gereizt
·
Genervt
·
Unmotiviert
·
Nicht mehr belastbar
·
Alles ist zu viel
·
Unkonzentriertheit
·
Fehlende Fokussierung
·
Angst zu versagen
Doch
wie kommt es nun zum Burnout und was kann man vor allem dagegen tun?
Es
ist sicher schon viel über dieses Thema geschrieben worden. Warum also ein weiterer
Artikel? Aus dem Grund, weil mir bei allen Berichten und Untersuchungen, die
erstellt werden, bisher ein ganz entscheidender Aspekte fehlt und zwar das
Thema Gefühle. Denn ganz ehrlich: meines Erachtens sind Burnout Kandidaten in
keinster Weise psychisch krank. Ihnen hat bloß noch keiner etwas über Gefühle
und die Vermischung von verschiedenen Gefühlen erzählt, geschweige denn, sie
über bewusste Gefühlsarbeit wieder zu ihrer ursprünglichen Kraft zurück
geführt.
Burnout
ist nichts anderes als eine Vermischung von verschiedenen Gefühlen über einen
sehr langen Zeitraum. Der Vorbote davon ist permanenter Stress. Doch bevor wir
uns dem Kernthema widmen, ist es notwendig, zunächst einige Überlegungen zum Thema
Gefühle anzustellen, ein Thema, das in der Arbeitswelt tabu ist. Unsere moderne
Gesellschaft trainiert uns dahingehend, dass es nicht okay ist zu fühlen. Besonders
im Job ist es nicht angemessen, Gefühle zu zeigen, denn das gilt in der Regel
als unprofessionell und unseriös. Und genau da fängt das Dilemma an.
Warum
ist es zum Beispiel nicht okay, wütend zu sein? Nun, Wut wird allgemein als
zerstörerisch, gefährlich, kindisch, negativ, unprofessionell, destruktiv und
verletzend angesehen. Da ist man gut beraten, nicht zu zeigen, dass man wütend
ist.
Wie
wird Traurigkeit in der Regel gesehen? Traurigkeit ist ebenfalls kindisch und
unprofessionell, zieht andere herunter, verbreitet schlechte Stimmung und ist
unlogisch. Im Job hat sie außerdem gar nichts verloren, denn was sollen die
Kollegen denken?
Wie
steht es um die Angst? Angst gilt es bitte gänzlich zu vermeiden, denn Angst
ist ebenfalls unprofessionell, blockierend und negativ. Wer Angst hat, ist ein
Feigling und Weichei und außerdem ist Angst keine Eigenschaft einer starken
Führungskraft.
Bleibt
noch ein viertes Gefühl, die Freude? Freude ist für die meisten Menschen noch
das einigermaßen „positive“ Gefühl. Was passiert jedoch, wenn Sie den ganzen
Tag gut gelaunt und grinsend im Büro sitzen? Sie werden gefragt, ob Sie nicht
genug Arbeit haben, einen Clown gefrühstückt haben, die Nachrichten noch nicht
gehört haben oder gar auf Drogen sind. Zu viel Freude ist ebenfalls
unprofessionell, ja kindisch, albern und macht andere sehr schnell neidisch.
Und
damit hätten wir alle Gefühlsbereiche schon durch. Es gibt nur diese 4 Gefühle:
Wut, Traurigkeit, Angst und Freude. Dies sind sogenannte Gefühls-Territorien,
d. h. es mag andere Begriffe für Gefühle geben, die jedoch allesamt einem
dieser Territorien zugeordnet werden können. So wäre Hass zum Beispiel der Wut
zuzuordnen, während Nervosität in den Bereich der Angst gehört.
Soweit
so gut. Was haben jetzt diese 4 Gefühle mit Burnout zu tun? Eine ganze Menge.
Das Entscheidende ist nämlich, dass wir diese 4 Gefühle nicht nur unbewusst
fühlen und unterdrücken, sondern auch noch miteinander vermischen. Gefühle
miteinander zu vermischen ist nicht gut und nicht schlecht, es produziert
einfach nur ganz bestimmte Ergebnisse, die eben im schlimmsten Fall zum Burnout
oder nervlichen Zusammenbruch führen können.
Im
Folgenden finden Sie eine Darstellung über die Vermischung von Gefühlen nach
Clinton Callahan*:
Die
Vermischung von Gefühlen führt in den meisten Fällen zu Krankheiten, die ihren
Ursprung auf der psychisch-seelischen Ebene haben. Lassen Sie uns diese
Vermischung einmal im Detail anschauen.
Vermischen
Sie Wut und Traurigkeit miteinander, bekommen Sie das, was im Volksmund als
Depression bekannt ist. Auch wenn es sicherlich einige Depressionsarten gibt,
die genetisch bedingt sind, so sind doch die meisten Fälle auf eine Vermischung
von Wut und Traurigkeit zurückzuführen und die fehlende Klarheit darüber, wie
man bewusst diese Gefühle trennen und einzeln ausdrücken kann. Depressive
Menschen fühlen sich hoffnungslos und sehen keinen Ausweg, was auch eine Folge
von Arbeitsüberlastung sein kann.
Eine
Vermischung von Traurigkeit und Angst ergibt das Gefühl der Isolation. In
diesem Zustand möchte die Person niemanden sehen, zieht sich komplett zurück
und will sich nur vergraben. Dies können in einem Unternehmen z. B. auch
Eigenbrödler sein, die den Kontakt zu Kollegen vermeiden und sich dadurch
selbst ausgrenzen.
Eine
Vermischung von Freude und Angst führt zu Leichtsinn oder auch Übermut.
Adrenalin-Junkies vermischen gerne Angst und Freude, sei es z. B. beim
Achterbahnfahren, beim Schnellfahren mit dem Auto oder dem Motorrad oder beim
Bungy-Jumping.
Eine
Vermischung von Wut und Freude ist die sogenannte Schadenfreude. Dies tritt
auf, wenn sich jemand freut, weil ein anderer Schaden oder Schmerzen hat. In Firmen
ist Schadenfreude recht häufig zu finden, z. B. wenn sich jemand freut, dass
ein anderer die Beförderung nicht erhalten hat, oder in einem Meeting vor
versammelter Mannschaft einen Fehler macht. Schadenfreude kann stumm sein, also
nur innerlich ablaufen oder ganz offensichtlich ausgespielt werden.
Schadenfreude ist oftmals auch der Nährboden für Intrigen und Mobbing im Job.
Eine
Vermischung von Wut und Angst ergibt Hysterie, ein Gefühl, das in
unterschiedlichster Ausprägung ebenfalls häufig bei Mitarbeitern vorkommt.
Denken Sie nur an Besprechungen, in denen plötzlich jemand laut wird, weil ein
Kollege Fakten liefert, die die eigenen Interessen hinfällig werden lassen.
Hysterie muss dabei nicht immer in schrillem Kreischen enden, wie es Frauen
sehr gerne nachgesagt wird, doch ist diese Vermischung oft sehr gut am Tonfall
erkennbar. Hysterie bei Männern kann sich z. B. durch einen gewissen Panik-Ton
bemerkbar machen, während man ihnen ansieht, dass sie innerlich vor Wut kochen.
Die
Vermischung von Freude und Traurigkeit ist nichts anderes als Sentimentalität,
Melancholie oder Nostalgie. Dies kann in Unternehmen u. a. im Rahmen eines
Change Management Projektes auftreten. Wenn z. B. 4 Kollegen lange ein Büro
geteilt haben und aufgrund einer Umstrukturierung nun in neue Büros aufgeteilt
werden, so kann zum einen Freude bei den Betroffenen da sein, dass sie in ein
neues Büro ziehen. Andererseits kann aber auch gleichzeitig Traurigkeit da
sein, dass sie nicht mehr in der gewohnten Konstellation zusammensitzen.
Und
noch einmal: die Vermischung von Gefühlen ist nicht gut und nicht schlecht. Sie
produziert lediglich bestimmte Ergebnisse. Wenn Sie Gefühle vermischen, dann
ist das wie ein Gefühlsschleim, der sich innerlich zu einem Kloß formt und Sie
träge macht. Sie sind dann nicht mehr im Fluss, sind geistig und physisch nicht
mehr so beweglich.
Nun
kommt die Steigerung: die Vermischung von 3 Gefühlen (z. B. Wut, Traurigkeit
und Angst) führt zu Eifersucht, Habgier oder Neid. Dabei können die
Zusammensetzungen der jeweiligen Gefühle individuell recht unterschiedlich sein
(z. B. 35% Wut, 40% Angst, 25% Traurigkeit). Und Sie können über ein und
dieselbe Sache wütend, ängstlich und traurig sein.
Lassen
Sie uns nun zurückkommen auf unser eigentliches Thema. Wenn Sie 4 Gefühle über
einen längeren Zeitraum miteinander vermischen, dann kommt es zum Burnout oder
nervlichen Zusammenbruch. Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter ist wütend, weil er
immer mehr Arbeit auf den Tisch bekommt und jeden Tag bis 20 Uhr im Büro sitzt.
Er hat gleichzeitig Angst, weil er befürchtet, die Arbeitslast nicht
termingerecht bewältigen zu können. Er ist traurig, weil er kaum noch Zeit für
seine Familie hat. Stellt sich die Frage, wie Freude in diese Vermischung noch
reinspielt. Nun, ein Burnout Kandidat kann z. B. ein Workaholic sein, der
unbewusst Freude empfindet, wenn er wieder eine Aufgabe fertig bekommen hat.
Oder er fühlt sich froh, weil er in 6 Monaten für 2 Wochen mit seiner Frau in
den Urlaub fährt. Die Auslöser für die 4 Gefühle können ganz unterschiedlicher
Natur sein.
Fakt
ist, dass beim Burnout diese 4 verschiedenen Gefühle über einen längeren
Zeitraum vermischt werden. Der Vorbote vom Burnout ist übrigens Stress. Damit
fängt es meist an.
Und
da es in der Regel als nicht angemessen angesehen wird, Gefühle zu zeigen,
drücken viele Menschen ihre Gefühle weg, um ein professionelles und seriöses
Bild abzugeben.
Um
einem Burnout zu entkommen, ist es entscheidend, Klarheit über die 4 Gefühle zu
bekommen und zu lernen, sie wieder klar getrennt voneinander zu fühlen und zum
Ausdruck zu bringen. Die Gefühle sind im Menschen fest installiert und dienen
uns eigentlich als Navigations-System, das uns zielsicher durch das Leben
führt. Nur leider gibt es in der Schule oder im Studium kein Fach „Gefühle – wie sie uns professionell dienen“.
Stattdessen lernen wir, die Gefühle wegzudrücken und eine möglichst hohe
Taubheitsschwelle zu erreichen. Lang
unterdrückte Gefühle sind jedoch wie ein Vulkan, der im Stillen brodelt.
Irgendwann explodiert er. Das können dann plötzliche, unkontrollierte
Gefühlsausbrüche sein, Burnout oder andere Krankheiten, die entstehen. Von
Ausschlägen, über Bluthochdruck bis hin zu Krebs ist alles denkbar. Warum
denken Sie, werden die meisten Menschen krank, wenn sie endlich länger Urlaub
haben oder schließlich in Rente gehen? Weil sie dann das starre Konstrukt, dass
sie den Rest der Zeit mit viel Energie aufrecht erhalten, etwas lockern und der
Körper endlich einmal sprechen kann, wie es ihm geht.
Burnout
ist ein Killer auf leisen Sohlen. Die meisten merken es erst, wenn es schon zu
spät ist. Stress im Job und im Familienleben sind heute so selbstverständlich,
dass es schon fast unnormal ist, wenn man nicht gestresst ist. Eine Einstellung
in unserer Gesellschaft, die den Burnout sehr fördert, ist die, dass viele
meinen, sie gelten erst etwas, wenn sie erzählen können, wie gestresst sie
sind. Dann nämlich, haben sie viel zu tun, sind wichtig, nicht abkömmlich und
erhalten so von anderen die notwendige Anerkennung und Bewunderung. Dass der
Zusammenbruch - in welcher Schwere auch
immer – vorprogrammiert ist, ist vielen nicht klar.
Wenn
ein Burnout-Kandidat (und auch jeder andere) jedoch wieder lernt, die Gefühle
bewusst zu fühlen, klar voneinander getrennt, dann dockt er wieder an seine
ursprüngliche Kraft an. Der erwachsene, menschliche Körper ist darauf
ausgelegt, 100% Maximum aller Gefühle zu fühlen und diese Energie zu nutzen.
Denn Gefühle sind neutrale Energie und Information, die uns professionell
dienen.
Ich
empfehle übrigens, nicht zu versuchen, die Gefühle zuhause auf dem Sofa nach
Feierabend selbst auszupacken und damit zu experimentieren, wie Sie diese
wieder klar fühlen können. Der Schuss kann sehr schnell nach hinten losgehen.
Lang unterdrückte Gefühle können mit einer enormen Wucht zurück kommen. Für
diese Arbeit ist daher ein geschützter Raum notwendig, in dem ein
professioneller Trainer und Coach Sie unterstützt. Sie brauchen jemanden, der selbst
vollen Zugang zu der Kraft der Gefühle hat und weiß, wo Sie gerade sind. Es
geht nicht um Katharsis, also darum, einfach die Gefühle wild raus zu lassen.
Es geht um bewusste Gefühlsarbeit und die Erschließung der darin liegenden
Kraft und des Potenzials.
Ein
Raum, in dem die Mitarbeiter regelmäßig genau diese Arbeit machen können, wäre
für jedes Unternehmen ein Gewinn. Ein Raum, in dem sie lernen, ihre Gefühle
wieder in Besitz zu nehmen und für ihren Job zu nutzen, anstatt sie
wegzudrücken. Ein Raum, in dem die Mitarbeiter wieder lernen die Kraft und das
Potenzial der Gefühle zu erschließen und für das Unternehmen einzubringen. Was
für ein unglaubliches, kreatives Potenzial würde dadurch in den Firmen zum
Tragen kommen! Wenn Ihre Firma für dieses Experiment bereit ist, lassen Sie es
mich wissen. Die Erfahrung zeigt, dass die Mitarbeiter nach genau diesem Raum
suchen, um nicht in die Burnout Falle gezogen zu werden.
(Autorin:
Nicola Nagel)
*Buchtipp: Falls Sie
mehr über die Weisheit und Kraft der Gefühle wissen möchten, empfehle ich Ihnen
das Buch „Die Kraft des bewussten Fühlens“ von Clinton Callahan.
NEUE WEGE ZUM ERFOLG GESTALTEN!
• www.viva-essenza.com •
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