Donnerstag, 14. Oktober 2021

3 Gängige Illusionen in Beziehung

Hoffst Du darauf, endlich erfüllende Beziehung zu leben, doch es gelingt Dir noch nicht so recht? Es gibt natürlich zahlreiche Faktoren, die notwendig sind, um erfüllende Beziehung erschaffen zu können. Neben bestimmten Fertigkeiten ist es jedoch entscheidend, im ersten Schritt zu klären, inwieweit Du Dich selbst täuschst und einer der 3 gängigen Beziehungs-Illusionen aufsitzt, die wir im Folgenden betrachten.

1.    Wenn mein*e Partner*in sich verändert, dann wird unsere Beziehung besser

Hattest Du diesen Gedanken auch schon einmal? Nun, die meisten hatten diese Hoffnung wohl schon. Doch es ist eine der größten Illusionen in Beziehung. Vielleicht hast Du es schon erlebt, dass Du frisch verliebt eine Beziehung eingegangen bist, doch nach einigen Wochen haben sich dann die tatsächlichen Eigenschaften, Muster und Verhaltensweisen der anderen Person gezeigt. Das ist meist die Phase der Irritation, wo wir uns fragen „Oh, so ist er/sie! Möchte ich mit dieser Person wirklich zusammen sein?“ Auch wenn Du bereits länger in einer Beziehung bist, kann diese Frage hochkommen, sobald Dir bewusst wird, dass Du nicht wirklich glücklich bist und von einer anderen Art von Beziehung träumst. Vielleicht bist Du froh, überhaupt in einer Beziehung zu sein, sodass Du über bestimmte Verhaltensweisen erst einmal hinweg schaust und denkst, das wird sich schon noch verändern.

Damit startet die Phase der Hoffnung. Du hoffst, dass Dein*e Partner*in sich verändert und beginnst, Dir alle möglichen Geschichten zu erzählen, z. B.: Er/sie wird sich ganz bestimmt verändern, wenn er/sie erst einmal Urlaub hat, sich entspannen kann, die Arbeit nicht mehr so stressig ist, die Person einen neuen Job gefunden hat, den Streit mit ihren Eltern, Geschwistern oder sonst wem geklärt hat, oder, oder, oder. Du beginnst die Beziehung an Geschichten, Bedingungen und äußere Umstände zu knüpfen und hoffst und hoffst und hoffst. Glaube mir, ich kenne das sehr gut von früher.

Es ist zudem sehr leicht, diese Perspektive einzunehmen, denn dann musst Du Dich selbst ja nicht verändern. Es liegt dann nur an der anderen Person, dass die Beziehung nicht erfüllend ist. In der Hoffnung auf Veränderung klammerst Du Dich derweil an die kleinen Momente, in denen es doch ganz schön ist, bevor wieder der nächste Stress auftaucht, Ihr auf Distanz seid oder in einer Gewohnheit nebeneinander her lebt.

Doch auch wenn es schmerzhaft ist, mach Dir bewusst, dass Du in diesem Modus in einer Illusion lebst. Dein*e Partner*in wird sich nicht plötzlich auf wundersame Weise verändern. Auch die Beziehung als solche wird sich nicht plötzlich auf wundersame Weise verändern. Wenn Du in Deiner Beziehung nicht glücklich bist geht es darum, die Frage einmal umzudrehen und Dich zu fragen „Warum habe ich diese Person in mein Leben gezogen? Was muss ich lernen oder an mir verändern, damit eine andere Art von Beziehung möglich wird?“ Dann kannst Du Dich auf Deinen persönlichen Entwicklungsweg machen, um zu lernen, wie Du erfüllende Beziehung auf Augenhöhe erschaffst.

Doch damit sind wir gleich bei der nächsten Illusion:

2.    Wen ich mich verändere, wird sich mein*e Partner*in automatisch verändern

Wenn Du Dich veränderst, verändert sich automatisch Dein*e Partner*in und damit Eure Beziehung. Das wäre schön, nicht wahr? Das jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn Du Deine Beziehung auf eine neue, erfüllende Ebene bringen möchtest und wirklich verpflichtet bist, Deine Themen anzuschauen, an Dir zu arbeiten und alte Muster und Mechanismen aufzulösen, die eine erfüllende Beziehung bisher verhindert haben, so ist das ein sehr entscheidender Schritt. Es ist tatsächlich der entscheidende Schritt. Neulich sagte jedoch ein Klient: „Ich habe gedacht, wenn ich mich verändere, dann verändert sich meine Partnerin automatisch mit und die Beziehung dadurch auch.“ Er dachte dabei an die sogenannte Formveränderung. Was hat es damit auf sich? Nun, zieh einmal folgendes Bild in Betracht:

Die Menschen in Deinem Umfeld kennen Dich mit bestimmten Verhaltensweisen und einer bestimmten Energie, haben sich daran gewöhnt und zum Teil auch angepasst. Lass uns einmal sagen, Du hast die Form A. Wenn Du nun  beginnst, an Dir zu arbeiten, verändern sich Deine Verhaltensweisen, Deine Energie, Deine Gedanken, Deine Struktur, etc. und Du beginnst, mehr Bewusstsein zu halten. Du nimmst sozusagen eine neue Form B an. Die Menschen in Deinem Umfeld können es möglicherweise nicht mit Worten erklären, doch sie spüren, dass irgendetwas anders ist. Mit der Zeit gewöhnen sie sich in der Regel daran.


Die Krux an der Formveränderung:

Zieh einmal in Betracht, dass Du mit Deiner aktuellen Partnerin/Deinem aktuellen Partner  zusammen bist, weil Du die andere Person aufgrund Deiner bisherigen Struktur, Energie, Verhaltensweisen und Muster angezogen hast. Wenn Du aufgrund Deiner Verpflichtung, erfüllende Beziehung zu leben, Dich nun in einen Veränderungsprozess begibst und dadurch  eine andere Energie und Struktur bekommst, ist die entscheidende Frage, ob Dein*e Partner*in bereit ist, auf die nächste Ebene mitzugehen. Es kann sein, dass er/sie begeistert über die Veränderung ist und auch beginnt sich zu verändern. Es gibt aber auch Menschen, die diesen Schritt nicht mitgehen können. Ich habe vor vielen Jahren selbst einen Partner gehabt, als ich  meinen persönlichen Veränderungsprozess begonnen habe. Nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass er meine Veränderung zwar spannend fand, er jedoch lieber in seinen alten Blase und seinen Mustern von gewöhnlicher Beziehung bleiben wollte und den Weg nicht mitgehen konnte. Es gibt Menschen, für die ist es zu gefährlich, ihre eigenen Themen anzuschauen. Obwohl sie sich erfüllende Beziehung wünschen, verharren sie deswegen lieber im gewöhnlichen Modus.

Jetzt ist natürlich die interessante Frage, was machst Du in so einer Situation? Entweder Du vertraust Deiner Veränderung, Deiner neuen Kraft und Klarheit, bleibst bei Deiner Verpflichtung erfüllende Beziehung zu leben und ziehst möglicherweise Konsequenzen, auch wenn es schwer fällt (das kann auch Trennung bedeuten). Oder aber Du legst Dein neue gewonnenes Schwert der Klarheit lieber wieder zur Seite, lässt Dich von Deinem Partner/ Deiner Partnerin in sein/ihr gewöhnliches Spiel hinein saugen und bleibst aus Bequemlichkeit und Gewohnheit auf dem alten Level stecken, weil Du lieber in irgendeiner Beziehung bist, als neu durchzustarten.

Das kann vor allem dann sehr leicht passieren, wenn Du Deine Gefühle nicht bewusst und verantwortlich nutzt und vor allem Deiner Angst nicht vertraust. Die meisten Menschen lassen sich von ihrer eigenen Angst lähmen und blockieren oder sagen „Ich habe Angst, also sollte ich es nicht tun. Die Angst warnt mich ja gerade, dass etwas Unbekanntes passieren wird.“ Mit der Sichtweise, dass Angst lähmend, blockierend und definitiv zu vermeiden ist, wirst Du keine klare Entscheidung für erfüllende Beziehung treffen können. Das ist einer der Gründe, warum viele Menschen in Beziehungen bleiben, in denen sie eigentlich nicht glücklich sind. Es macht ihnen Angst, für sich einzustehen, weil sie nicht wissen, wie ihr Leben dann aussieht.

Doch einmal in Betracht, dass die Angst eine großartige Gefühlskraft ist, die Dich planen lässt, Dich in neues Gebiet gehen lässt, Dich über Deine inneren Grenzen hinaus gehen lässt, Dich wach und präsent sein lässt und Du sie obendrein noch brauchst, um kreativ und innovativ zu sein. Es ist also absolut angemessen, Angst zu haben, wenn Du Dich veränderst und Entscheidungen triffst, weil Du nicht wissen kannst, was passieren wird. Hatte ich damals Angst, als ich die Konsequenzen gezogen habe? Ja, hatte ich. Doch ich habe trotzdem die Tür zu erfüllender Beziehung aufgestoßen und bin hindurch gegangen. Und wenn ich eines sagen kann, dann dass es sich wirklich gelohnt hat.

 

3.    Der Spezialfall: „Wir lieben uns ja, aber…“

Ich hatte in den letzten Monaten mehrfach den Spezialfall, dass Klienten gesagt haben, „Ich liebe meine*n Partner*in ja, aber mir fehlt trotzdem etwas und ich bin nicht glücklich“ Jedes Mal, wenn ich nachgefragt habe, was sie denn ihrer Meinung nach mit der anderen Person verbindet, war die Antwort „Wir sind sehr vertraut miteinander, weil wir uns schon länger kennen, einiges erlebt haben und es funktioniert ja auch einiges in unserer Beziehung.“

Die Sache ist die: Wenn Du erfüllende Beziehung leben möchtest, ist es entscheidend, dass Du auf 4 unterschiedlichen Ebenen genährt wirst. Das sind die physische, die intellektuelle, die emotionale und die energetische Ebene. Wenn Du zwar mit der anderen Person prima Gespräche führen kannst oder ihr gemeinsame Projekte durchführt (intellektuelle Ebene), doch Du bekommst keine Nahrung auf der physischen Ebene (ihr tauscht z. B. keine Nähe und Intimität aus, unternehmt in Eurer Freizeit nichts gemeinsam, was Dich nährt), dann steht die Beziehung schon auf wackeligen Füßen. Es ist wie bei einem Tisch. Wenn Du auf einer Ebene nicht genährt bist, ist das so, als würdest Du eines der vier Tischbeine absägen und der Tisch beginnt zu wackeln. Wenn die emotionale Ebene (z. B. authentisch Gefühle mitteilen, sich verletzlich zeigen, etc.) oder die energetische Ebene (z. B. gemeinsam Meditieren, Rituale pflegen, miteinander sein, etc.), dann auch noch wegfallen oder nur wenig genährt werden, dann beginnt der Tisch zu kippen.

Die einzige Frage die Du Dir stellen und radikal ehrlich beantworten darfst, lautet somit:
Bist Du in Deiner aktuellen Beziehung wirklich glücklich und genährt, ja oder nein?

Antworte nicht „vielleicht“, oder „ja, aber…“ oder „ein bisschen“, sondern ganz klar und einfach: ja oder nein. Wenn Die Antwort nein lautet, dann ist die nächste Frage: „Bist Du oder seid Ihr gemeinsam bereit, Dich/Euch auf den Weg der Veränderung zu begeben?“ Es geht immer nur um den nächsten Schritt.

Dein Leben ist kostbar. Deine Lebenszeit ist begrenzt. Sag nicht „Irgendwann kümmere ich mich darum.“ oder „Wenn die Umstände einmal anders sind, dann…“. Wenn Du wirklich erfüllende Beziehung leben möchtest, dann starte JETZT. Die Umstände im Außen sind nur eine Illusion und Ablenkung. Du bist mit einem freien Willen auf die Welt gekommen und Du bist frei zu entscheiden, was Du mit Deiner kostbaren Lebenszeit machst. Vergeude sie nicht in gewöhnlichen Beziehungen, in denen Du nicht glücklich und vollständig genährt bist, denn am Ende aller Tage bleibt nur eine Frage: „Hast Du wirklich gelebt und hast Du wirklich geliebt?“

Sobald Du Dich ernsthaft entscheidest, Dich auf den Weg zu erfüllender Beziehung zu machen, kann das Universum endlich in Aktion treten und Dir die nächsten Schritte liefern. Vertraue dem Prozess.

Ich wünsche Dir von Herzen zutiefst erfüllende Beziehung in Deinem Leben.










Herzlichst,
Nicola

 

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